Ur-Polo

Es war die Zeit, in der noch nicht klar war, wohin die Marke Audi-NSU gehen soll. Mit NSU war sie mit dem Prinz 4 L und dem NSU 1000 und 1200 eher im sehr sportlichen Kleinwagen verankert. Mit dem Audi 100 aber in der oberen Mittelklasse verankert. Luckx – das magazin blickt zurück.

Modellentwicklungen von NSU

Ende der 1960er Jahre war die Hochzeit der sportlichen NSU 1000 TT und TTS, die bis heute noch auf Rennstrecken aktiv sind. Doch es waren eher Kleinwagen. Mit dem RO 80 und dem K 70 liefen dann Mittelklassefahrzeuge vom Band. Zwar wurde der K 70 von VW übernommen. Doch an Händler wurden die ersten Exemplare mit NSU Logo ausgeliefert, die später dann zu VW umdekoriert wurden. Denn NSU war in finanziellen Schwierigkeiten und wurde dann von Audi übernommen. Doch wo wollte, wo sollte sich Audi positionieren? Mit dem Audi 50 kam 1974 ein weiterer Positionierungsversuch auf den Markt. Zwar war er als Kleinwagen nach der Ölkrise 1973 damals der richtige Ansatz. Doch er passte dann doch nicht so richtig in die Audi-Range. Sein Konzept war wegweisend: geringer Verbrauch, Frontantrieb mit Quermotor, Zweitüren-Kombilimousine mit großer Heckklappe und umlegbarer Rückenlehne, kompakte Außenmaße sowie ansprechende Fahrleistung und Fahreigenschaften. VW übernahm dann das Konzept abermals mit dem baugleichen VW Polo in einfacherer Ausstattung.

Audi 50

Aktuell und vielseitig sollte er sein, der Audi 50 – und die Modellpalette mit Audi 80 und Audi 100 nach unten hin abrunden. Es sollte die schnellste Entwicklung eines Fahrzeuges sein. Innerhalb 21 Monatenschafften die Ingenieure bei der Audi NSU Auto Union AG das Fahrzeug auf die Räder zu stellen, allen voran Technikvorstand Ludwig Kraus: Man braucht einen Nachfolger für die bewährten NSU-Kleinwagen, deren Produktionsende absehbar ist. Die Entwickler haben dabei folgendes Ziel stets im Blick: „Ein zeitgerechtes Auto muss auch maßgerecht sein“, so ist es in der Konzeption zum Audi 50 nachzulesen. Schlüssel zum Erfolg ist der quer eingebaute Motor. Mit ihm schaffen die Ingolstädter ein Auto, das mit gerade einmal 3,49 Metern Gesamtlänge einen relativ großen Innenraum bietet. An den Start geht der „kleine Audi“, der nur 685 Kilogramm wiegt, in zwei Versionen: als Audi 50 LS mit 50 PS und Audi 50 GL mit 60 PS, beide mit 1,1-Liter-Motor. Der Audi 50 LS bringt es auf 142 Stundenkilometer, der Audi 50 GL auf eine Höchstgeschwindigkeit von 152 Stundenkilometern. Während die 50-PS-Variante Normalbenzin tankt, benötigt das um 10 PS stärkere Aggregat Superkraftstoff. Im Jahr 1977 ersetzt man diese Variante durch einen neu entwickelten 1.300-Kubikzentimeter-Motor, der mit Normalbenzin fährt. Die Designverantwortung für den Audi 50 übernimmt Hartmut Warkuß, der auch schon den Audi 80 gestaltet hat. Warkuß zeichnet um das Package von Ludwig Kraus eine zeitlos-filigrane Form.

Markteintritt

Den internationalen Medien präsentieren die Ingolstädter den Audi 50 im Sommer 1974 auf Sardinien. Bei den Händlern trifft er erstmals am 26. Oktober ein: der Audi 50 LS zum Preis von 8.195 Mark, der Audi 50 GL kostet 8.510 Mark. Geplant und entwickelt wird der „kleine Audi“ zunächst in Neckarsulm, später in der Technischen Entwicklung Ingolstadt, gebaut wird er schließlich im Volkswagen-Werk in Wolfsburg. Dort fahren bis zum 31. März 1975 exakt 43.002 Audi 50 vom Band, danach beginnt zusätzlich der Serienanlauf des fast baugleichen VW Polo. Im Sommer 1978 endet die Produktion des Audi 50, von dem insgesamt 180.828 Exemplare hergestellt werden. Fortan konzentriert sich Audi verstärkt auf Mittelklasse-Autos und darüber liegende Segmente. Auch wenn der Audi 50 nur wenige Jahre am Start war, so hat er doch das Kleinwagensegment im Volkswagen-Konzern etabliert: In seinen verschiedenen Generationen wurde der VW Polo millionenfach gebaut.