Mieten für Studenten steigen

Das laufende Sommersemester fand unter erschwerten Bedingungen statt. Studenten konnten nicht wie gewohnt den Worten ihres Dozenten im Original lauschen. Aufgrund der durch die Virus-Pandemie verursachten Abstandsregelungen wurden Vorlesungen statt im Hörsaal im Internet abgehalten. So blieben viele Studenten einfach bei ihren Eltern oder Freunden wohnen, ohne die Uni-Stadt zu besuchen. Denn auch das übliche Studenten-Leben fand nicht statt. Kneipen waren geschlossen, Partys wurden abgesagt. Aber auch Prüfungen des vergangenen Wintersemesters fielen aus und mussten auf das laufende Sommersemester verlegt werden. Bis Anfang August wurden so Prüfungsleistungen nachgeholt.

Vorbereitungen

Doch die Hochschulen wollen ihrem Bildungs- und Forschungsauftrag nachkommen. So bereiten sie sich intensiv auf den Semesterstart Anfang Oktober vor. Es wurden zum Beispiel mehr Räume für Vorlesungen und Seminare angemietet, wo das möglich war.

Aber auch Vermieter von studentischen Wohnraum nutzten die Gelegenheit zur Renovierung von Leerständen. Doch so groß wie sich vermuten lässt, war der Leerstand keineswegs. Denn das Sommersemester ist eher durch geringere Wohnraumnachfrage gekennzeichnet. So ist eher nur ein sehr geringer Rückgang bei der Nachfrage festzustellen, der sich bislang aber nur sehr gering auf die Mieten auswirkt. In 45 von 59 untersuchten Hochschulstädten steigen die Angebotsmieten von Singlewohnungen mit bis zu 40 Quadratmetern Wohnfläche weiter. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von immowelt, in der die Angebotsmieten von Wohnungen (bis 40 Quadratmeter) im 1. Halbjahr 2020 mit dem Vorjahr verglichen wurden. Besonders in den Metropolen klettern die Preise weiter – vor allem, weil sich Studenten und Singles um die wenigen Angebote streiten. Den größten Anstieg binnen eines Jahres gibt es in Köln: Vor einem Jahr mussten Studenten noch im Median 13,90 Euro pro Quadratmeter zahlen, jetzt sind es bereits 16,00 Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 15 Prozent.

Hochpreisiges München

Auch im hochpreisigen München verschärft sich die Lage weiter. Der Anstieg von 13 Prozent führt zu einem Quadratmeterpreis von 27,80 Euro für kleine Wohnungen. Eine Kaltmiete jenseits der 1.000 Euro ist in der bayerischen Landeshauptstadt folglich Normalität. Für Studenten sind solche Mieten nur schwer zu stemmen. Das hohe Preisniveau hat dazu geführt, dass sich selbst viele alleinstehende Arbeitnehmer nur eine kleine Einraumwohnung leisten können, was die Nachfrage nach derartigen Wohnungen weiter nach oben treibt. Ein ähnliches Bild, wenn auch etwas günstiger, zeigt sich auch in Frankfurt. Dort sind die Angebotsmieten um 8 Prozent auf 19,60 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Auch in Berlin (+7 Prozent) müssen Studenten deutlich mehr zahlen als noch vor einem Jahr.

Was passiert in kleineren Unistädten?

Auch in kleineren Hochschulstädten steigen die Mieten weiter. Paderborn und Münster verzeichnen beide ein Plus von 14 Prozent, Würzburg und Oldenburg einen Anstieg von 8 Prozent. Durch die ausgebliebenen Studenten im vergangenen Semester scheinen viele Vermieter die Gelegenheit genutzt zu haben, um die Wohnung zu renovieren oder gar sanieren. Die Folge: Die Wohnungen werden nun zu höheren Preisen wieder inseriert.

Während einerseits die Angebotsmieten weiter steigen, scheint andernorts das Maximum erreicht. In Karlsruhe ist der Rückgang mit -13 Prozent am stärksten: Die Mieten sinken von im Median 14,40 Euro auf 12,60 Euro pro Quadratmeter. Auch in Fulda (-7 Prozent) und Tübingen (-5 Prozent) gehen die Preise merklich zurück. Da in diesen Städten besonders viele Studenten leben, scheint sich zudem die ausgebliebene Nachfrage aus dem Sommersemester bemerkbar zu machen. In anderen teuren Studentenstädten stabilisiert sich der Markt: Regensburg (-2 Prozent), Heidelberg (-1 Prozent), Freiburg (+1 Prozent).

In vielen Städten können Studenten in einer größeren Wohnung, die sie als WG nutzen, sparen. In Münster wird das besonders deutlich: Wie eine Untersuchung zuletzt gezeigt hat, sind Wohnungen mit 40 bis 120 Quadratmetern innerhalb des vergangenen Jahres noch um 5 Prozent gesunken. Auch in Erlangen lässt sich eine ähnliche Entwicklung feststellen: Singlewohnungen haben sich im vergangenen Jahr noch um 6 Prozent verteuert, WG-taugliche Wohnungen sind um 2 Prozent günstiger geworden.

Sparpotenziale im Osten

Noch mehr sparen Studienanfänger in den ostdeutschen Städten. Dabei ist das Studienangebot dort nicht weniger breit als in anderen Regionen Deutschlands. Die Technische Universität Dresden zählt gar zu den wenigen deutschen Exzellenzuniversitäten. Mit Quadratmeterpreisen von 8,50 Euro leben Studenten in Dresden deutlich günstiger als in vielen westdeutschen Universitätsstädten. Studenten, die eine größere Stadt bevorzugen, finden auch in Leipzig (7,60 Euro) niedrige Preise vor. Die günstigsten Mieten der Untersuchung gibt es in Chemnitz, wo der Quadratmeter 5,40 Euro kostet. Cottbus (6,10 Euro), Magdeburg (6,50 Euro) und Halle (7,00 Euro) sind nur minimal teurer. Lediglich in Jena (10,50 Euro) und Greifswald (9,70 Euro) ist das Preisniveau höher.

So wenig wie in ostdeutschen Hochschulstädten zahlen Studenten sonst nur im Ruhrgebiet: Gelsenkirchen (6,50 Euro), Duisburg (7,20 Euro) und Wuppertal (7,60 Euro) locken nicht nur mit Hochschulen, sondern auch niedrigen Mieten.

Datenbasis für die Berechnung der Mieten in 59 ausgewählten deutschen Universitätsstädten waren auf immowelt.de inserierte Angebote mit einer Wohnfläche von bis zu 40 Quadratmetern und 1 bis 2 Zimmern. Dabei wurden ausschließlich die Angebote berücksichtigt, die vermehrt nachgefragt wurden. Die Preise geben den Median von Mietwohnungen wieder, die jeweils im 1. Halbjahr 2019 und 2020 angeboten wurden. Die Mietpreise spiegeln den Median der Nettokaltmieten bei Neuvermietung wider. Der Median ist der mittlere Wert der Angebotspreise.