Wenn nun endlich alle Fahrzeuge die neue EU Abgasnorm erfüllen, werden weniger von den Abgasen in die Luft befördert. Nun gilt ab 1. Januar 2021 die neue Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM. Doch das betrifft nur neu zugelassenen Pkw. Nur diese müssen die Norm erfüllen. Für alle anderen gilt die jeweils zum Zulassungsdatum gültige Fassung. Wenn wir uns dazu das aktuelle durchschnittliche Fahrzeugalter anschauen von fast 10 Jahren in Deutschland und rund 12 Jahren in Europa, wird es noch viele Jahre dauern, bis durch die neuen Normen ein Erfolg meßbar wird. Doch was hat es mit der neuen Norm auf sich und worin liegt der Unterschied zu 6d-TEMP und 6d als die bisherigen Vergleichsgrößen? Luckx – das magazin hat recherchiert.
Neue Abgasnorm
Was taugt ein Abgasgrenzwert, der nur unter Laborbedingungen eingehalten werden muss? Nicht viel, wenn die realen Emissionen auf der Straße um ein Vielfaches höher ausfallen als auf dem Prüfstand – und das war in der Vergangenheit üblich. Doch mit der aktuellen Abgasnorm Euro 6d, die in verschiedenen Evolutionsstufen eingeführt wurde (und immer noch wird), hat sich das geändert: Alle Fahrzeugmodelle müssen auch bei Tests auf der Straße nachweisen, dass sie tatsächlich sauber fahren. Und das tun sie: Das hat der ADAC in eigenen RDE-Tests (Real driving emissions) bestätigt.
Wer also vor Einfahrtsbeschränkungen in Umweltzonen sicher sein will, sollte besonders beim Kauf eines Diesels auf den Abgasstandard Euro 6d-TEMP bzw. Euro 6d achten.
RDE-Tests auf der Straße
Mit Beginn des Kalenderjahrs 2021 hat Audi seine Fahrzeugpalette auf die neue Stufe der Abgasnorm Euro 6d umgestellt. Sämtliche Modelle, die sich im aktuell gültigen Verkaufsprogramm befinden, halten die strengen Grenzwerte der Norm Euro 6d-ISC-FCM ein.
Die Umstellung war für das Unternehmen eine organisatorische Meisterleistung. Die Herausforderung bestand darin, die vorhandenen Kapazitäten an den Prüfständen in Ingolstadt und Neckarsulm optimal zu nutzen – trotz der Corona-Krise und der damit einhergehenden Arbeitszeit- und Produktionsausfälle. Aktuell sind 193 Modelle nach der neuen Stufe der Abgasnorm zertifiziert, der weitaus größte Teil der bisherigen Palette. In den ersten Monaten des neuen Jahres folgen noch wenige weitere Modelle. Zu Streichungen im Portfolio kommt es im Zuge der Umstellung auf Euro 6d nicht.
Alle Motor-Getriebe-Varianten müssen getestet werden
Unter einem Modell versteht die Zulassungsbehörde in diesem Kontext eine Motor-Getriebe-Variante (MGV) in Verbindung mit einer bestimmten Karosserieform. Dies umfasst einen Triebstrang aus Motor und Kraftübertragung, der in einer bestimmten Baureihe zum Einsatz kommt – beispielsweise ein 2.0 TDI mit Siebengang S tronic und quattro-Antrieb. Mit jeder Karosserievariante – etwa Limousine, Sportback oder Avant – entsteht eine separate MGV. In der breit aufgestellten A4- und A5-Familie gibt es insgesamt 58 Motor-Getriebe-Varianten.
Die Abgasnorm Euro 6 ist für Neufahrzeuge schon Anfang 2015 in Kraft getreten. Seitdem gilt grundsätzlich für Pkw mit Dieselmotor der Stickoxid-Grenzwert von 80 Milligramm pro Kilometer, für Autos mit Ottomotor sind es 60 Milligramm pro Kilometer. Mit jeder neuen Stufe hat die Europäische Union jedoch die Anforderungen bei den Messverfahren, Messzyklen, Messabläufen und Test-Randbedingungen verschärft. Die neue Stufe Euro 6d-ISC-FCM, die seit 1. Januar 2021 für alle Neufahrzeuge gilt, konzentriert sich noch stärker als ihre Vorgänger-Stufe auf die Real Driving Emissions (RDE): Auch bei diesen RDE-Tests, die unter definierten Bedingungen auf der Straße gefahren werden, müssen die Fahrzeuge jetzt die Grenzwerte einhalten. Allerdings werden die Toleranzen bei den Messgeräten durch einen Konformitätswert von 0,43 berücksichtigt. Darüber hinaus schreibt Euro 6d ein On Board Fuel Consumption Monitoring System vor. Audi hat dies als Software im Motorsteuergerät umgesetzt.
Twindosing und Ottopartikelfilter
Um die neuen Abgasgrenzwerte unter allen Bedingungen klar zu unterbieten wurde hoher Aufwand betrieben. Bei den Dieselmodellen bildete die Twindosing-Technologie einen Schlüsselfaktor, ob im Reihenvierzylinder oder im V6. Bei den kompakten Modellen mit quer eingebautem Dieselmotor wie auch bei Sechszylindern in der Mittelklasse hat Audi die Twindosing-Technologie schon im Laufe des Jahres 2020 sukzessive eingeführt – beispielsweise beim Audi A3, A4, A5 und Q5.
Bei den Modellen mit Ottomotor richtete sich der Fokus auf die Kohlenstoffpartikel, die vor allem in der Kaltstartphase entstehen. Audi rüstet seine Benziner-Modelle schon seit 2018 mit Otto-Partikelfiltern aus. Sie sind besonders voluminös ausgelegt und reduzieren die Partikelemission um bis zu 90 Prozent. Nähere Informationen sowie Animationen und Illustrationen zur Abgasnachbehandlung bei Otto- und Dieselaggregaten finden Sie im Tech Focus.