Wetzen, hopsen, schmeißen – so oder ähnlich ließen sich die Bundesjugendspiele zusammenfassen. Doch nun soll alles anders werden. Ob es noch Siegerurkunden und Ehrenurkunden geben wird, hat luckx – das magazin recherchiert.
Alles neu bei den Bundesjugendspielen?
Seit 1951 sind die Bundesjugendspiele fester Bestandteil der schulsportlichen Wettbewerbe. 1979 beschloss die Kultusministerkonferenz die jährliche Durchführung durch jede allgemeinbildende Schule und die Teilnahme daran für alle Schüler bis zur Jahrgangsstufe 10 für verbindlich. Bereits 2001 gab es mit der Einführung des Wettbewerbs und des Mehrkampfs eine Veränderung der Bundesjugendspiele. Zum Schuljahr 2023/2024 wird es wieder eine Veränderung hin zu einem kind- und entwicklungsgemäßen Angebot geben. Dabei ist das Ziel, die Bundesjugendspiele sollen für Kinder im Grundschulalter mehr Spaß und Motivation am Sporttreiben erhöhen. Auf Vergleiche soll verzichtet werden.
Drei Angebotsformen und drei Sportarten stehen bei den Bundesjugendspiele seit 2001 auf dem Programm. Neben dem traditionellen Wettkampf, welcher den meisten noch aus der eigenen Schulzeit bekannt sein wird, gibt es den Wettbewerb und den Mehrkampf. Neben der Leichtathletik können die Bundesjugendspiele auch im Schwimmen und Turnen angeboten werden.
Wettbewerb
Der Wettbewerb stellt ein besonders kind- und entwicklungsgemäßes Angebot dar, das vor allem in der Grundschule umgesetzt werden soll und eine große motorische Vielfalt abbildet. Aufbauend auf die schrittweise schwieriger werdenden Übungen aus dem Wettbewerb, kann dann der Wettkampf durchgeführt werden. Der Mehrkampf vereint alle drei Sportarten mit jeweils ausgesuchten Übungen aus den jeweiligen Übungen des Wettbewerbs. Für alle drei Angebotsformen gibt es Ehren-, Sieger- und Teilnahmeurkunden.
Mit der Entscheidung des Ausschusses für die Bundesjugendspiele und der Kommission Sport der Kultusministerkonferenz im März 2021 erhält der Wettbewerb künftig eine höhere Bedeutung. Ab dem Schuljahr 2023/2024 ist in den Klassenstufen 1 bis 4 in den Grundsportarten Leichtathletik und Schwimmen nur noch die Wettbewerbsform, anzubieten und durchzuführen. In der Grundsportart (Gerät-)Turnen gelten in allen Klassenstufen weiterhin die Wettkampf- und die Wettbewerbsform, wobei die Durchführung des Wettbewerbs in der Grundschule empfohlen wird. Der Mehrkampf bleibt bestehen. Für alle anderen Klassenstufen (ab Klassenstufe 5) ändert sich nichts. Für diese können in allen Grundsportarten alle drei Angebotsformen durchgeführt werden.
Mehr kindgerechte Inhalte
Mit dieser Entscheidung verstärkt der Ausschuss für die Bundesjugendspiele die konsequenten Umsetzungsformen kindgemäßer Inhalte und Zielsetzungen der mehrperspektivisch und prozessorientiert angelegten Bildungspläne des Sportunterrichts in den einzelnen Bundesländern. Denn bei den Bundesjugendspielen steht die Idee, sich zu bewegen, Freude zu haben und sein Bestes zu geben, ebenso wie die Fairness, Respekt, Teamfähigkeit und die Vermittlung von sozialen Kompetenzen im Mittelpunkt. Bei allen drei Angebotsformen geht es natürlich auch um Leistung und gemeinsames Wetteifern. Wettbewerb im Gegensatz zum Wettkampf bedeutet nicht, dass es sich um ein rein spielerisches Angebot handelt. Der Wettbewerb ist vielmehr als ein auf die Entwicklung der Kinder angepasstes sportliches Angebot zu verstehen. Für die jeweilige Leistung der Kinder und Jugendlichen werden in allen drei Angebotsformen und allen drei Sportarten Urkunden ausgegeben. Diese sind unterteilt in Ehren-, Sieger- und Teilnahmeurkunden, wobei die Ehrenurkunde mit der Unterschrift des amtierenden Bundespräsidenten versehen ist.
Für alle Kinder offen
Die Bundesjugendspiele sind offen für alle Kinder. Ebenso wie es bislang beim Wettkampf möglich war, können auch Kinder und Jugendliche mit Behinderung in allen drei Sportarten am Wettbewerb teilnehmen. Informationen hierzu finden sich im Handbuch für die Bundesjugendspiele sowie auf den Webseiten der Sportverbände. Der Ausschuss für die Bundesjugendspiele spricht sich explizit dafür aus, dass das Erkennen der eigenen Leistung und der eigenen Leistungsfähigkeit sowie der Umgang mit Niederlagen zur kindlichen Entwicklung gehören und im pädagogischen Kontext von Schule begleitet werden müssen. Ebenfalls ist es aus Sicht des Ausschusses für die Bundesjugendspiele essenziell, dass die Bundesjugendspiele in der jeweiligen Sportart langfristig im Sportunterricht vorbereitet werden müssen und ein wertschätzendes Miteinander gelebter Schulalltag sein sollte.
Fazit
Bei allen diesen Veränderung stellt sich die Frage, warum der Wettkampfgedanke gerade im Schulsport und insbesondere bei den Bundesjugendspielen herausgenommen wird. War es nicht immer Anreiz genug, auch einmal eine besondere Anstrengung zu erleben und dafür besonders belohnt zu werden? In vielen Diskussionen wird die mangelnde Leistungsbereitschaft der jungen Generation dargestellt. Insbesondere im Sport wird seit der Antike Leistung belohnt. Anerkennung ist der natürliche Anreiz etwas Außergewöhnliches zu Erbringen. Dies benötigt unsere Gesellschaft. Denn nur so ist ihr Erhalt garantiert. Es gilt für alle Bereiche. Nicht nur im Sport. Wenn wir Leistung nicht mehr anerkennen, wird es zu einer Leistungsverweigerung kommen. Das schadet dem Sport, der Wirtschaft und unseren gesamten sozialen Errungenschaften.