Zwischen Jägern und Tier- sowie Umweltschutz gibt es immer wieder Auseinandersetzungen. Ob diese Diskussion gerecht verläuft und ob beide Seiten auch immer einander zuhören, bleibt fraglich. Doch wenn sich Jäger als Artenschützer sehen, läuft beim Tierschützer der Kopf rot an. Aber auch Umweltschützer fragen sich, warum Jäger mit ihrem Geländewagen „bis zum Hochsitz“ fahren müssen. Luckx – das magazin versucht die Sichtweisen zu sortieren.
Jäger als Schädlingsbekämpfer
Spätestens mit den ersten Drückjagden in den 1980er Jahren hat sich das Bild des Jägers grundlegend gewandelt. Die bis dahin weitgehend noch tierschutzkonforme Ansitzjagd auf das Reh oder die Wildsau war auf einmal nicht mehr das Non-Plus-Ultra. Insbesondere von den Staatsforsten und von manchem Waldbesitzer wurde nun die Parole „Wald-vor-Wild“ ausgegeben. Den Waldbesitzern ging es jetzt darum, möglichst viele Hirsche und Rehe zu schießen. Die hat man nämlich schon damals als Waldschädlinge gebrandmarkt.
Von den Jagdverbänden kam diesbezüglich kein oder nur zaghafter Widerstand. Als im Jahr 2021 das Bundesjagdgesetz – mit dem Ziel noch mehr Rehe zu erschießen – novelliert werden sollte, hieß es zwar noch einmal z.B. vom Bayerischen Jagdverband, dass man sich entschieden dagegen verwehre, dass Jäger in diesem Zusammenhang zu Schädlingsbekämpfern degradiert werden sollten. Dabei ist Bayern seit Mitte der 1980er Jahre ein Vorkämpfer für genau diese wildtierfeindliche Ideologie.
Spätestens mit der nahenden Afrikanischen Schweinepest im Jahr 2018 hat der Deutsche Jagdverband akzeptiert, dass Wildschweine ganzjährig, ohne Schonzeit und ohne Rücksicht auf führende Elterntiere bejagt werden. Es sind noch nie so viele führungslose Frischlinge in den Winter- und Frühjahrsmonaten verhungert, wie in den letzten Jahren. Zwar hat ein früherer Präsident des Deutschen Jagdverbandes festgestellt: „Aber eins muss klar sein, wir Jäger sind keine Schädlingsbekämpfer,“ Fakt scheint aber, dass Jagdverbände weiterhin mehr Wildschweine bejagen. Andererseits sind Jäger auch an Trophäen interessiert. Da wird das Rotwild nicht so intensiv bejagt, um möglichst große Geweihe zu bekommen.
Jagd als Artenschutz
Jagdfreie Gebieten zeigen, dass die Artenvielfalt nach Jagdverboten deutlich zunimmt. So ist im Kanton Genf, wo seit 1974 die Hobbyjagd abgeschafft ist, die Anzahl überwinternder Wasservögel so hoch wie nie zuvor. Die Jagd hingegen will vor allen Dingen jagdbare Arten wie Rebhuhn, Fasan oder Feldhase erhalten. Natürliche Feinde wie Fuchs, Waschbär oder Marder hingegen werden als Schädlinge betrachtet und entsprechend bejagt. Doch dieser „Artenschutz“ zeigt eine erschreckende Diskrepanz: Im Jagdjahr 2019/20 weist die Jagdstrecke hierzulande 1.877 Rebhühner aus, 108.081 Fasane und über 230.945 Feldhasen. Vor 15 Jahren wurden dagegen 11.745 Rebhühner, 445.267 Fasane, 552.882 Feldhasen erlegt. Obwohl in diesen 15 Jahren etwa sechs Millionen Füchse plus Marder, plus Dachse, plus Waschbären u.a. erlegt wurden, ist der Bestand der zu schützenden Arten extrem zurückgegangen.
Jagd reduziere Wildtierbestände und verhindere die Ausbreitung von Krankheiten
Tierschützer behaupten, die Jagd reduziere nur die Bestände der Tierarten, die gefährdet oder stark gefährdet sind. Dazu gehören in Deutschland zum Beispiel die Rebhühner und die Feldhasen. Andere Wildtierarten wie etwa Füchse, Waschbären oder Wildschweine gleichen Verluste durch die Jagd durch mehr Nachwuchs und durch Zuwanderung aus. Jungtiere sind jedoch für Krankheiten besonders anfällig und schleppen sie bei der Reviersuche in andere Gebiete ein. So trägt die Jagd dazu bei, dass sich Krankheiten wie Räude oder Staupe oder der Befall mit dem Fuchsbandwurm sogar stärker ausbreiten. Das war so schon der Fall während der Tollwut ab de 1960er Jahren. Man dachte, durch die Jagd die Tollwut ausmerzen zu können. Erst spät hat man erkannt, dass die Jagd vielmehr zur Verbreitung der Krankheit führte. Erst durch Impfköder konnte man die Tollwut besiegen.
Füchse haben keine natürlichen Feinde
Die natürlichen Feinde der Füchse sind Wolf, Luchs, Uhu, Steinadler. Doch auf dem Speiseplan dieser Tiere kommen Füchse nur einen geringen Anteil vor, weil viele Füchse zu Verkehrsopfer werden. Doch seitens der Tierschützer wird festgestellt, dass sich die Bestände von Füchsen und anderen Beutegreifer selbst regulieren, ohne Überhand zu nehmen. Aktuellstes Beispiel ist das seit 2015 geltende Fuchsjagdverbot in Luxemburg: Die Zahl der Füchse ist bis dato nicht wesentlich angestiegen, weshalb das Fuchsjagdverbot guten Gewissens von Jahr zu Jahr verlängert wird. Hier hat man übrigens auch festgestellt, dass seit dem Fuchsjagdverbot der Befall der Füchse mit dem Fuchsbandwurm abgenommen hat. Im Kanton Genf werden Füchse seit 1974 nur in Ausnahmefällen gejagt und dennoch gibt es auch dort nicht zu viele Füchse.
Durch hohe Wildschweindichte steigt das Risiko der Afrikanischen Schweinepest (ASP)
Verlässlich lässt sich nicht sagen, wie viele Wildscheine es in Deutschland gibt. Von einer hohen Wildschweindichte zu sprechen wäre also rein subjektiv. Als riskante Einschleppungswege für die ASP sieht das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) vor allen Dingen die illegale Einfuhr von infizierten Schweinen und von tierischen Nebenprodukten aus Osteuropa. Auch andere indirekte Übertragungswege (Fahrzeuge, kontaminierte Ausrüstungsgegenstände einschließlich Jagdausrüstung, landwirtschaftlich genutzte Geräte und Maschinen, Kleidung) sind ein Risiko. Die Wildschweindichte hat keine Auswirkung auf das Risiko der Einschleppung der ASP. Auch dort wo – wie in 2020/21 in Brandenburg und Sachsen bereits Wildschweine mit der Afrikanischen Schweinepest infiziert sind, bestätigt das FLI, dass die intensive Jagd sogar zu einer weiteren Verbreitung des Virus beiträgt.
Festzuhalten ist: Die Jagd ist fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Ihre eigentliche Aufgabe ist der Schutz der Natur. Doch anscheinend kommt es dabei zu krassen Gegensätzen bei der Umsetzung. Dass es dann zu konträren Auffassungen kommen muss, ist dem Verhalten geschuldet. So gründetet sich 2011 der Verein Wildtierschutz Deutschland e.V. um Wildtiere zu schützen. Er setzt sich seitdem gegen tierquälerische Jagdmethoden ein und für eine Reduzierung der jagdbaren Arten auf die Tierarten, für die ein vernünftiger Grund zur Bejagung im Sinne des Tierschutzgesetzes besteht. Außerdem engagiert sich der Verein für die Aufnahme, Versorgung und Auswilderung von in Not geratenen Wildtieren.