Fahren mit Wasserstoff

Die Bundesregierung hat zum Schwerpunkt der künftigen Mobilität das Fahren mit Wasserstoff proklamiert. Doch nur zaghaft verfolgen die Automobilkonzerne die Nutzung von Wasserstoff als Motorantrieb. Denn bisher wird Wasserstoff nur aus Erdgas gewonnen. Und das scheint nicht unbedingt zielführend zu sein. Denn dadurch wird die eine konventionelle Antriebsenergie nur in veränderter Form angeboten. Bis zum Beispiel aus Wind- und Solarenergie Wasserstoff in größeren Mengen kostengünstig produziert werden kann, ist noch ein Stück Forschungsarbeit zu leisten. Doch schon heute ist klar, dass dieser Weg erforderlich ist, wenn wir unsere Lebensgewohnheiten nicht extrem stark zurückfahren wollen. Denn SUV, LKW und Bus – also Fahrzeuge mit höherem Gewicht – werden durch die Batterien an Board immer schwerer, um eine größere Reichweite zu erzielen. So lang dies noch ein Entscheidungskriterium für den Fahrzeugkauf bzw. -Nutzung ist, sind andere Antriebskonzepte gefragt.

Nutzungsbeispiel Bus

Seit Juni setzen die Wuppertaler im ÖPNV Wasserstoffbusse ein. Mit dem Einsatz der emissionsfreien Fahrzeuge sind sie nach den ersten 100 Tagen durchweg zufrieden. Die Fahrzeuge werden mit Wasserstoff betankt, der aus dem Müll der Wuppertaler Bürger gewonnen wird. Dazu wurde im Frühjahr am AWG-Müllheizkraftwerk Korzert ein Elektrolyseur installiert, der mit Strom aus dem Kraftwerk betrieben wird.

Nicht nur die Busse, sondern das gesamte Betriebskonzept mit der Wasserstoffproduktion und der Betankungsanlage bei der AWG, haben unsere Erwartungen vollauf erfüllt“, so WSW-Chef Markus Hilkenbach.

Die zehn Busse des belgischen Herstellers Van Hool haben seit der Inbetriebnahme der Flotte 65.000 Kilometer zurückgelegt. Die zweiachsigen Fahrzeuge nutzen Energie aus Wasserstoff, die während der Fahrt in einer Brennstoffzelle in Strom für den Antrieb umgewandelt wird. Jeder Bus kann in fünf Tanks 38,5 Kilogramm Wasserstoff mit sich führen. Die Tanks befinden sich auf dem Dach der Fahrzeuge.

Verbrauchsergebnisse

Bei einem durchschnittlichen Wasserstoffverbrauch von rund 8 Kilogramm auf 100 Kilometern verfügen sie über eine Reichweite von über 400 Kilometern. Damit verbrauchte der Bus in den Sommermonaten rund 10 Prozent weniger als die Herstellerangabe. Mit ihrer Reichweite sind die Wasserstoffbusse batteriebetriebenen Elektrobussen weit überlegen. Ähnlich wie bei den Dieselbussen ist eine Betankung pro Tag ausreichend. Der Tankvorgang an der Wasserstoff-Tankstelle am AWG-Müllheizkraftwerk Korzert dauert etwa zehn Minuten. Auch dadurch fügen sie sich besser in den Betrieb ein als Batterie-Busse.

Wichtig für die reibungslose Integration der Wasserstoff-Fahrzeuge in die WSW-Busflotte ist außerdem, dass etwa die Hälfte der rund 800 Fahrerinnen und Fahrer bereits auf den Fahrzeugen geschult wurden. Die Wasserstoffbusse sind bei den Fahrdienst-Mitarbeitern beliebt: Sie sind leise, komfortabel und verfügen über gute Fahreigenschaften. Positiv ist auch die Resonanz bei den Fahrgästen. Viele Kunden haben den Wunsch geäußert, dass bald mehr Wasserstoff-Busse in Wuppertal eingesetzt werden. Ein Wunsch, der erfüllt wird. Zehn weitere Null-Emissions-Fahrzeuge haben die WSW bereits bestellt. Die neuen Wasserstoffbusse kommen von dem polnischen Hersteller Solaris und werden ab Dezember nach Wuppertal geliefert.