Leistungen für das Allgemeinwohl

Es gibt immer wieder die Diskussion, was eigentlich „systemrelevant“ ist. Während der Finanzkrise 2008/2009 sollen es die Banken gewesen sein. Milliarden Euro wurden staatlicherseits in deren Erhaltung investiert. Doch noch heute leiden einige Banken unter dieser Krise. Nun kam die nächste Krise und hat sowohl an den Banken als auch an der gesamten Wirtschaft genagt. Und wieder stellte sich die Frage nach der Systemrelevanz. Wer jetzt dazu gehört, versucht luckx – das magazin aufzuhellen.

Anerkennung

Laut wurden sie beklatscht, die Helden an den Pflegebetten. Doch diese Anerkennung ging völlig daneben. Denn sowohl Pflegekräfte im Krankenhaus, im Alten- und Pflegeheim fehlt etwas, was zum Leben dazu gehört. Denn ohne ausreichende finanzielle Entlohnung lässt sich auch die größte Strapaze nicht ertragen. Dazu kommt, dass mehrere 10.000 Pflegestellen unbesetzt sind. Diese Arbeit erledigen die vorhandenen Pflegekräfte einfach mit. Oder besser gesagt: Müssen sie einfach mit erledigen. Doch die Finanzmittel für die Pflege werden seitens der Sozialversicherungen ohne Abzug die Dienstleistungsanbieter wie Krankenhäuser, Kliniken, Pflegereinrichtungen überwiesen. Das heißt: Auch wenn es weniger Pflegekräfte gibt, die Leistungen eigentlich geringer ausfallen, trotzdem wird vollumfänglich bezahlt. Mangelhafte Pflege ist ein erträgliches Milliardengeschäft.

Auch wenn das Thema Pflege in Deutschland in den vergangenen Monaten der grassierenden Corona-Pandemie oft behandelt worden, geändert hat sich nichts. Pflegekräfte in Krankenhäusern, die am Limit arbeiten, wurden in der medialen Berichterstattung häufig thematisiert. Eine Befragung von YouGov in Deutschland, Österreich und der Schweiz ergab, dass Pflegekräfte, wie Kranken-/Altenpfleger und Kranken-/Altenpflegerinnen, am meisten zum Allgemeinwohl beitragen. Österreicher und Schweizer sagen dies am häufigsten (93 Prozent bzw. 94 Prozent). Unter Deutschen sagen dies 90 Prozent. Über Ärzte sagen die Befragten dies mit 92 Prozent in Österreich, 91 Prozent in der Schweiz und 89 Prozent in Deutschland am zweithäufigsten. Laut Einschätzung der Befragten tragen Politiker und Politikerinnen am wenigsten zum Allgemeinwohl bei. Österreicher sagen dies am häufigsten (67 Prozent), Schweizer am seltensten (60 Prozent). Unter Deutschen machen 65 Prozent diese Angabe.

Bezahlung der Pflegekräfte

In Deutschland bewertet die Hälfte aller Befragten (49 Prozent) die Pflege in Deutschland als gut. 44 Prozent halten sie für schlecht. Damit sind Deutsche in ihrer Einschätzung bezüglich der Pflege im eigenen Land negativer eingestellt als ihre Nachbarn in Österreich und in der Schweiz: In Österreich halten 76 Prozent der Befragten die Pflege im eigenen Land für gut, in der Schweiz sagen dies sogar 84 Prozent.

Unter jenen Deutschen, welche die Pflege in Deutschland für schlecht halten (44 Prozent), sagen 88 Prozent, dass Beschäftigte in Pflegeberufen nicht angemessen bezahlt werden (vs. 82 Prozent der Gesamtbevölkerung), und 85 Prozent, dass Beschäftigte in Pflegeberufen nicht die Anerkennung erhalten, die sie verdienen (vs. 78 Prozent der Gesamtbevölkerung).

Eine große Mehrheit (79 Prozent) der Deutschen spricht sich für eine Erhöhung der Gehälter in Pflegeberufen aus, auch falls das für sie bedeutete, dass sich ihr Beitrag zur Pflegeversicherung erhöht. 14 Prozent sind dagegen.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 2.036 Personen in Deutschland, 1.005 Personen in Österreich und 1.001 Personen in der Schweiz zwischen dem 14. und 22. April 2021 mittels standardisierter Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse sind gewichtet und repräsentativ für die jeweiligen Bevölkerungen ab 18 Jahren.