Der Deutsche Richterbund teilte mit, dass 2022 rund 70.000 Klagen von Passagieren die Gerichte überlastet. Teilweise sind 90 Prozent der Klagen bei den zuständigen Amtsgerichten wegen Entschädigung bei Flugausfällen und -verspätungen anhängig. Es hört sich so an, als ob den Fluggästen die Schuld an den überlasteten Gerichten geben wird, recherchierte luckx – das magazin.
Klagewelle
Seit 2005 gibt es die europäischen Fluggastrechte. Im Reiserecht und Verbraucherschutz sind dies die Rechte für Flugreisende. Sie ergänzen die allgemeinen zivilrechtlichen Ansprüche von Passagieren und dienen vor allem dazu, Fluggesellschaften bei Flugunregelmäßigkeiten zu Ausgleichsleistungen zu verpflichten. Dabei werden Passagieren bei mehr als dreistündiger Flugverspätung oder Annullierung ihres Fluges eine Entschädigung von bis zu 600 Euro zugesprochen; abhängig von der Entfernung des geplanten Fluges. Nun scheint es aber so zu sein, dass viele Airlines die Entschädigung grundsätzlich nicht zahlten, um so Kosten zu sparen. Betroffene können dann beim Luftfahrtbundesamt Beschwerde einreichen oder in Deutschland den Klageweg beschreiten, wenn der Flug von einem deutschen Flughafen ausging. Im EU-Ausland muss dann die Klage dort durchgeführt werden, was viele Fluggäste scheuen. Zum Beispiel dauern Prozesse in Griechenland über vier Jahre, bis endlich ein Gerichtstermin stattfindet.
Verdrehte Welt?
Der Richterbund teilte weiterhin mit, dass die Klagewelle ursächlich mit den Fluggastrechteportalen zusammenhängt. Diese tragen die Schuld an den vielen Gerichtsklagen. Doch verwechseln die Richter hier nicht Ursache und Wirkung? Wenn eine Fluggesellschaft die verbrieften Rechte von Fluggästen nicht einhält, es Online Hilfestellung gibt um das Recht durchzusetzen, wieso sollen dann Fluggäste dieses Toll nicht nutzen?
Airhelp ist eines dieser Online-Portale, die versucht, Fluggastrechte durchzusetzen. Sicherlich ist es auch ein spannendes Geschäftsmodell. Doch, liebe Leserinnen und Leser, warum muss es erst solche Portale geben, damit Fluggäste – die nicht so bewandert mit unserem Rechtssystem sind – ihre berechtigten Ansprüche durchsetzen können. Wir haben im Folgenden das Statement von Tomasz Pawliszyn, CEO der weltweit größten Organisation für Fluggastrechte AirHelp gekürzt wiedergegeben.
Verantwortung
„Bei AirHelp unterstützen wir Fluggäste auf der ganzen Welt und arbeiten mit Fluggesellschaften zusammen, die die Verbraucherrechte achten. In diesen Fällen sind wir in der Lage, Ansprüche schnell und fair zu bearbeiten, ohne dass je ein Gericht sich damit befassen muss.
Wir sind schockiert über das derzeitige Verhalten einiger Fluggesellschaften in Deutschland. Dies macht das Land zu einem Negativbeispiel in Europa. Die Fluggesellschaften müssen unbedingt die Gesetze achten. Sind die Gerichte überlastet, lässt sich dies leicht dadurch beheben, indem die Fluggesellschaften ihren Teil zur Lösung der Fälle beitragen. Wir legen großen Wert darauf, die Gültigkeit der Ansprüche der Passagiere sicherzustellen. Wir prüfen jeden Anspruch anhand mehrerer Flugberichte und unserer eigenen umfangreichen Datenbank. Unsere fortschrittlichen automatisierten Systeme gewährleisten, dass die Forderungen unserer Kundinnen und Kunden berechtigt sind. Airlines wissen, dass sie unseren Daten vertrauen können. Ein Beweis hierfür: 90 Prozent der Fälle, in denen Fluggesellschaften sich weigern, Ansprüche ihrer Passagiere anzuerkennen, gewinnen wir vor Gericht. Wir von AirHelp werden weiterhin für die Rechte unserer Kundinnen und Kunden kämpfen.
AirHelp unterstützt Gerichte bereits
“Dabei ergreifen wir von unserer Seite bereits einige Maßnahmen, um die Justiz zu entlasten: Wir ziehen vor Gericht, wenn wir wissen, dass wir den Prozess in den jeweiligen Fällen gewinnen werden. Da wir uns des immensen Arbeitsaufwandes bewusst sind, unterstützen wir unser Team hier bereits mit auf KI basierenden Systemen, die einzelne Anträge auf Dokumente, Zuständigkeit und auch auf ihre Erfolgsaussichten vor Gericht prüfen. Auf diese Weise unterstützen wir die Gerichte, indem wir sicherstellen, dass die Ansprüche unserer Kundinnen und Kunden an die Airlines auch berechtigt sind. Unsere Fälle müssten nicht einmal vor Gericht verhandelt werden, wenn die Fluggesellschaften die Rechte ihrer Passagiere respektieren würden.”
Wo kein Kläger, da keine Klage: AirHelp sieht Verantwortung bei Airlines
“Die Verantwortung für die überlasteten Gerichte sehen wir bei den Fluggesellschaften, die Passagiere überhaupt erst in die Lage bringen, den Rechtsweg einschlagen zu müssen. Wären die Airlines kooperativer und würden sie die Rechte der Betroffenen achten sowie ihren Pflichten nachgehen, dann könnten Passagieren und Gerichten langwierige Prozesse erspart werden.”