Zum Glück hat Toilettenpapier kein Mindesthaltbarkeitsdatum. Der begrenzende Faktor ist die häusliche Lagerkapazität. Doch diese scheint jetzt auch bis zum Rand ausgeschöpft. Denn die Versorgungslage mit diesem „knappen Gut“ hat sich in den letzten Tagen deutlich entspannt. Obwohl, vielleicht sollten wir wieder zur zweiten Packung greifen. Denn schon am ersten Tag der Lockerungen aufgrund der Corona-Pandemie ist wieder „Bruder Leichtsinn“ unterwegs. Denn die Einhaltung der Abstandsregelung gilt weiter. Doch einigen scheint das nicht bewußt zu sein. Es wäre fatal, wenn wieder die Regelungen verschärft werden müssten.
Zu viel gehamstert?
Nun sind die Vorratsschränke und -kammern prall gefüllt. Bei einigen Produkten rückt das Verfallsdatum immer näher. Doch der Bedarf ist eigentlich gar nicht vorhanden. So rät die Umweltschutzorganisation WWF vor dem nächsten Einkauf erst die eigenen Vorräte zu prüfen und dann moderat nachzukaufen. Einkaufszettel und Kochpläne könnten ebenso wie eine sachgemäße Lagerung helfen, unnötige Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Aus übrig gebliebenen Lebensmittelresten werden leckere Gerichte, Reste-Apps und Onlineangebote rund ums Restekochen helfen dabei. Mindesthaltbarkeitsdaten seien lediglich Richtwerte und immer mit den eigenen Sinnen zu prüfen, lautet die Empfehlung.
Verschwendungssucht
Laut WWF gehen in Deutschland jährlich rund 18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel verloren. Über 60 Prozent der Verluste entstehen entlang der Wertschöpfungskette – vom Produzenten bis hin zu Großverbrauchern, wie Gastronomie oder Betriebsküchen. Ungefähr 40 Prozent entfallen auf Privathaushalte. Durch einen sorgsameren Umgang mit Lebensmitteln könnten über 2 Millionen Hektar an landwirtschaftlicher Fläche weniger in Anspruch genommen werden. Das spart rund 40 Millionen Tonnen an Treibhausgasen. Ein erheblicher und notwendiger Beitrag zum Ressourcen- und Klimaschutz.
„Die meisten unnötigen Lebensmittelabfälle lassen sich schon vor dem Einkauf vermeiden“, weiß WWF-Lebensmittelexpertin Kerstin Weber. Nach der Bestandsaufnahme in Kühlschrank und Vorratskammer besteht Klarheit, welche noch im Haushalt vorhandene Lebensmittel zeitnah verwertet müssen. Ein Kochplan für die Woche sorgt für Struktur und hilft dabei, gezielt nachzukaufen. Auf dem unverzichtbaren Einkaufzettel landet dann in der Regel nur Notwendiges, das schont auch die Geldbörse. Mehrpersonenhaushalten rät Weber zu einer klaren Absprache, wer was einkauft, um Dopplungen zu vermeiden.
Lagerhaltung
Für die Lagerung gilt es den Überblick zu behalten. Wie im Supermarkt gehören Waren mit bald ablaufendem Mindesthaltbarkeitsdatum weiter nach vorne. Im Kühlschrank kommen länger haltbare Lebensmittel in die oberen Fächer, Milchprodukte in die Mitte und leichter Verderblichem wie Fleisch Wurst und Fisch ist der Bereich über dem Gemüsefach vorbehalten. Beachtet werden sollte, dass viele Obst- und Gemüsesorten das Reifegas Ethen abgeben. So sollten diese unbedingt gesondert gelagert werden. Dazu gehören Äpfel, Avocados, Bananen Birnen, Broccoli, Paprika, Spinat, Lauch oder Tomaten.
Vor dem Entsorgen
Ehe Lebensmittel weggeworfen werden, bittet der WWF um den „3-Sinne-Check“. Das gilt auch, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits erreicht ist: Sehen, Riechen und Schmecken geben Aufschluss darüber, ob der Joghurt zum Beispiel noch gegessen werden kann. Denn Lebensmittel müssen keineswegs bis zu dem Tag des angegebenen MHD-Datums aufgebraucht werden. Sie sind auch danach noch essbar. Das gilt insbesondere für Nudeln, Reis, Mehl, Hülsenfrüchte, Zucker und Konserven, die noch Jahre nach der Angabe auf der Verpackung verzehrfähig sind. „Mindesthaltbarkeitsdaten auf diesen Lebensmitteln sind überflüssig und sollten abgeschafft werden“, meint WWF-Ernährungsexpertin Weber.
Resteverwertung
Bleibt doch mal was über an Resten, empfiehlt Kerstin Weber vom WWF Vorkochen und Einfrieren, wenn Gefrierfächer zur Verfügung stehen. Eine gute Hilfe beim Kochen mit Resten bieten Apps und Online-Rezeptesammlungen. WWF-Lebensmittelexpertin Kerstin Weber nutzt zum Beispiel häufiger die „Beste-Reste-App“ von „Zu gut für die Tonne“ oder das Angebot von „Restegourmet“.