Es ist schon fatal für die Betroffenen und unsere Gesellschaft, wenn Hochbegabung nicht erkannt wird. Denn meist bringen diese Kinder eher schlechte Schulnoten nach Hause, weil Lehrer dieses nicht erkennen. Doch unsere Gesellschaft ist auf solche Mitmenschen angewiesen, wie luckx – das magazin weiß.
Lustlos
Wenn hochbegabte Kinder und Jugendliche schlechte Noten nach Hause bringen, keine Lust mehr zum Lernen haben oder sich sogar weigern zur Schule zu gehen, ist es höchste Zeit, dass Eltern und Lehrkräfte nach den Ursachen forschen. Um auf diese Situation aufmerksam zu machen, hat die Karg-Stiftung einen sich mit diesem Thema beschäftigenden Film (Regie: Annette Pilawa, Berlin) initiiert. Schauplatz ist das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium (AvH-Gymnasium) in Greifswald. Gemeinsam mit Betroffenen, Lehrkräften und Eltern wurden die damit verbundenen Herausforderungen gestaltet.
Underachievement
„Underachiever sind erwartungswidrige Minderleister. Tatsächlich sind das so fähige Köpfe, die aus unterschiedlichen Gründen, nicht in der Lage sind, das zu aktivieren, was in ihren Köpfen ist“, erklärt Uwe Röser, Koordinator des Schulzweiges „Hochbegabung“ und Studienleiter am AvH-Gymnasium. Die Ursachen liegen in der Regel im familiären oder schulischen Kontext. Neben Schwierigkeiten in der Schule können auch schwerwiegende psychische Probleme die Folge von Underachievement sein. Die Idee, einen Film über die Arbeit am AvH-Gymnasium zu drehen, entstand im Austausch mit dem Team um Uwe Röser und der Karg-Stiftung. Hier wurde erkannt, wie sehr Underachievement die Betroffenen belastet. Das große Engagement der Lehrkräfte und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern haben einen Film ermöglicht, der einen unmittelbaren Einblick in die Thematik gibt. Es wird deutlich, was möglich ist, wenn das Problem erkannt und die richtigen Maßnahmen ergriffen werden. Denn es ist immer noch so, dass Eltern und Lehrkräfte nicht erbrachte Leistungen und das eigentlich vorhandene Leistungsvermögen von Kindern und Jugendlichen nur selten mit dem Phänomen Underachievement in Verbindung bringen.
Begabung fördern
Hintergrund der Zusammenarbeit zwischen der Karg-Stiftung und dem AvH-Gymnasium ist das Qualifizierungsprojekt Karg Campus Mecklenburg-Vorpommern. Hier engagiert sich die Stiftung bereits seit vielen Jahren unter anderem für die Wissensvermittlung im Umgang mit Underachievement. Ein begabungsgerechtes Bildungssystem muss auch das Phänomen Underachievement im Blick haben. Um betroffenen Kindern und Jugendlichen mit zielgerichteten Maßnahmen helfen zu können, muss das Underachievement zunächst erkannt werden. Das setzt in der Begabtenförderung qualifizierte Lehrkräfte voraus, die sich dieser Schülerinnen und Schüler annehmen, ihnen wieder eine Perspektive vermitteln. Dazu gehört es, ihnen wieder Vertrauen in sich selbst zu geben und sie zu motivieren, damit sie sich wieder Ziele setzen und ihre Stärken verfolgen können. Aber auch für die Lehrkräfte selbst ergeben sich daraus Chancen: „Mit dem Programm kann man auch erfahrenen Kollegen helfen, zurückzufinden zu den ursprünglichen Wurzeln dieser Entscheidung, Lehrerin und Lehrer zu werden“, sagt Uwe Röser.