Sie versorgen uns täglich mit Lebensmittel, Kraftstoff und vielen weiteren Gütern. So fahren schwere LKW über 100.000 Kilometer pro Jahr. Da muss alles rund laufen. Ausfall ist nicht geplant. Aufgrund der hohen Belastung müssen diese Fahrzeuge jährlich geprüft werden. Was dabei heraus kam, hat luckx – das magazin recherchiert.
Mängelquote
Neben der jährlichen Prüfung sind dazwischen noch Sicherheitsprüfungen erforderlich. So ist gewährleistet, dass eigentlich nicht schief gehen kann. Bisher war es auch so, dass die hohen Gewichtsklassen bei den Nutzfahrzeugen immer die geringsten Mängel beim TÜV Nutzfahrzeug Report hatten. Nun hat sich das Blatt gewendet. Bei den Fahrzeugen zwischen 7,5 und 18 Tonnen steigt die Quote der erheblichen Mängel (EM) zum ersten Mal an. Beides Faktoren, die beim Gesamtanstieg dieser Mängelquote von 0,6 Prozentpunkten auf 19,5 Prozent schwer wiegen. Verantwortlich für das schlechtere Ergebnis sind wie immer die Beleuchtung und Ölverlust. Die Gründe sind mangelnde Wartung, höheres Durchschnittsalter und hoher Wettbewerbsdruck. Verbesserungen gibt es aber auch: 73,9 Prozent der Anhänger mit mehr als 3,5 Tonnen bestehen die Hauptuntersuchung (HU) ganz ohne Mängel. „Die Mängelquoten steigen ordentlich an. Besonders bei den schweren Nutzfahrzeugen. Sie schneiden erstmals sogar schlechter ab als die im Lieferverkehr eingesetzten leichten Transporter. Das gibt uns schon zu denken. Zwar steigt auch das Durchschnittsalter, aber auf der anderen Seite sinken die Laufleistungen deutlich“, sagt Christian Egger, Leiter Truck und Bus bei TÜV SÜD. Für den Experten sind beides deutliche Hinweise darauf, dass gespart wird. Die allgemein angespannte Wirtschaftslage sowie die Unsicherheit bei Investitionen im Bereich von neuen Fahrzeugen sind nur zwei der vielen Faktoren, die zu diesem Ergebnis führen. In besseren Ertragszeiten sorgten durchgehende Wartungsverträge beispielsweise dafür, dass gerade die Schwersten in einem Top-Zustand waren – und das eben trotz vergleichsweise hoher Laufleistungen.
Weniger Wartung
Die große Zurückhaltung bei Investitionen in den Fuhrpark ist mannigfaltig. Der schwere Nutzfahrzeugverkehr kann aufgrund seines vielfältigen Einsatzes nicht so einfach auf alternative Antriebe umgestellt werden wie es bei ÖPNV oder bei den Pkw möglich ist. Egger: „Die Verunsicherung ist groß, Investitionen in neue Fahrzeuge werden verschoben. Die Kosten für den Unterhalt der Fahrzeuge, wie etwa eine CO2-basierte Maut, eilen dem Angebot am Markt voraus. Alles zusammen führt zu älteren Flotten und zu nachlassender Fürsorge.“
Die Fahrzeuge unter 7,5 Tonnen verschlechtern sich weiter auf 21,5 Prozent. Die hohe Beanspruchung im Stopp-Go-Lieferbetrieb oder bei Fahrzeugen im Handwerkereinsatz, hinterlassen Spuren – auch bei sicherheitsrelevanten Bauteilen wie Beleuchtung und Bremsen. Betrachtet man hier die unterschiedlichen Altersklassen, zeigt sich ein stetiger Anstieg der Mängelquoten. So ist der Anteil der Fahrzeuge, die beim TÜV-Debüt nach einem Jahr ohne erkennbare Mängel die HU absolvierten, um mehr als zwei Prozentpunkte gesunken – auf aktuell 79,8 Prozent. Mangelnde Aufmerksamkeit der Halter oder Fahrer sorgt weiter für hohe Ausfallquoten beim Licht. Die Mängelquote bei der hinteren Beleuchtung der Einjährigen liegt bereits bei 3,5 Prozent. Nach fünf Jahren sind es schon 8,5 Prozent.
Fehlende Sorgfaltspflicht
Fahrzeuge zwischen 7,5 und 18 Tonnen verschlechtern sich ebenfalls weiter und zwar kräftig: von 13,6 Prozent auf 16,1 Prozent EM – der stärkste Anstieg bei der aktuellen Betrachtung der Hauptuntersuchungsergebnisse. Sorgen bereiten hier hauptsächlich Lichtmängel, Ölverlust und grenzwertüberschreitende Abgaswerte. Über alle Altersklassen hinweg: Nur noch 87,3 Prozent absolvieren den Check-up beim TÜV ganz ohne Mängel – beim vergangenen TÜV Report Nutzfahrzeuge waren es noch 88 Prozent. Der Anstieg der erheblichen Mängel bei den Zweijährigen: satte vier Prozentpunkte auf 12,3 Prozent. Bei den fünf Jahre alten mittelschweren Lastkraftwagen sind es sogar fünf Prozentpunkte – 18,7 Prozent. Dazu Christian Egger: „Mängel in der Lichttechnik können einfach durch das fahrende Personal bei den Sicherheitskontrollen erkannt und abgestellt werden.“ Diese hohe Mängelquote ist schon sehr überraschend, weil vor Fahrtbeginn jeder Fahrer eine Abfahrtskontrolle vornehmen muss. Ohne diese darf eigentlich nicht gestartet werden. Hier gibt es etwa bei den Fünfjährigen einen Anstieg um einen weiteren Prozentpunkt auf 6,1 Prozent der Mängel (EM) beim Rücklicht. Leichte Steigerungen gibt es auch vorne: Selbst das Abblendlicht und andere Beleuchtungseinrichtungen fallen den Sachverständigen immer häufiger auf.
Langstrecke
Lange Zeit hatten die Schwersten bei den positiven Ergebnissen schließlich stets am besten abgeschnitten. Zwar stehen die schweren Lkw jenseits der 18 Tonnen bei der ersten Untersuchung noch gut da. 87,1 Prozent aller TÜV-Debüttanten verlassen die Prüfhalle ganz ohne Mängel – das sind 0,7 Prozentpunkte weniger als beim Report 2023. Jetzt fallen immer mehr ältere Lkw durch – Stichworte mangelnde Wartung und Verunsicherung. Nach fünf Jahren sind noch 64 Prozent der Schwerlastzugmaschinen, Kipper, Betonmischer oder andere nicht selten auch auf dem Bau eingesetzte Fahrzeuge ohne erhebliche Mängel. 2023 waren es noch 68 Prozent.