Essen, Trinken, Morden

Wim Schneider ist zur Kur im Harz; genauer gesagt in Clausthal-Zellerfeld. Nun planen seine Schwester Sigrid und seine Kollegin Biggi ein Besuchswochenende beim kranken Kriminalhauptkommissar. Doch wie immer im Leben kommt alles anders als gedacht. Jedenfalls lässt Autor Mario Bekeschus ordentlich Aufregung in der Klinik veranstalten, wie luckx – das magazin sich durch 361 Seien las.

Zwischen Harz und Braunschweig

Während sich Wim Schneider im Harz von seiner Blasenoperation erholen soll, untersuchte Kommissarin Rosalie Helmer, unterstützt durch Kommissaranwärter Mads Johannsen, einen zweifelhaften Selbstmord in Braunschweig. Doch so richtig kommen beide nicht weiter. Erst als die Bestatterin die Leiche für die Beerdigung vorbereitet, fallen die frischen Bisswunden auf. Was steckt dahinter? Fragen über Fragen. Da der Tote vom Dach eines 10-Stöckigen-Hochhauses nahe dem Braunschweiger Bahnhof auf den Boden aufschlug, müssen die beiden Ermittler Etage für Etage abklappern, um an Informationen zu kommen. Die Spuren führen dann zu einem indischen Restaurant.

Kurschatten

Wie in einer Klinik üblich, bleibt auch Wim nicht vom Kurschatten verschont. Doch nicht wie üblich ist es das andere Geschlecht, dass ihn begleitet. Sondern der sexistisch veranlagte Ludger Pohl weicht nicht von seiner Seite. Diesen zieht es aber immer wieder zur Damenwelt und nähert sich ihr auch sehr anzüglich. Doch Ludger hat es auf die Yoga-Therapeutin abgesehen. Doch kurze Zeit später kommt die Yoga-Therapeutin bei einem mysteriöser Unfall ums Leben. Das ruft dann Wim auf den Plan und er forscht heimlich nach. Obwohl beide Fälle unterschiedlicher nicht sein könnten, überschneiden sich plötzlich die Spuren, und die Ermittler stoßen bei ihrer Suche nach den Hintergründen auf tragische Schicksale.

Seltsame Geschichten

Bekeschus hat zwar freundlicherweise kurz Kapitel verfasst. Doch darin springt er dann von Handlung zu Handlung. Das fordert vom geneigten Leser schon eine ordentliche Portion Anteilnahme am Geschehen, um den Faden nicht zu verlieren. Insbesondere beim Lesen vor dem Einschlafen, wie es der Autor gern macht. Auch die Charaktere sind schon seltsam für so einen Krimi zusammengesucht und wären für die Handlung nicht erforderlich gewesen. Ob Schwule, Lesben, Zuhälter, Prostituierte, Freier, Sexisten: Alle finden Platz. So ist es nicht verwunderlich, dass der Verlag vorab darauf verweist, dass in diesem Buch Darstellungen sexualisierter Gewalt enthalten sind.

Hinter Liebfrauen“ ist ein Regionalkrimi mit ungewöhnlich viel Tiefgang. Trotz der ernsten Thematik, kommt auch der Humor nicht zu kurz. Wer solche Krimis mag, findet hier das passende Buch für den Sommerurlaub.

Der Autor kennt sich gut aus in der Region. So hat er zwar die Klinik in Clausthal-Zellerfeld nicht benannt. Da es dort aber nur eine Klinik gibt, kann der Leser somit auch die Orte der fiktiven Handlung nachvollziehen. Und vom Braunschweiger Bahnhofsviertel mit den Iduna-Hochhäuser und dem Atrium-Bummelcenter ist der Weg nicht weit zu „Hinter Liebfrauen“. Damit es nicht bei der „Ortsbesichtigung“ zur Enttäuschung unserer Leser kommt sei erwähnt, dass die Harzer Klinik auf finanziell gesicherten Boden steht und das beschriebene Restaurant Hinter Liebfrauen nicht existiert. Doch es gibt viele andere Möglichkeiten; sowohl in Braunschweig als auch im Harz. Stadtbesichtigungen, Wanderungen, Erlebnisse vieler Art sind bieten sich zwischen Harz und Braunschweig an.

Mario Bekeschus: Hinter Liebfrauen, erschienen im Gmeiner-Verlag