Nach mehreren Sommern mit Sonnenschein konnten Urlauber in diesem Jahr häufiger durch Pfützen platschen. Doch was für viele ein großes Sommerärgernis war, brachte andere zum Freuen. Die Landwirtschaft konnte Jahren mit geringen Niederschlägen einiges wieder aufholen. Doch eine Trendwende scheint so richtig nicht in Sichtweite. Welcher Wein nun bei den Weinbauern im Keller gärt, hat luckx – das magazin recherchiert.
Arbeit und Geduld
2021 war kein einfaches Jahr für die Weinerzeuger in den 13 deutschen Weinbaugebieten. Dennoch ist der aktuelle Weinjahrgang aus qualitativer Sicht nach Aussagen des Deutschen Weininstituts (DWI) als gut einzustufen. Die geschätzte Erntemenge liegt mit bundesweit 8,7 Mio. Hektolitern nur leicht unter dem langjährigen Mittel.
„Die Winzerinnen und Winzer haben in diesem Jahr alles gegeben und die großen Herausforderungen, die insbesondere die vielen Niederschläge mit sich brachten, weitgehend gut gemeistert“, erklärte DWI-Geschäftsführerin Monika Reule. Nach aufwändigen Pflanzenschutzmaßnahmen im Sommer hielt der hohe Arbeitsaufwand in den Weinbergen bis zur relativ spät einsetzenden Weinlese an. Um gesundes Lesegut zu erhalten und die Trauben in den Genuss einer möglichst langen Reife kommen zu lassen, war viel Selektionsarbeit und auch Geduld gefragt. Bei den später reifenden Sorten wie dem Riesling dauerte die Lese bis Ende Oktober und wird bei einigen Betrieben noch in den November hineinreichen.
Aromatische und schlanke Weine
Die spätere Lese dieses Jahres hatte den Vorteil, dass die Aromen in den Beeren während der warmen Herbsttage und kühlen Nächte besonders gut ausgeprägt werden konnten. Entsprechend fruchtbetont präsentieren sich die 2021er Weine. Sie fallen zudem deutlich schlanker aus, als in den letzten sehr warmen Jahren und bringen eine frische, animierende Fruchtsäure mit.
Die Ertragssituation gestaltet sich in diesem Jahr regional sehr unterschiedlich. Je nach den mikroklimatischen Bedingungen und dem Erfolg der Pflanzenschutzmaßnahmen reichen die Erntemengen innerhalb eines Anbaugebietes von „extrem gering“ bis hin zu „außerordentlich gut“.
Auch unter den Anbaugebieten sind die Ertragsdifferenzen relativ hoch. So erwartet man am Mittelrhein und in Franken sehr gute Erträge, die rund ein Drittel bzw. zwölf Prozent über dem langjährigen Mittel liegen. In Baden dagegen haben Spätfröste vor allem im Süden des Gebiets für größere Ertragsausfälle gesorgt, sodass für das Anbaugebiet ein Ertragsminus von 20 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der letzten zehn Jahre erwartet wird. Mindererträge von 15 und zehn Prozent werden auch aus Saale-Unstrut und von der Nahe gemeldet.
Gute Erträge an der Ahr
In den übrigen deutschen Weinbaugebieten rechnet man mit Weinmosterntemengen, die sich in etwa auf dem Niveau des jeweiligen Durchschnittsertrags bewegen. Dabei freuen sich die Württemberger Weingärtner über einen Durchschnittsertrag, der trotz Spätfrost- und Hagelschäden deutlich über der außerordentlich kleinen 2020er Ernte liegt. Gleiches gilt auch für die Erzeuger von der Ahr, die dank der großen Hilfsbereitschaft und Solidarität von unzähligen Freiwilligen eine geschätzte Erntemenge von 39.000 Hektolitern einbringen konnten.
Europäische Erntemenge im Minus
In Anbetracht einer vergleichsweise kleinen europaweiten Weinmosternte 2021, die laut Schätzung der EU-Kommission mit 171 Mio. Hektolitern voraussichtlich 13 Prozent geringer als im Vorjahr ausfallen wird, sehen sich die deutschen Weinerzeuger mit ihrem Ernteergebnis in einer relativ guten Ausgangsposition auf dem heimischen und internationalen Weinmarkt.