Das Auto bezahlt selbst

Es ist schon eine schöne Vorstellung, wenn das Auto den eigenen Unterhalt bezahlt. Ob es dazu jemals kommt, ist wohl eine Illusion. Doch früher konnten wir uns auch nicht vorstellen, dass unser Mobiltelefon außer telefonieren noch weitere Funktion haben wird, meint luckx – das magazin.

In-Car-Payment

Außer mit Bargeld können wir mit Karte und Mobiltelefon bezahlen. Nun gibt es auch die Möglichkeit, dass unser Auto den Bezahlvorgang abwickelt. Vom Tanken bis hin zum Bezahlen von Park- oder Mautgebühren – das sogenannte „In-Car-Payment“ ermöglicht es, alltägliche Zahlungen kontaktlos und direkt im Fahrzeug über das Infotainmentsystem zu erledigen. Dies kann sich zu einem besonderen praktischen Funktion entwickelt. Dabei wird beispielsweise das Tanken aus dem Auto heraus bezahlt. Diese Anwendung ermöglicht den Fahrern, den Tankvorgang direkt aus dem Auto heraus zu bezahlen. Nach dem Kraftstoffkauf muss der Fahrer nicht erst zur Kasse gehen, sondern kann direkt wieder einsteigen und die Bezahlung vom Fahrersitz aus regeln. Dieses System funktioniert durch eine integrierte, fest verbaute SIM-Karte im Fahrzeug, die den Standort des Fahrzeugs erfasst. Die Daten werden über eine Mobilfunkverbindung ausgetauscht. Anhand dieser Daten erkennt in unserem Beispiel das Tankstellen-System automatisch, an welcher Tankstelle getankt wird. Die Zapfsäule muss aber in der Regel noch zusätzlich eingegeben werden; dazu ist die Standorterfassung oft zu ungenau. Die Bezahlung erfolgt über das hinterlegte Zahlungsmittel. Das kann je nach Anbieter eine Kreditkarte oder ein PayPal-Konto sein.

Freie Fahrt an Mautstellen

Das System eignet sich auch für das meist umständliche Bezahlen der Maut. Dies ist besonders für Reisen in europäische Nachbarländer wie beispielsweise Frankreich, Italien oder Spanien interessant, wo Autofahrer eine Gebühr für die Nutzung von Autobahnen und Schnellstraßen zahlen müssen. In-Car-Payment ermöglicht es, diese Gebühren direkt aus dem Fahrzeug heraus zu begleichen, ohne dass der Fahrer an der Mautstation anhalten oder ein zusätzliches Gerät verwenden muss. Dabei wird der Standort des Fahrzeugs in Echtzeit verfolgt und die Mautgebühr direkt vom hinterlegten Konto abgebucht. Auch Parkgebühren lassen sich auf diese Weise einfach und bequem bezahlen. Fahrzeuge mit integrierter SIM-Karte können automatisch den Standort des Fahrzeugs erkennen und die entsprechenden Parktarife abrufen. Der Fahrer muss lediglich bestätigen, dass er den Parkvorgang starten möchte. Die Zahlung wird dann direkt abgebucht, sobald das Fahrzeug den Parkplatz wieder verlässt.

Zusatzausstattung dazu buchen

Neben alltäglichen Zahlungen können Fahrzeughalter durch In-Car-Payment auch nachträglich zusätzliche, bereits verbaute Funktionen im Fahrzeug freischalten. Mit dem Feature „Functions on Demand“ können bestimmte Extras wie beispielsweise Sitzheizung, Fernlicht-Assistenten oder erweiterte Navigationsdienste direkt über das Fahrzeugmenü aktiviert werden. Manchmal ist das sogar als Mietvariante nur über einen gewissen Zeitraum möglich. Die dafür notwendigen Zahlungen erfolgen ebenfalls direkt aus dem Fahrzeug heraus. Darüber hinaus eröffnet diese Funktion sowohl Neuwagenkäufern als auch Besitzern von Gebrauchtwagen neue Möglichkeiten, ihre Fahrzeuge aufzuwerten. Und zwar ohne teures Nachrüsten oder zusätzliche Werkstattbesuche. Auch für Autobauer kann das nachträgliche „Online-Pimpen“ durchaus kostensparend sein, weil jedes Auto einheitlich ausgestattet ist und eine unter Umständen kostenintensive Variantenvielfalt wegfällt.

Datensicherheit

Natürlich kann eine ständige Mobilfunkanbindung Hacker auf den Plan rufen. Da es hier um sensible persönliche und finanzielle Daten geht, muss gewährleistet sein, dass die Elektronik im Auto vor Manipulation sicher ist. Für Schutz beim Bezahlen sorgt – meist über das Smartphone des Fahrers – eine Zwei-Faktor-Authentifizierung. Wenn man sich nachträglich Extras kauft, sollten eventuelle Updates für diese Funktionen für die restliche Laufzeit des Fahrzeugs geliefert werden. Und wer sein Fahrzeug vor einem Verkauf mit zusätzlichen Funktionen über In-Car-Payment aufhübscht, sollte darauf achten, dass alle Verbindungen zu hinterlegten Zahlungsmitteln und Berechtigungen wieder getrennt sind, wenn das Auto seinen Besitzer wechselt.

Was sich so schön liest, ist auch mit bisher ungeklärten Sicherheitsproblemen verbunden. Auch wenn zum Beispiel die Navigation uns meist sicher von A nach B bringen kann, wundern wir uns vielfach über die angezeigte Routen, auf denen wir uns nicht befinden. So mancher erfährt immer noch von der schönen Navigationsstimme, dass er auf der Autobahn wenden soll. Auf der einen Seite fallen auf einmal unberechtigte Mautgebühren an; auf der anderen Seite werden wir zum Geisterfahrer. Wichtig ist deshalb zu klären, wer schlussendlich darüber entscheidet, wie abgerechnet wird. Bevor eine Zahlung erfolgen kann, ist also unbedingt die Freigabe durch den Fahrer erforderlich. Dazu muss / darf er dann auch das Mobiltelefon betätigen – oder nicht?