Das Autoland Deutschland befindet sich in einer Krise. Tatsächlich? Oder sind es nur die passenden Angebote, die fehlen? Die PKW-Produktion liegt nach drei Quartalen knapp unter Vorjahresniveau, wie luckx – das magazin.
Weiterhin geringerer Absatz
Vergleichen wir die aktuellen Produktionszahlen der ersten drei Quartalen dieses Jahres mit denen aus 2023, so wurden 1 Prozent weniger produziert. Doch die 2024 produzierten rund 3,1 Millionen Fahrzeugen liegen im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 um 13 Prozent unter dem damaligen Wert. Bei den diesjährigen Zulassungszahlen auf dem deutschen Markt wurden insgesamt 2,12 Mio. Pkw vom Kraftfahrtbundesamt mit neuen Besitzern registriert. Auch hier sind es 1 Prozent weniger als nach den ersten drei Quartalen des Vorjahres. Infolge der zuletzt wieder rückläufigen Pkw-Registrierungen wächst der Abstand zum Vorkrisenniveau wieder etwas an: Das aktuelle Volumen liegt knapp 23 Prozent unter dem Absatzniveau im identischen Zeitraum des Jahres 2019. Im September waren die Neuzulassungen im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat das dritte Mal in Folge rückläufig. Im abgelaufenen Monat wurden in Deutschland 208.800 Pkw neu zugelassen – 7 Prozent weniger als im September des Vorjahres.
Der deutsche Markt für Elektro-Pkw (BEV, PHEV, FCEV) entwickelt sich im Jahresverlauf weiterhin unterdurchschnittlich und kann auch trotz der insgesamt schwachen Performance des Gesamtmarktes nicht mithalten. Nach neun Monaten wurden insgesamt 409.400 Einheiten neu registriert – 20 Prozent weniger als noch in Q1 bis Q3 des Vorjahres. Im September wurden 49.400 Pkw mit Elektroantrieb neu zugelassen. Dies waren knapp 5 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Durch den zum 31. August des Vorjahres ausgelaufenen Umweltbonus für gewerbliche Halter, war der September 2023 dementsprechend volumenschwach, weshalb die Wachstumsrate des abgelaufenen Monats so positiv ausfällt.
E-Fahrzeuge
Insbesondere die Absatzzahlen für BEV entwickeln sich jedoch weiter geringer als geplant. Nach neun Monaten wurden in diesem Jahr bisher insgesamt gut 276.400 rein batterie-elektrische Fahrzeuge registriert und damit 29 Prozent weniger als im identischen Zeitraum des Vorjahres. Im September zog der Markt durch den zuvor dargelegten Sondereffekt im Vergleich zum Vorjahr etwas an und drehte nach sieben Monaten mit negativer Veränderungsrate in Folge erstmal wieder ins Plus. Das Volumen von 34.500 registrierten Einheiten befand sich um knapp 9 Prozent oberhalb des Vorjahresniveaus.
Das PHEV-Segment entwickelte sich zuletzt stabiler. 14.900 neu registrierte Einheiten im abgelaufenen Monat waren zwar rund 3 Prozent weniger als noch im September des Vorjahres, allerdings befindet sich der aktuelle Jahresverlauf insgesamt im Plus. In den ersten neun Monaten wurden insgesamt 132.900 PHEV neu zugelassen – knapp 8 Prozent mehr als noch im Vorjahreszeitraum.
Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen ist in Deutschland aktuell insgesamt schwach. Dementsprechend passt der VDA seine Prognosen für den Pkw-Absatz von Elektrofahrzeugen für das Jahr 2024 moderat an: Der VDA erwartet auf dem deutschen Markt für Elektro-Pkw im Gesamtjahr 2024 einen Rückgang der Neuzulassungen um 21 Prozent auf 551.000 Einheiten (Prognose zuvor: -17 Prozent auf 578.000 Einheiten). Die Reduktion fällt im BEV-Segment überdurchschnittlich aus. Der VDA geht von einem Absatzrückgang von 29 Prozent auf ein Volumen von 372.000 Fahrzeugen aus (Prognose zuvor: -25 Prozent auf 393.000 Einheiten). Die Prognose für das PHEV-Segment wird ebenfalls leicht zurückgenommen. War der VDA bisher noch von einem Zuwachs der Verkäufe um 5 Prozent auf 185.000 Einheiten ausgegangen, liegt die neue Prognose nun bei +2 Prozent und 179.000 Fahrzeugen.
Jammern auf hohem Niveau?
Die Erwartungen sind die eine Seite dieser Medaille. Auf der anderen Seite stehen die vergangenen Ergebnisse. Dort wurde für 2023 zum Beispiel den Aktioinären von Volkswagen eine Dividende von rund 5 Millarden Euro ausgezahlt. Andererseits fehlt dem Wolfsburger Autobauer gerade dieser Betrag für die weitere Entwicklung in diesem Jahr. Nun sollen die Steuerzahlen durch Kaufprämien für den Anreiz im Geschäft sorgen. Das zwingt geradezu zum Vergleich: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Dazu wird dann noch das heiße Schwert mit Werksschließungen und Entlastungen auf dem Keller der Vergangenheit geholt. Doch so läuft das Spiel nicht. Auch in der Vergangenheit haben VW und andere ein ähnliches Spiel getrieben, in dem sie die wenigen elektronischen am Markt verfügbaren Bauteile nur in teuere Fahrzeuge montiert haben und das preiswerte Segment einfach nicht bedienten. Doch der deutsche Autofahrer hat reagiert und sind anderswo bedient. Oder sein Fahrzeug eben weiter gefahren.
Raus aus der Blase
Doch es sind immer die gleichen Muster, warum etwas nicht funktioniert. Politiker reden nur mit Politiker. (Auto-) Manager nur mit (Auto-) Managern. Designer nur mit Designern und Marktforscher nur mit Marktforschern. In Berlin hat die Politik noch 11 Monate Zeit, das Blatt zu wenden. Volkswagen und alle anderen müssen schneller reagieren. Sich gegen China-Zölle zu wenden, ist das eine. Da hat die chinesische Propaganda funktioniert. Doch den Autobauern sollten die vergangenen Jahrzehnte noch in Erinnerung sein, wo China massiv deutsche Autobauer bei der Produktion in China gegängelt hat und die Bedingungen diktierte. Das sollten wir in Deutschland nich zulassen und endlich wieder auf die deutschen Stärken setzen. Made in Germany gilt immer noch. Weltweit.