Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung entwickeln sich von Schlagwörtern zu handfesten Nutzen. Denn die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Investments kommt auch in der Bauwirtschaft an. Und diese muss zwingen dermaßen ressourcenschonender werden, um attraktiv für zukunftsorientierte Anlagen zu sein, wie luckx – das magazin erfuhr.
Hoher Ressourcenverbrauch
Deutschland gehört weltweit zu den Top 5 Ländern mit dem höchsten Ressourcenverbrauch. Die Bau- und Immobilienwirtschaft nimmt dabei eine entscheidende Rolle ein. Laut Umweltbundesamt werden rund 90 Prozent der mineralischen Rohstoffe in der Immobilienwirtschaft verbaut. Außerdem ist sie für rund 55 Prozent des nationalen Abfallaufkommens verantwortlich. Ein Ansatz, diesen Ressourcenverbrauch drastisch zu senken, bietet das aus der Circular Economy stammende Cradle-to-Cradle-Prinzip. Dabei wird die Umweltwirkung eines Produkts lückenlos erfasst – und zwar von der Produktion über die Nutzung bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Produkt wieder entsorgt wird. Ziel ist es, dass die Umwelt in jeder der drei Phase so wenig wie möglich beeinträchtigt wird. Der Vorteil in der Baubranche ist, dass nach Ende des Lebenszyklus der Immobilie diese Materialien nicht mehr als Abfall enden, sondern für neue Projekte wiederverwendet werden können. Somit wird nicht nur die Abfallproduktion reduziert, sondern die Immobilie fungiert gleichzeitig als ein Materialdepot.
Nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip erbaute Immobilien leisten jedoch nicht nur einen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz. Es eröffnet ebenso betriebswirtschaftliche Vorteile, wenn das Wirtschaftswachstum vom Verbrauch endlicher Ressourcen entkoppelt wird. Kostenersparnisse ergeben sich unter anderem dadurch, dass viele Baumaterialien gar nicht erst von weit entfernten Produktionsstätten geliefert werden müssen.
Auswirkungen
Der ökonomische Vorteile wirkt sich auch direkt auf den Wert der Immobilie aus. So ergaben Studien von nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip erbauten Objekten, einen um bis zu 10 Prozent höheren Wert generieren konnten als vergleichbare Immobilien. Mit steigenden Rohstoffpreisen steigt auch Wert der Immobilie. Auch für private Hausbesitzer sind solche Steigerungen in Zeiten unsicherer Geldpolitik und steigender Inflation die Immobilie als Altersvorsorge interessant.
Um ein Objekt nach den Ansprüchen der Kreislaufwirtschaft zu entwickeln, muss der Ansatz jedoch ganzheitlich für den gesamten Lebenszyklus der Immobilien gedacht werden. Bereits bei der Konzeption müssen wiederverwendbare Materialien eingeplant und entsprechend vermerkt werden. Für die realwirtschaftliche Umsetzung ist es daher unabdingbar, dass es ein Kataster für die verwendeten Rohstoffe gibt. Denn nur, wenn einsehbar ist, wo, welche Ressourcen in Immobilien verarbeitet sind, können diese wiederverwendet werden. Erste Entwicklungen in diese Richtung präsentiert das Materialkataster von Medaster in Deutschland seit letztem Jahr.