Schlammschlacht

Hindernisse sind zum Überwinden da. Na klar, werden einige sagen. Andere entgegnen nur mit einem och nö, muss nicht sein. Lass mich mit so etwas in Ruhe. Doch jedes Jahr finden Hindernisläufe statt, die gerade nicht mit „lass mich in Ruhe“ abgewehrt wurden. Wie das ist, hat luckx – das magazin recherchiert.

Frauen im Schlamm

Seit zehn Jahren gibt es den Muddy Angel Run – ein Hindernislauf durch den Schlamm, nur für Frauen. Wie der Veranstalter mitteilt, soll das nicht nur einen Riesenspaß für die beteiligten Frauen sein, sondern hat auch einen ernsten Hintergrund. So ist die Grundidee des Muddy Angel Run, Frauen einen Raum zu bieten, in dem sie den Alltag hinter sich lassen, lachen und einfach mal sie selbst sein können – ohne Druck, ohne Bewertung, aber mit ganz viel Teamspirit. Denn für viele ist Joggen auf dem Laufband oder durch den Park nicht mehr das Ziel. Auch nicht nur ab und an, bei gutem Wetter. Für viele Frauen klingt das zu sehr nach „Müssen“, „Leistung“ und „Bewertung“, und das schreckt ab. Denn Frauen ticken beim Sport oft anders als Männer, ihnen ist gemeinsamer Spaß wichtiger als die reine Leistung, die in Sekunden oder Gewichten gemessen wird. „Da geht doch was“, dachten sich Jannis Bandorski und Matthias Ernst, die beiden Gründer der XLETIX GmbH. So organisierten sie im Jahr 2016 einen eintägigen Zusatzlauf für Frauen – und zwar direkt durch den Schlamm, der dafür extra angekarrt wurde. Daraus wurde der „Muddy Angel Run“, der sich innerhalb der letzten zehn Jahre zur größten Hindernislaufserie für Frauen in Europa entwickelt hat. Sie werden als Team losrennen, schnell im Schlamm liegen, aufstehen, Hindernisse überwinden, dabei von Kopf bis Fuß unfassbar schmutzig werden – und vor Vergnügen weithin hörbar kreischen vor Spaß.

Teamarbeit

Über 100.000 Frauen werden es sein, die in diesem Jahr an den 13 Orten zwischen Hamburg und Zürich an dem ungewöhnlichen Rennen teilnehmen. Junge wie alte, Mütter wie Töchter, Freundinnen wie Kolleginnen. Die Grundidee ist es, Frauen einen Raum zu bieten, in dem sie den Alltag hinter sich lassen, lachen und einfach mal sie selbst sein können – ohne Druck, ohne Bewertung, aber mit ganz viel Teamspirit. Der Name vereint zwei Bereiche, die genau das ausdrücken, worum es geht und bedeutet: Schlamm, Abenteuer und das bewusste Verlassen der Komfortzone. „Angel“ steht für Stärke, Leichtigkeit und den positiven Spirit, den jede Teilnehmerin mitbringt. Es ist ein liebevoller Titel, der zeigt, dass Stärke, Leichtigkeit und Gemeinschaft wunderbar zusammenpassen. Insgesamt 500.000 Frauen haben schon beim Muddy Angel Run teilgenommen, Frauen jeden Alters und mit jedem Fitnesslevel.

Geschützter Raum zum Spaß und Teamerfolg haben

„Wir wollen Frauen einen eigenen, sicheren Rahmen bieten, in dem sie sich frei entfalten, Spaß haben und sich gegenseitig unterstützen können – fernab von Leistungsdruck, Perfektion oder Vergleichen“, sagt Caro Tonn, Co-Geschäftsführerin der XLETIX GmbH, die den Lauf initiiert hat. „Einige Frauen fühlen sich unwohl durch die Präsenz von Männern, oft aufgrund negativer persönlicher Erfahrungen, gesellschaftlicher Erwartungen oder der aktuellen Fitnesswelt, die häufig ein perfektes, cleanes Idealbild vermittelt. Wir setzen einen Kontrast und sagen: Da machen wir nicht mit! Bei uns darf man schwitzen, sich dreckig machen und einfach sein, wie man ist. Ob jung oder alt, sportlich oder Anfängerin, mit oder ohne Einschränkung, hier geht es um echte Erlebnisse, um Zusammenhalt, um Spaß an der Bewegung. Genau das ist unser Anspruch.“

Die Teilnehmerinnen sind so vielfältig wie das Event selbst, von zwölf bis älter als 60 Jahren ist alles dabei. Besonders beliebt ist der Lauf bei Freundinnengruppen, Kolleginnen oder auch ganzen Familiengenerationen. Manche kommen zum ersten Mal, andere jedes Jahr. Alle Frauen sollen sich sicher und gesehen fühlen, auch Transfrauen sind ausdrücklich willkommen. Es ist die Mischung aus Abenteuerlust, der Wunsch nach einem besonderen Erlebnis mit Freundinnen, und der Reiz, etwas völlig Neues auszuprobieren, was die Frauen motiviert, sich bei einem Hindernislauf durch den Schlamm anzumelden. Der Lauf ist eine tolle Gelegenheit, über sich hinauszuwachsen, sowohl im Schlamm als auch im Kopf. Die Stimmung vor Ort steckt einfach an: Man lacht, kämpft und feiert zusammen.

Nach spätestens zwei Stunden ist der Spaß vorbei

Der Spaß dauert etwa eine bis zwei Stunden, auf die Messung der Zeit wird jedoch bewusst verzichtet, denn das Miteinander steht im Mittelpunkt, nicht Wettbewerb und Druck. Jede Frau darf in ihrem eigenen Tempo unterwegs sein: laufend, gehend oder auch tanzend. Alles ist erlaubt, solange man sich gegenseitig trägt – manchmal auch wortwörtlich. „Am Ende feiern wir nicht nur das Ziel, sondern jede einzelne Teilnehmerin: als Heldin des Tages, als Teil einer starken, solidarischen Gemeinschaft, und als Inspiration für andere Frauen, die sich vielleicht noch nicht getraut haben“, sagt Caro Tonn.

Neben all dem lautstarken Spaß und dem vielen Lachen hat das Ganze auch einen ernsten Hintergrund: Es werden Spendengelder, die den Projekten von Brustkrebs Deutschland e. V. und Pink Ribbon (Schweiz) zugutekommen. Innerhalb der letzten zehn Jahre wurde so eine beeindruckende Spendensumme in Höhe von 800.000 Euro erzielt.