Wer kennt sie nicht, diese Redewendung „bleib zuhause und nähre dich redlich“. Sie ist dem biblischen Sprichwort aus dem Psalm 37 abgewandelt. Sie bedeutet, dass man sich in seiner vertrauten Umgebung (zu Hause, im Land) auf ehrliche und verantwortungsbewusste Weise seinen Lebensunterhalt verdienen soll. Warum reisen dann Menschen trotzdem, fragt luckx – das magazin.
Aus Erfahrung lernen
Also, anstatt in ferne Länder zu reisen, um sein Glück zu suchen, sollen wir zuhause beispielsweise den Urlaub verbringen. Der Ursprung dieser Bibelwörter betont die Aufforderung, Geduld zu haben und sich nicht von den Erfolgen der „Bösen“ verführen zu lassen, weil diese keinen Bestand haben. Sicherlich lässt sich noch viel mehr an Weisheiten aus dem Psalm 37 herausholen. Doch eine verengte Sichtweise, wie sie in diesen Worten gepredigt wird, schafft keine Lebensverbesserungen. Heute kommen wir ohne neue Erfahrungen und Weitsicht nicht mehr aus. Und warum sollen wir nicht auf Reisen von anderen lernen? Denn damit können wir beispielsweise viele unserer Umweltherausforderungen in Angriff nehmen.
Emissionen beeinflussen
So zum Beispiel, wo unsere Emissionen beim Reisen entstehen. Gern wird immer die Reise an sich, also mit dem Flugzeug, dem Auto, der Bahn, dem Fuß oder dem Rad genannt. Aber auch in der Unterkunft entstehen direkte Emissionen, die sich beeinflussen lassen. Diese zu verringern, ist Aufgabe des Hoteliers. Denn alles, was in einem Hotel unmittelbar energiebedingte Emissionen verursacht, zum Beispiel Heizkessel, hauseigene Fahrzeuge oder Notstromaggregate, können beeinflusst werden. Hier entstehen Emissionen direkt auf dem eigenen Gelände. Daneben gibt es indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie, die bei der Erzeugung von zugekauftem Strom oder Fernwärme entstehen. Diese werden nicht selbst produziert, doch sie beeinflussen über deren Verbrauch die Qualität. Schwer einzuschätzen wird es mit den vor- und nachgelagerte Emissionen. Dieser Bereich berücksichtigt alle Emissionen aus den vor- und nachgelagerten Prozessen, ist daher oft am größten und gleichzeitig am schwersten greifbar. Hierzu gehören zum Beispiel eingekaufte Lebensmittel, Wäsche, Reinigungsmittel, Wasserbedarf, Geschäftsreisen deines Teams oder auch Abfall.
Gastgeber werden sich zuerst auf die direkten und indirekten Emissionen konzentrieren, weil sie hier die größte Einflussnahme vermuten.
CO₂-Bilanz erstellen
Für ein Hotelier ist die Erstellung einer CO2-Bilanz mit hohem Aufwand verbunden. Viele kleine Details sind zu berücksichtigen. Die Theorie – wie schon oben dargestellt – ist einfach, doch in der Praxis ist viel Aufwand damit verbunden. Wichtig ist, den Überblick zu behalten und die Bilanzierung strukturiert anzugehen.
Überblick verschaffen: Wo wird Energie verbraucht und wo entstehen Emissionen?
Messen und dokumentieren: Zählerstände, Rechnungen und Verbrauchsmengen.
Priorisieren: Welche Emissionsquellen sind besonders groß und gleichzeitig beeinflussbar?
Indikatoren festlegen: Definiere Kennzahlen
Ziele formulieren: Diese müssen messbar sein
Maßnahmen umsetzen: Jetzt geht es ans Eingemachte
Daten erfassen
Der Erfassung der Daten ist der wichtigste und schwierigste Teil der CO₂-Bilanzierung. Die meisten Hoteliers scheitern nicht an der Analyse, sondern am Start. Genau deshalb ist es entscheidend, erst einmal ins Tun zu kommen, auch wenn noch nicht alle Zahlen perfekt sind. Denn ohne belastbare Daten bleibt der CO₂-Fußabdruck nur eine Schätzung, mit der sich weder Prioritäten setzen noch Fortschritte messen lassen. Deshalb sollte zuerst mit den Bereichen begonnen werden, in denen leicht an Zahlen zu gelangen ist. Dazu gehören Zählerstände von Strom, Gas oder Fernwärme, Rechnungen für Heizöl oder Hackschnitzel sowie Verbrauchswerte der Fahrzeuge. Auch Einkaufsrechnungen helfen, Mengen und Verbräuche grob zu erfassen, zum Beispiel für Lebensmittel, Getränke oder Reinigungsmittel. Es ist empfehlenswert, die Daten möglichst monatlich oder quartalsweise zu erfassen, damit später Entwicklungen und Effekte von Maßnahmen zu erkennen sind.
Wie schon ausgeführt, ist die Erfassung vor- und nachgelagerte Emissionen die größte Herausforderung. Und in diesem Bereich wird es dann oft ungenau. Später kann hier genauer kalkuliert werden, wenn bei der Beschaffung Daten vom Vorlieferanten abgefragt werden können. In dieser Phase erwartet niemand, dass der Küchenchef auf die Kilogramm genau sagen kann, wie viel Rindfleisch im Jahr verbraucht wurden. Wichtig ist nur, dass mit realistischen Schätzungen gearbeitet wird und diese nachvollziehbar dokumentiert werden. Denn lieber eine gut begründete Annahme als gar keine Zahl. Jeder Schritt nach Draußen bringt dabei einen Gewinn. Deshalb müssen wir uns nicht nur um den Kirchturm bewegen, sondern außerhalb unser Komfortzone Erfahrungen sammeln. Wird fortgesetzt.