Nun ist der Einsatz von IT in der Wirtschaft keine neue Sache. Auch in der Landwirtschaft werden verstärkt die Informationen digital verarbeitet. Wie die aktuelle Situation ist, zeigt die Messe Agritechnica in Hannover. Luckx – das magazin ist vor Ort.
Optimierung von Arbeitsprozessen
Sicherlich ist die Landwirtschaft noch weit hinter vielen anderen industriellen Branche zurück was die digitalen Prozesse anbetrifft. Ein Grund erscheint in der nicht unbedingt wiederkehrenden Form der Arbeitsschritte zu liegen. Doch um die wesentlichen Arbeitsprozesse in der Landwirtschaft weiter zu optimieren, sind digitale Systeme und der Einsatz von IT in den letzten Jahren ständig weiterentwickelt und mittlerweile auch praxistauglicher geworden. Der Landwirt hat damit zusätzliche smarte Entscheidungshilfsmittel zur Verfügung und kann somit auch wirtschaftlicher produzieren. Die Trends zum vermehrten Einsatz von digitalen Systemen und IT sind in der Landwirtschaft sowie in den vor- und nachgelagerten Bereichen weiterhin deutlich erkennbar. Zur Agritechnica 2023 werden fast 50 neue sowie weiterentwickelte Verfahren und Systeme in den Bereichen „Digitale Systeme und IT“ ausgestellt. Diese sind allesamt im Jahr 2024 auf dem Markt verfügbar. Die Neuheiten reichen von Fahrspurplanungen und Maschinenautomatisierungen über Managementsysteme und Apps bis hin zum Bewässerungs-, Pflanzenschutz- und Düngungsmanagement. Die Optimierung von ganzen Produktionsprozessen steht dabei meist im Vordergrund. Der Trend zu herstellerübergreifenden Lösungsansätzen ist klar erkennbar.
Automatisierung und Assistenz
Die Automatisierung von Arbeitsverfahren in der Außenwirtschaft schreitet rasant voran. Dabei werden häufig Kamerasysteme mit Sensor-Aktor-Kombinationen und unter Einsatz von KI genutzt, um den Fahrer bei der Arbeitserledigung zu unterstützen und gleichzeitig das Leistungspotenzial der eingesetzten Maschinen noch besser zu nutzen. Beispiele hierfür sind in diesem Jahr vollautomatische Anpassungen von Rodegeschwindigkeiten oder auch Überwachungssysteme für die Prozessqualität. Mit kamerabasierten System werden Werkzeugzustand und Scharverschleiß regelmäßig am Vorgewende untersucht. Damit kann ein Werkzeugaustausch frühzeitig eingeleitet und eine Störung verhindert werden. Das System ist zum Betrieb von autonomen Fahrzeugen essenziell, kann aber auch auf Standardschleppern zur Fahrerentlastung eingesetzt werden. Verfahren zur Fahrspurplanung und zum Vorgewendemanagement sind Stand der Technik. Mittlerweile gibt es allerdings auch Systeme, die dies automatisiert und optimierend vornehmen und herstellerübergreifend genutzt werden können. Ein deutscher Hersteller bietet eine Drohne mit Thermalkamera zur Spurplanung an. Damit kann eine kostengünstige Wildtierrettung, bei der die Retter nicht durch das hohe Gras gehen müssen, kombiniert mit geringer Futterverschmutzung realisiert werden.
Fahrerentlastung und Managementsysteme
Zeitgemäße Managementsysteme sollen einerseits die Arbeitsleistung steigern und andererseits den Fahrer entlasten. Bei den Neuheiten wird dabei auch der Traktor selber als Sensorsystem eingesetzt und kann dementsprechend Informationen über Feldgeometrien, Heterogenitäten im und auf dem Boden sowie über erforderliche Zugkräfte an ein Bordinformationssystem weitergeben. Dies hilft bei der Disposition und Nachverfolgung von Erntegütern. Neuartig stehen mittlerweile aber auch Managementsysteme für komplette Roboterflotten ohne menschliche Aufsicht beim Feldeinsatz zur Verfügung. Daraus ist zukünftig eine wesentliche Arbeitszeiteinsparung zu erwarten.
Zur Entlastung von Werkstattmitarbeitern bieten verschiedene Hersteller KI-unterstützte Systeme zur Ersatzteilerkennung oder auch AR-Brillen zur Unterstützung von Reparaturprozessen auf dem Feld an. Eine Systemsoftware zur Gesamtautomatisierung und Überwachung wichtiger herstellerübergreifender Prozesse bei Zugmaschinen und Anbaugeräten ist ebenfalls ausgestellt. Das System bietet offene Schnittstellen und auf eine Optimierung ausgelegte Vorausplanung über die sogenannte Agxeed Box. Damit können derzeit bereits Bodenbearbeitungsgeräte verschiedener Hersteller einbezogen werden. Der Optimierungsprozess beginnt mit einer effizienten und fehlerarmen Auftragsplanung und setzt sich bei der Arbeitserledigung über Sensor-Aktor-Kombinationen fort. Die z. B. bei der Bodenbearbeitung gesammelten Informationen können in die nachfolgenden Arbeitsschritte integriert werden.
Bewässerungs- und Nährstoffmanagement
Wassereinsatz und Nährstoffmanagement im Boden und in der Pflanze sind wesentliche Herausforderungen für eine nachhaltige, produktionsorientierte und zukunftsfähige Landwirtschaft. Das System Radicle Agronomics von Precision Planting LLC wurde bei den diesjährigen Neuheiten als besonders innovativ bewertet. Es besteht aus zwei Komponenten: Dies ist einerseits das System GeoPress, in dem die Bodenprobenmischung vollautomatisch verschlossen und georeferenziert wird. Damit ist eine wichtige Vorgabe zur Rückverfolgbarkeit gegeben. Die zweite Komponente „Radicle Lab“ besteht aus einem vollautomatischen, kalibrierfähigen und sich selbst reinigendem Bodenlabor auf einer Fläche von 3 x 3 Metern. Weitere Neuheiten in diesem Bereich beinhalten Entscheidungsunterstützungssysteme zum ressourceneffizienten und optimierten Einsatz von Wasser, Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln.