Im Jahr 2022 war es europaweit sehr schwierig Tomaten zu bekommen. Sogar in den Supermärkten Griechenland wurden belgische Tomaten angeboten. Die Wetterverhältnisse hatten anscheinend viele Ernten reduziert. Doch auf deutsche Teller macht der Tomatenverbrauch rund ein Viertel des gesamten Gemüseverbrauchs aus wie luckx – das magazin erfuhr.
Beliebtes Gemüse
Tomaten sind das mit Abstand beliebteste Gemüse der Deutschen und machen mehr als ein Viertel des gesamten Gemüseverbrauches aus. Auf den rund 400 Hektar Tomatenanbaufläche wurden rund 102.000 Tonnen Tomaten geerntet. Von dieser Fläche wird etwa ein Fünftel ökologisch bewirtschaftet, bei der Erntemenge entfallen gut 10 Prozent auf Biotomaten. Wir Deutsche verzehren dabei jeder etwas mehr als 31 Kilogramm. Insbesondere die Einführung der Rispentomate Mitte der 1990er Jahre hat zum Erfolg der Tomate beigetragen. Vorteil der Rispentomate ist, dass die Früchte bestimmter Sorten mit guter Haftung am Kelch und gleichmäßiger Ausreife länger an der Pflanze belassen werden können, ohne von der Rispe abzufallen. So können die Früchte ein Maximum an Nährstoffen aufnehmen, was vor allem dem Geschmack zugutekommt. Verbraucherinnen und Verbraucher wissen das zu schätzen und so dominieren heute Rispentomaten den Erwerbsanbau – vor allem kleinfrüchtige Sorten wie Cocktail- und Cherrytomaten.
Herkunft und Anbau
Tomaten stehen in Deutschland ganzjährig und in gleichmäßig großen Mengen zur Verfügung. Wenn nicht irgendwelche Probleme dazwischen kommen. Und deutsche Tomaten sind von März bis Dezember erhältlich. Obwohl sich die Menge der in Deutschland geernteten Tomaten allein in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt hat, liegt der Selbstversorgungsgrad mit frischen Tomaten bei nur 11,3 Prozent. Bezieht man auch verarbeitete Produkte mit ein sind es sogar nur 3,4 Prozent (Stand 2020). Der Nettoimport von Tomaten belief sich 2019 auf rund 695.000 Tonnen, Hauptlieferland waren die Niederlande, mit Abstand gefolgt von Spanien, Belgien, Marokko, Italien, Polen, Frankreich und der Türkei.
Mit einer Gesamtproduktion von 181 Millionen Tonnen sind Tomaten die bedeutendste Gemüseart der Welt. Nur rund ein Achtel dieser Menge entfällt auf Europa, während allein China für mehr als ein Drittel der Weltproduktion verantwortlich ist.
Die Tomate gehört zur Familie der Nachtschattengewächse. Sie ist eine krautige, einjährige, Wärme liebende und frostempfindliche Pflanze, deren Stängel und Blätter einen charakteristischen, durch ätherische Öle verursachten Geruch ausstrahlen. Je nach Sorte zeigt die Pflanze entweder ein begrenztes Wachstum (Buschtomate) oder sie wächst unbegrenzt bis 15 Meter Länge wie die heute in Gewächshäusern gezogenen Schnurtomaten.
Die Freilandkultur von Tomaten spielt im deutschen Erwerbsgartenbau so gut wie keine Rolle mehr. Die Anbauform benötigt höhere Temperaturen und mehr Sonnenschein als in Deutschland zu erwarten ist. Auch in südlichen Ländern stehen die Pflanzen vielfach unter einem transparenten Regendach oder im Tunnel, um sie vor der gefürchtete Kraut- und Braunfäule zu schützen. Der geschützte Anbau findet unter Schutzabdeckungen oder Glas statt. Die Bestäubung erfolgt in der Regel durch Hummelvölker, die in den Gewächshäusern freigelassen werden.
Eine ganzjährige Kultur ist in Deutschland nur mit einer Heizung möglich. Tomaten bevorzugen tagsüber Temperaturen von 18 bis 22 und nachts 14 Grad Celsius. Dafür gibt es eine computergesteuerte Klimaregelung, die auch Luftfeuchtigkeit, Wasser- und Düngergaben steuert. Im Erwerbsanbau wurzeln Tomatenpflanzen meist in Containern beziehungsweise Säcken, die mit natürlichen oder künstlichen Substraten gefüllt sind. Dabei handelt es sich in den allermeisten Fällen um Steinwolle, ansonsten kommen Perlite oder Kokosfaser zum Einsatz.
Egal, worin die Pflanzen stehen, wichtig ist für die erfolgreiche Tomatenkultur Folgendes: Der Boden beziehungsweise das Substrat sollte den Pflanzen mechanischen Halt geben, gleichmäßig feucht gehalten werden, gut durchlüftet sein und es sollten stets ausreichend Nährstoffe zur Verfügung stehen. Die Bewässerung erfolgt immer von unten direkt an den Fuß der Pflanze, damit das Laub keinesfalls nass wird. Das ist auch zur Vermeidung von Pilzkrankheiten wie der Kraut- und Braunfäule wichtig.
Da in Deutschland für den Tomatenanbau kaum noch chemische Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stehen bzw. diese im ökologischen Landbau gar nicht erlaubt sind, kommt solchen vorbeugenden Maßnahmen umso größere Bedeutung zu. Dazu zählen zum Beispiel die Klimaregulierung, ausreichend lange Fruchtfolgen, der Einsatz resistenter bzw. toleranter Sorten sowie optimale Kulturbedingungen und die Einhaltung von Hygieneregeln.
Ernte
Je nach Jahreszeit, Sortentyp und Ernteform (lose oder Rispe) werden Tomaten im Gewächshaus sieben bis zwölf Wochen nach der Pflanzung geerntet, wobei die Ernte im Allgemeinen zweimal pro Woche erfolgt. Wenn sie zum Zeitpunkt der Ernte nicht mehr dunkelgrün sind und ihre sortentypische Größe erreicht haben, reifen Tomaten nach. Während die Früchte bei Einzelfruchternte je nach Entfernung zum Bestimmungsort in der Regel vor der Vollreife geerntet werden, lässt man Rispentomaten an der Pflanze ausreifen. Einzelfrüchte werden mit Kelch geerntet und maschinell nach Größe und eventuell Farbe sortiert, verpackt und vorgekühlt. Rispentomaten werden mit Spezialscheren von der Pflanze abgeschnitten, wenn bei roten Sorten die jüngste Frucht orangerot ist und direkt endverpackt und vorgekühlt.