Wo sind die Au-pairs?

Anscheinend ist die Nachfrage nach Au-Pair in den Familien wieder vorhanden. Auch junge Menschen möchten gern die Chance nutzen und in andere Kulturen eintauchen. Doch anscheinend gibt es ungeahnte Hindernisse, wie luckx – das magazin recherchierte.

Einreiseerschwernisse

Ein Au-pair bezeichnet junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, die für eine begrenzte Zeit bei einer Gastfamilie im Ausland leben. Das Au-pair-Mädchen oder der Au-pair-Junge unterstützt die Familie bei der Kinderbetreuung und leichten Hausarbeiten und lernt im Gegenzug Kultur und Sprache des Gastlandes kennen. Also eine gute Sache, oder? Insbesondere dann, wenn wie in der Bundesrepublik Deutschland Arbeitskräfte händeringend gesucht werden. Und wenn Vater und Mutter arbeiten wollen oder müssen, übernimmt das/der/die Au-pair die Kinderbetreuung und kümmert sich um einigen anderes. Doch die wechselhafte Visapolitik der Bundesregierung erschwert Au-pairs die Einreise nach Deutschland. Im Jahr 2023 erhielten weniger Au-pairs ein Visum als im Vorjahr. Zudem gab es mehr Gastfamilienwechsel. Viele Familien wünschen und brauchen die Unterstützung durch ein Au-pair und werden enttäuscht. Weil sie die Nachfrage nicht befriedigen können, geben Au-pair-Agenturen ihr Geschäft auf – zum großen Schaden des Austauschprogramms. Eine Umfragestudie beleuchtet die Hintergründe.

Herkunftsländer

Im Jahr 2023 reisten rund 13.500 ausländische Au-pairs nach Deutschland – etwas weniger als im Vorjahr. Die drei wichtigsten Herkunftsländer sind derzeit Madagaskar, Kolumbien und Indonesien. An vierter Stelle sticht Indien hervor: 2023 wurden über 500 Au-pair-Visa aus dem bevölkerungsreichsten Staat ausgestellt und der Boom hält an. Aus bewährten Ländern wie Nepal, Tadschikistan, Simbabwe, Togo, Kamerun und Marokko kamen nur noch wenige Au-pairs, weil sie kein Visum erhielten.

Au-pairs wechseln häufiger die Gastfamilie

Der Personal- und Fachkräftemangel in Deutschland hat die Erwartungen und Ansprüche der Au-pairs verändert. Zudem führt die große Auswahl an Gastfamilien dazu, dass Au-pairs ihren Aufenthalt häufiger anpassen. Sie orientieren sich daran, wie sie perspektivisch eine Ausbildung oder ein FSJ anschließen können und werden teilweise sogar abgeworben. Viele erhoffen sich in einer neuen Gastfamilie, an einem anderen Ort bessere Bedingungen und sind ohne die Betreuung durch eine Full-Service-Agentur eher bereit, den Vertrag zu kündigen und in vermeintlich idealere Verhältnisse zu wechseln.

Weniger deutsche Au-pairs im Ausland

Auch der Outgoing-Bereich hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Zahl der deutschen Au-pairs in den USA ist seit Jahren rückläufig. Sich für 12 Monate als „Au Pair in America“ zu verpflichten, kommt für immer weniger junge Deutsche in Frage. Sie wollen auch andere Angebote wahrnehmen, Work and Travel, Praktika und verschiedene Jobs. Es gibt einen Trend zu kürzeren Aufenthalten, der dem Au-pair-Gedanken zuwiderläuft. Außerdem vermissen junge Deutsche nach wie vor Großbritannien als Au-pair-Ziel.

Die Konjunkturumfrage „Au-pairs in Deutschland und weltweit“ liefert jährlich aktuelle Zahlen und Fakten rund um das Thema Au-pair. Sie erscheint zum 18. Mal und basiert auf einer repräsentativen Befragung von 59 Au-pair-Agenturen und Interviews mit Personen aus der Au-pair-Branche. Die Studie wird von DR-WALTER Auslandsversicherungen herausgegeben und erscheint im Calypso Verlag.