Plastikmüll

Seit Jahren berichten wir von luckx – das magazin über Mikroplastik. Als wir uns in der Redaktion erstmalig damit beschäftigten, war noch Unglaube vorherrschend. Sollte unser Plastikmüll tatsächlich nach Asien exportiert worden sein? Was geschieht dort damit? Landet der wirklich im Meer? Immer mehr verbessert sich die Nachrichtenlage. Ja, tatsächlich wird deutscher Plastikmüll exportiert – und landet im Meer. Dort wird er auch durch Wellen, Sand und Steinen immer weiter zerrieben. Ein Großteil treibt als Inseln durch die Weltmeere. Verzweifelt versuchen Umweltschützer und engagierte Unternehmen den Plastikmüll wieder aus den Meer zu fischen und einer Verwertung zuzuführen. Ein Umweg, der eigentlich vermeidbar wäre.

Doch nun kommt der Plastikmüll wieder zu uns zurück. Nicht nur als Mikrofaserjacke, sondern direkt auf den Tisch. Das ergaben Stichproben von Miesmuscheln, Heringen und Austern aus dem Hamburger Fischhandel. Die Meeresdelikatessen enthalten Mikroplastik. So die Ergebnisse einer Untersuchung der Süddänischen Universität im Auftrag von Greenpeace. Greenpeace-Mitarbeiter hatten die Meeresfrüchte und Fische im November gekauft. Sie stammen laut Händlerangaben aus Nord- und Ostsee sowie dem Nordatlantik. Die insgesamt 72 Tiere wurden anschließend im Institut für Biologie der Universität Süddänemark in Odense untersucht. In sechs von zehn Austern, in acht von 20 Miesmuscheln und in zwei von drei Heringen wurde Mikroplastik nachgewiesen. In ebenfalls untersuchten, ungepulten Nordseekrabben, Garnelen und Grönland-Shrimps fanden sich keine Mikroplastik-Partikel. „Alles Plastik, das in die Flüsse oder in die Meere gelangt, egal ob aus Kosmetik oder Verpackungen, wird irgendwann zu Mikroplastik und kann dann auf unseren Tellern landen“, sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace.

Weltweites Problem

Jährlich landen zwischen fünf und 13 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer – entweder als Mikroplastik-Partikel oder größere Plastikteile. Letztere werden durch den Einfluss von Wind, Wellen und UV-Strahlung zu Mikroplastik zerkleinert. Die Teilchen können von vielen Meeresorganismen nicht von Nahrung unterschieden werden und landen durch direkte Aufnahme oder über die Nahrungskette in Fischen, Muscheln, Garnelen und Krabben. Greenpeace Türkei hat erst kürzlich in einer umfangreichen Studie nachgewiesen, dass sich auch bei Muscheln, Garnelen und Fischen aus dem Mittel- und dem Schwarzen Meer Mikroplastikpartikel nachweisen lassen.

Spitzenreiter beim Plastikmüll

In Deutschland fallen jährlich über drei Millionen Tonnen Plastik-Verpackungsmüll an. Jeder Deutsche verursacht rund 38 kg Plastikmüll im Jahr, der Durchschnitt in der EU liegt bei 24 kg. Landen Teile des Plastikmülls anschließend in Muscheln und Fischen, können nicht nur die Partikel selbst, sondern auch anhaftende Chemikalien ein Risiko für Meeresorganismen und Menschen darstellen. Die gesundheitlichen Risiken sind derzeit Gegenstand der Forschung. „Solange es keine eindeutigen Ergebnisse gibt, muss das Vorsorgeprinzip gelten. Mikroplastik kann man nicht aus den Gewässern entfernen. Es ist höchste Zeit, Produktion und Verbrauch von Plastik drastisch zu reduzieren“, sagt Santen.