Macht Tourismus Sinn?

Nach über zwei Jahren Corona-Pandemie kehrt sehr langsam wieder eine gewisse Regelmäßigkeit beim Reisen und im Tourismus ein. Obwohl schon einige Tourismusdestination von einem besseren Buchungsverhalten als 2019 sprechen, lässt sich erst am Ende dieses Jahres ein Vergleich anstellen. Kritisch diskutiert wurde nicht nur in den vergangenen zwei Jahren, ob der Tourismus viel zu hohe Umweltschäden verursacht. Luckx – das magazin recherchierte.

Rücksicht

Fliegen ist zu billig, verursacht zu hohe Umweltschäden und das wahre Reisen findet nur zu Fuß statt.“ Diese Sichtweise spiegelt das Reisen zu Luthers Zeit von vor 500 Jahren wider. Zu dieser Zeit war es ein sehr exklusives und anstrengendes Erlebnis, sich auf den Fuß-Weg nach Rom zu machen. Mit den heutigen Möglichkeiten der Mobilität und den Arbeitsbedingungen ist so eine Reise für viele Menschen möglich. Reisen wurde zu einem demokratischen Erlebnis.

Der Restart nach der Pandemie macht diese Sichtweise deutlich. Auf dem vor Kurzem stattfindenden Tourismusgipfel des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) wurden noch etwas anderes deutlich: „Tourismus ist nicht nur eine volkswirtschaftliche Größe, sondern vor allem auch eine Friedensindustrie.“ wie BTW-Präsident Sören Hartmann feststellte. Für Bundes-Wirtschaftsminister Habeck steht das Reisen im Gegensatz zu Unterdrückung und Abschottung, für kulturellen Austausch und Völkerverständigung: „Reisen ist Freiheit!“ Allerdings müsse der Tourismus künftig resilienter und nachhaltiger aufgestellt werden, um den drängenden Herausforderungen unserer Zeit, allen voran dem menschengemachten Klimawandel, bestmöglich begegnen zu können. Keine Branche sei so sehr auf eine intakte Umwelt angewiesen wie der Tourismus.

Corona, Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Die großen Themen für den Tourismus sind die Pandemie, der Ukraine-Krieg sowie Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Aber gerade das Thema Arbeitskräftemangel macht der Branche große Probleme. Bedingt durch die verschiedenen Lockdowns haben sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Branche abgewandt. Sicherlich einerseits, weil die Betriebe geschlossen werden mussten und die Ausfallzahlungen nicht zum (Über-) Leben reichten. Anderseits, weil generell die Arbeitsbedingungen in der Gastronomie und Hotellerie ein gewünschtes, normales Leben fast unmöglich machen. Die Branche unternimmt auch nichts, um hier für Abhilfe zu sorgen. Mit „das war schon immer so“ werden keine neuen Mitarbeiter gefunden.

In puncto Digitalisierung appellierte Hartmann an die Branche künftig „den Transrapid statt des Bummelzugs“ zu nehmen. Hier sei die Tourismuswirtschaft lange Zeit zu bequem gewesen und hätte den Anschluss an große internationale Digitalkonzerne verloren. Zwar habe die Branche aufgeholt, allerdings müsse das Thema Digitalisierung dringend weiter forciert werden. Der Megatrend Nachhaltigkeit hat für Hartmann ebenfalls höchste Priorität: „Die Klimatransformation ist vollkommen alternativlos. Unsere Branche muss das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit konsequent und auf allen Ebenen angehen. Wir müssen selbst aktiv werden, bevor uns die Politik in zu enge Korsette schnürt. Aber noch viel mehr aus eigenem Interesse an einem lebenswerten Planeten, intakter Natur und einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell Tourismus.“

Bilder

Ob die von Hartmann verwendeten Bilder der Branche genügend drive geben werden, bleibt abzuwarten. Denn Menschen haben ein Problem: Zwar ist ihnen das (wirtschaftliche) Problem bewusst. Doch nach einiger Zeit fallen sie wieder in ihre alten Verhaltensmuster zurück und es bleibt wie es war. Und das Bild vom Transrapid zeigt leider auch nur, dass ein Teil der deutschen Wirtschaft den Zug verpasst hat. Denn der Transrapid wurde gegen die Wand gefahren. Wäre die Idee umgesetzt worden, bräuchten wir heute weniger Kurzstreckenflüge. Vielleicht. Hätte, hätte . . . Im Nachhinein sind wir alle klüger.