Alternativen notwendig

Die Herausforderungen beim Bauen werden immer umfangreicher. So klagen Bauunternehmer als auch Projektentwickler über die Vielzahl von Vorschriften. Nicht nur das. Wer in ganz Deutschland aktiv ist, muss in jedem Bundesland unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Dabei bleibt für viele wesentliche Aufgaben meist keine Zeit meint luckx – das magazin.

Maschineneinsatz

Nicht nur durch bestimmte Baumaterialien wird die Umwelt belastet. Auch der Einsatz von Baumaschinen führt weltweit zu jährlich mehreren hundert Millionen Tonnen an Kohlendioxid. Und das, obwohl immer mehr Länder, Kommunen und Unternehmen eine klimaneutrale Zukunft anstreben. Vor diesem Hintergrund schwenkt die Branche zunehmend von klassischen Dieselmotoren auf umweltfreundlichere Antriebe um. So haben sich zahlreiche Hersteller wie auch Anwender von Baumaschinen bereits zur Dekarbonisierung verpflichtet. So kündigte beispielsweise die Volvo-Gruppe an, ab dem Jahr 2040 nur noch Fahrzeuge auszuliefern, die komplett ohne fossile Brennstoffe angetrieben werden. Im gleichen Jahr will die Strabag SE, eines der größten Bauunternehmen Europas, entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette Klimaneutralität erreichen, was natürlich den Betrieb ihrer Baumaschinen einschließt.

Als mittlerweile feste Größe beim klimafreundlichen Antrieb von Baufahrzeugen und -maschinen können Elektromotoren eingestuft werden. Ob Bagger, Radlader, Walzen, Dumper oder Vibrationsplatten. Viele Hersteller bieten neue Lösungen aus ihrem immer wachsenden E-Portfolio. Gezeigt werden diese Maschinen während der kommenden Ausgabe der Bauma vom 7. bis 13. April 2025 in München. Laut einer Prognose des Analyse- und Beratungsunternehmens IDTechEx wird der weltweite Markt für elektrische Baumaschinen im Jahr 2042 einen Wert von 105 Milliarden Dollar haben.

Kompaktmaschinen

„Nach wie vor bieten sich für batterieelektrische Systeme in erster Linie Kompaktmaschinen an. Deren täglicher Energie- und Leistungsbedarf kann von einem Elektromotor und einer Lithium-Ionen-Batterie moderater Größe in Verbindung mit einer wohl definierten Ladestrategie gedeckt werden“, sagt Timo Feuerbach, Technischer Experte für Baumaschinen und Baustoffmaschinen beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). In diese Kategorie gehört als aktuelles und zukunftsweisendes Beispiel der Bobcat Konzeptlader RogueX2. Die vollelektrische Maschine arbeitet nicht nur lokal emissionsfrei, sondern nach Herstellerangaben auch vollständig autonom. Sie wurde in diesem Jahr mit dem renommierten Red Dot Design Award in der Kategorie „Design Concept“ ausgezeichnet. „Bei größeren und schwereren Baumaschinen stoßen E-Antriebe derzeit allerdings vielfach noch an technologische und – durch die Mehrkosten für die Elektrifizierung – auch wirtschaftliche Grenzen“, so Feuerbach. Hinzu kommen Herausforderungen bei der Stromversorgung und der Ladeinfrastruktur. So kann insbesondere bei Baustellen in ländlichen oder abgelegenen Gebieten die verfügbare Netzkapazität für den hohen Energiebedarf der E-Maschinen nicht ausreichen. Lange Ladephasen wiederum schränken die Betriebszeiten ein. „Die Branche sucht hier aktuell nach praktikablen und finanzierbaren Lösungen, beispielsweise durch den Einsatz von mobilen Ladeeinheiten und Schnellladestationen oder die Implementierung intelligenter Energiemanagement-Systeme“, beschreibt der VDMA-Experte.

Alternative Kraftstoff

Es zeigt sich: Für möglichst klimaneutrale Antriebe über die gesamte Breite des Bauwesens hinweg ist Technologieoffenheit gefragt. So kam beispielsweise eine von der Liebherr-Firmengruppe in Auftrag gegebene Lebenszyklus-Analyse zu dem Ergebnis, dass bei Mobilkranen der Betrieb mit hydriertem Pflanzenöl (HVO) das größte Einsparpotenzial an Treibhausgasen verspricht. Weitere Kraftstoffalternativen, die zur Dekarbonisierung der Baustellen beitragen können, sind Biodiesel, Biogas und E-Fuels.

Unternehmen und Forschungseinrichtungen widmen sich zudem der Entwicklung und Erprobung von wasserstoffbetriebenen Baumaschinen. So präsentierte das Liebherr Produktsegment Komponenten schon 2022 Prototypen von zwei Wasserstoff-Verbrennungsmotoren; eine Serienproduktion wurde für 2025 angekündigt. Darüber hinaus lotet die Branche auch die Einsatzmöglichkeiten von Brennstoffzellen aus. Zum Beispiel arbeiten General Motors und der Baumaschinenhersteller Komatsu zusammen an einem Wasserstoff-Brennstoffzellen-Modul für eine elektrischen Muldenkipper. Außerdem hat Komatsu als Konzeptmaschine einen mittelgroßen Hydraulikbagger mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-System entwickelt.

„Bevor alternative Kraftstoffe in großem Stil zum Einsatz kommen können, müssen jedoch noch Fragen zu deren Herstellung und Verteilung geklärt werden“, unterstreicht Timo Feuerbach. Für einen wirklichen Umweltnutzen sollten nach seinen Worten zum Beispiel die Pflanzenöle möglichst nur aus Pflanzen- und Speiseabfällen produziert werden und weitgehend flächendeckend zur Verfügung stehen. Ähnlich sehe es bei Wasserstoff oder E-Fuels aus. Neben der Gewinnung in ausreichenden Mengen aus CO2-neutralen Quellen sei auch hier der Aufbau eines umfassenden Verteilnetzes eine Vorbedingung.