In wenigen Tagen werden die Leistungsbeweise an die Schülerinnen und Schüler ausgeteilt: it´s Zeugnistime. So manch ein Schüler – oder auch Schülerin – wird mit entsetzen auf das Halbjahresergebnis schauen. Da wurde viel gearbeitet, doch das Ergebnis spiegelt die Arbeit nicht wider. Frust macht sich breit.So fühlen sich Jugendliche im Schulalltag vor allem wegen des hohen Anspruchs an sich selbst gestresst. Hierdurch verspüren sie deutlich mehr Druck als wegen der Angst vor schlechten Noten oder wegen zu vieler Hausaufgaben. Auch die Erwartungen der Eltern und Lehrer lösen weniger Stress aus als die eigenen Ansprüche. Die bevorstehende Zeugnisvergabe trägt ebenfalls dazu bei, dass sich Schülerinnen und Schüler unter Druck gesetzt fühlen. Das hat eine aktuelle forsa-Umfrage ergeben. Mehr noch als bei Lehrern und Freunden suchen Jugendliche Unterstützung bei ihren Eltern, wenn der Stress zunimmt.
Stress im Schulalltag
Stresssymptome schon bei den Jüngsten – Schulpsychologen beobachten mit Sorge, wie Schülerinnen und Schüler unter dem alltäglichen Druck auf sie leiden. Eine permanente Belastung bestätigt nun auch eine aktuelle bundesweite Studie unter 526 Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Überraschend: Nicht Eltern oder Lehrer üben Druck aus, sondern die Jugendlichen selbst. 63 Prozent der befragten jungen Leute möchten gern von sich aus besser in der Schule sein.
Mädchen empfinden mehr Stress als Jungen
Auffallend: Mädchen legen den Maßstab an sich selbst mit 73 Prozent der Befragten erheblich höher an als Jungen (54 Prozent). Sie haben zudem häufiger als Jungen Angst vor schlechten Noten (52 Prozent zu 38 Prozent). Und: Die bevorstehende Zeugnisvergabe lässt auch die Anspannung bei den Jugendlichen steigen. Dies trifft auf ein Drittel der Schülerinnen und Schüler zu, die sich mindestens einmal pro Woche gestresst fühlen.
Insgesamt fühlen sich drei Viertel der befragten Jugendlichen (72 Prozent) mindestens einmal pro Woche wegen der Schule gestresst, jeder Vierte (28 Prozent) sogar an mehr als drei Tagen. Neben dem Wunsch, sich zu verbessern, sagt mehr als die Hälfte der jungen Leute (56 Prozent), dass sie viel lernen müssten. Auch die Menge der Hausaufgaben verursacht Stress. 46 Prozent gaben diesen Grund an. Bei beiden Aspekten waren es wiederum die Mädchen, die sich dadurch mehr gestresst fühlten.
Stressauslösend für junge Leute wirken auch Mitmenschen ihres direkten Umfeldes. Ein Drittel der Jugendlichen sagte, der Druck seitens der Lehrer sei anstrengend. Ansprüche der Eltern hingegen werden nur von jedem Fünften als stressig empfunden. Immerhin 15 Prozent der Heranwachsenden gab an, dass sie wegen anderer Jugendlicher Stress in der Schule hätten.
Hilferuf an die Eltern
Fühlen sich die Jugendlichen vom Schulalltag gestresst, wünschen sie sich vor allem die Unterstützung ihrer Eltern. 89 Prozent gaben dies an. Diese hohe Zahl sinkt auch mit zunehmendem Alter der Teenager nur marginal. Bei den 12- bis 13-Jährigen waren es 93 Prozent, bei den 16- bis 18-Jährigen immer noch 88 Prozent. „Ich bin überrascht, dass auch von den älteren Schülerinnen und Schülern so viele zu allererst Hilfe bei den Eltern suchen, wenn es in der Schule stressig wird“, sagt Max Kade, Pädagogischer Leiter des Studienkreises. „Wenn Jugendliche einen guten Draht zu ihren Eltern haben und diese die Situation ernst nehmen, besteht eine gute Chance auf einen gesunden Umgang mit dem Stress“. Auch den Lehrern kommt eine wichtige Rolle zu, wünschen sich doch fast zwei Drittel der 12-bis 18-Jährigen (59 Prozent) bei Stress Unterstützung seitens der Schule. Max Kade: „Jugendliche haben vor allem Stress durch ihren eigenen Anspruch. Dieser spiegelt wohl aber auch die Erwartungshaltung ihres sozialen Umfelds wider. Eltern und Lehrer spielen deshalb eine wichtige Rolle, wenn es um das ‚Entstressen‘ der Schülerinnen und Schüler geht.“