Der eine ist bekannt, alle 8-Tausender und vieles mehr erwandert und erabenteuert zu haben. Der andere hat darüber geschrieben und ist selbst in vielen Regionen gewandert. Reinhold Messner vorzustellen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Jörg Bornmann ist nur Insidern mit seinem Magazin Wanderfreak bekannt. Luckx – das magazin traf Bornmann in München.
Online Magazin
Mit Jörg Bornmann und luckx – das magazin besteht schon wie auch zu vielen anderen Online-Herausgebern eine langjährige Freundschaft. Auf einer der beiden wesentlichen Outdoor-Messen, die Outdoor in Friedrichshafen oder die ISPO in München, trafen wir erstmalig aufeinander. Wann das war, erinnert sich keiner von uns beiden mehr so genau. Eigentlich war es schon „immer“. Nun ist eines der Magazine von Jörg 18 Jahre „on air“, wanderfreak.de So ist es der passende Anlass, einmal einen Kollegen „über den grünen Klee zu loben“. Doch das ist nicht notwendig. Denn, das er erfolgreich mit seinen Magazinen am Markt ist, haben auch andere erkannt. Dazu später mehr.
Im April ist wanderfreak.de 18 Jahre online. Jörg Bornmann, Herausgeber von wanderfreak.de, radlfreak.de und genussfreak.de war in 2006 einer der ersten, die sich trauten ausschließlich, auf das damals oftmals noch wenig akzeptierte Internet zu setzen. Wir haben uns mit Jörg Bornmann, der auch als Gastautor für unser luckx.de tätig ist, über die Anfänge und die Zukunft der Online-Medien unterhalten.
luckx.de: „Jörg zunächst einmal herzliche Glückwünsche zur Volljährigkeit. Wie bist Du auf die Idee gekommen mit wanderfreak.de ein Online-Magazin ins Leben zu rufen?“
Jörg Bornmann: „Ich hatte die Idee bereits einige Jahre früher. 2002 oder 2003 habe ich mir überlegt Wandertouren so aufzubereiten, dass man online Portale nutzen kann, um seine Touren zu planen und zu wandern. Es ist vielleicht schwer sich zurückzudenken in eine Zeit, in der Mobiltelefone bzw. Smartphons nicht zum alltäglichen Leben gehörten. Aber das gab es wirklich.“
luckx.de: „Wie ist dann aus den ersten Ideen der Entschluss gereift wanderfreak.de ins Leben zu rufen?“
Jörg Bornmann: „Das war ein Prozess über mehrere Jahre. Ich habe mir zunächst einmal ein Bild über den Sportartikel Markt verschafft und danach auch Tourismusmessen besucht und mit den dortigen Entscheidern aus den Destinationen gesprochen. Doch ganz ehrlich, hätte ich auf die Gesprächspartner gehört, würde es heute keinen der drei Freaks geben.“
luckx.de: „Gab es Widerstände?“
Jörg Bornmann: „Widerstände im Sinne, dass man gegen mich und einige andere Kollegen mit ähnlichen Ideen, gearbeitet hätte gab es nicht. Es war eher so, dass man über uns gelächelt hat, uns und unsere Ideen nicht beachtet hat. Ich hatte einmal ein Erlebnis auf der damaligen Outdoormesse in Friedrichshafen. Ich stand mit zwei Kollegen während einer Abendveranstaltung an einem Stehtisch. Am Nachbartisch war eine Gruppe von PR- und Marketingmitarbeitern eines großen deutschen Rucksackherstellers. Dort fielen die Worte: ‚Nur Online, das kann nie funktionieren. Ich wette, dass die im nächsten Jahr nicht mehr hier sind.‘ Man muss bedenken es gab damals im Deutschen den Begriff Blogs noch nicht. Die ersten Blogs kamen in der deutschen Sprache etwa 2011 auf.“
luckx.de: „Eine komplette Fehleinschätzung. Kamen später dafür Entschuldigungen?“
Jörg Bornmann: „Nein, aber ich denke, dass sich diejenigen an ihre Aussage später nicht mehr erinnern konnten. Ich konnte es aber nie vergessen. Ich werde mich immer daran erinnern, dass mir nur wenige eine Chance einräumten allein mit einem Online-Magazin Erfolg haben zu können.“
luckx.de: „Wie wurde dann aus dem geplanten Tourenportal ein Online-Wandermagazin?“
Jörg Bornmann: „Das war die Zeit, in der auch Portale wie Outdooraktive und kurze Zeit später Komoot auf den Markt kamen. Ich selbst bin kein Techniker, ich bin ein kreativer User. Die Technik muss funktionieren. Ich hatte auch nicht die Möglichkeit und den Wunsch eine technische Abteilung aufzubauen, die das hätte leisten können. Daher ist die Entscheidung nicht schwer gefallen komplett in die Richtung der klassischen Printmagazine zu gehen, transferiert aufs Internet.“
luckx.de: „Daher kommunizierts Du auch weiterhin den Begriff Online-Magazine?“
Jörg Bornmann: „Ein überzeugte Jein. Es kam dann ab 2011 die Zeit, in der Blogs in einer Menge aufpoppten, die es auch den Marketingleuten schwer machte, die Spreu vom Weizen zu trennen. Ich bin dann ganz bewusst beim Begriff Online-Magazin geblieben, um mich etwas abzugrenzen. Außerdem habe ich ja etwa ein Dutzend freie Journalisten. So war ein gewünschter Unterschied zu den meisten Blogs da.“
luckx.de: „Du hast aber kein Problem mit dem Begriff Blog?“
Jörg Bornmann: „Nein überhaupt nicht. Es hat bereits eine Säuberung der Szene stattgefunden. Inzwischen ist auf vielen Blogs guter Journalismus selbstverständlich. Die Begriffe Online-Magazin und Blog verschwimmen immer mehr. Und ich bin mit meinen Freaks ja bereits mehrfach bei der Wahl zum Reiseblog des Jahres ausgezeichnet worden.“
luckx.de: „Stimmt, kannst Du uns mehr darüber erzählen?“
Jörg Bornmann: „Jährlich findet pünktlich zur Tourismusmesse ITB in Berlin eine Wahl zum Reiseblog des Jahres statt. Wahlberechtigt sind andere Reiseblogbetreiber, Reisejournalisten, PR-Agenturen aus dem Travel-Bereich, Destinationen, Reiseredaktionen. Dabei werden die besten deutschsprachigen Reiseblogs gewählt. Und, hier muss ich sagen, wir als Team haben es bereits mehrfach unter die TopTen der Reiseblogs geschafft, in den vergangenen zwei Jahren sogar jeweils mit allen drei und 2024 war wanderfreak.de mit Platz zwei auf dem Siegertreppchen.“
luckx.de: „Gibt es weitere Projekte, die Du in dem Zusammenhang angehen möchtest?“
Jörg Bornmann: „Wir arbeiten bereits an unserem Projekt ‚Mit dem Genussradler durch…‘. Hier möchten wir zwei Trendthemen im Tourismus, Fahrradreisen und kulinarischer Urlaub, noch enger verknüpfen. Ich hätte auch viel Spaß an einem Podcast, allerdings scheue ich im Moment ein wenig den Zeitaufwand, wenn man das vernünftig machen möchte. Die drei Freaks dürfen darunter niemals leiden, weil dann die Zeit fehlt.“
luckx.de: „Siehst Du Dich auch als Influenzer?“
Jörg Bornmann: „Eindeutig NEIN! Wir haben übergreifend über die diversen Kanäle wohl mehrere 100.000 Follower, aber auch da sind wir wieder mein Thema Arbeitszeit. Es ist mir persönlich sehr wichtig die Qualität der Online-Magazine zu halten oder möglichst noch zu steigern. Wenn ich jetzt einen größeren Anteil meiner Arbeitszeit in den Bereich Social Media investiere, würde die Qualität in anderen Bereichen leiden.“
luckx.de: „Magst Du noch einen Ausblick wagen, vielleicht mit dem Hintergrund KI.“
Jörg Bornmann: „Generell glaube ich, das KI eine Arbeitserleichterung und ein Hilfsmittel sein kann. Selbstverständlich müssen die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden, dass Missbrauch möglichst geringgehalten wird. Nehmen wir doch einmal unsere Textkorrektur, die wir alle nutzen, ohne weiter nachzudenken. Sie hat unser Leben doch erleichtert, vielleicht macht Sie uns nicht schlauer, aber sie unterstützt unsere Arbeit. Ähnliches gilt für Übersetzungsprogramme und auch weitere Schritte bei der Anwendung von KI sehe ich eher als Unterstützung, denn als Konkurrenz. Ich habe es die letzten 18 Jahre erlebt, dass sich Qualität durchsetzt. Das war schon immer so und ich gehe davon aus, dass dies auch so bleibt.“