Jugend in Europa

Schon seit fast eineinhalb Jahren läuft die Jugend auf Sparflamme. Homeschooling ist angesagt; Freunde treffen war nicht möglich. Nun scheint sich sich auch für die Jugend eine Normalisierung einzustellen. Doch wie kommt das an? Ist es wie früher? Luckx – das magazin hat eine Studie ausgewertet.

Corona-Regeln

Aktuelle Meldungen aus Spanien lassen nichts Gutes erhoffen. Aufgrund der Abitur-Fahrten der spanischen Jugend nach Mallorca steigen die Inzidenzen rapide an. Aber anscheinend sind das Ausnahmeerscheinungen – bis jetzt. Doch die Mehrheit der jungen Europäer hält sich an die Corona-Regeln. Das zeigen die Ergebnisse der fünften repräsentativen Jugendstudie „Junges Europa“. Die Lebenssituation für junge Menschen in Europa hat sich durch die Pandemie deutlich verschlechtert, dennoch schaut die Generation der unter 26-Jährigen mehrheitlich optimistisch in die Zukunft. In Spanien, Italien und Polen sinkt der Anteil der Optimisten in den letzten Jahren jedoch deutlich. Das Meinungsforschungsinstitut YouGov befragte dazu im April 2021 6253 Menschen zwischen 16 und 26 Jahren in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen.

Auf die Frage, wie sie ihren momentanen Gefühlszustand beschreiben würden, antwortete nahezu jeder zweite Befragte eher negativ, zum Beispiel mit „müde“, „unsicher“, „genervt“ und „gestresst“. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) gab an, ihre Lebenssituation habe sich verschlechtert, in Deutschland waren es 46 Prozent. Ganz konkret bedeutet das: Vier von zehn jungen Menschen zwischen 16 und 26 Jahren (39 Prozent) verloren in den vergangenen Monaten der Pandemie ihren Job oder erlitten finanzielle Einbußen. In Deutschland waren es 29 Prozent, die angaben, von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen gewesen zu sein, in Griechenland sogar 58 Prozent.

Belastungen

Die Befragten fühlen sich in allen Lebensbereichen stark belastet und befürchten, dass dies auch vorerst so bleibt. Am schwierigsten (72 Prozent) empfinden die jungen Menschen die Beschränkungen im öffentlichen und sozialen Leben – z.B. reduzierte Kontaktmöglichkeiten mit Freunden und Familie oder geschlossene Geschäfte und Sportvereine. 60 Prozent von ihnen sorgen sich, dass die Belastungen in diesen Bereichen auch in Zukunft hoch blieben. „Es ist beeindruckend, mit welchem Optimismus die 16- bis 26-Jährigen in Europa in die Zukunft nach Corona blicken. Bezogen auf die eigene Situation sind 64 Prozent der jungen Europäerinnen und Europäer eher optimistisch eingestellt. Mit besonders viel Optimismus schaut die junge Generation in Griechenland (74 Prozent), Großbritannien und Deutschland (je 66 Prozent) in die Zukunft,“ sagt Thomas Ellerbeck, Vorsitzender des Kuratoriums der TUI Stiftung, die gemeinsam mit YouGov die Studie realisierte. „Die jungen Europäerinnen und Europäer haben viele Einschränkungen erlebt, in der Schule, bei Studium, Sport und Treffen im Freundeskreis. Gleichzeitig ist ihre Grundstimmung und Motivation positiv. Das kann für einen enormen Schub nach der Corona-Zeit sorgen – in der Wirtschaft, im gesellschaftlichen Engagement und für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Gemeinsam Verantwortung übernehmen haben wir während Corona gelernt, gemeinsam neue Chancen erkennen und nutzen, ist jetzt am Ende der Pandemie wichtig.“

Gesundheitspolitik

Während der Pandemie verhalten sich die jungen Erwachsenen überwiegend regelkonform: Nur knapp ein Fünftel (19 Prozent) aller befragten Europäer gab an, gesetzliche Maßnahmen und Empfehlungen zu ignorieren. Spanier und Italiener halten sich am striktesten an die Vorgaben. Wer sich an die Regeln hält, tut dies vor allem, um die Gesundheit der anderen zu schützen (76 Prozent). Das eigene Wohlsein steht für 54 Prozent der jungen Europäer:innen im Vordergrund. Dabei zeigt sich für Deutschland, dass sich die Bewertung der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie seit Herbst letzten Jahres deutlich verändert hat. Im September 2020 hielten noch 52 Prozent der Befragten die getroffenen Maßnahmen für „angemessen“, 18 Prozent von ihnen für „eher nicht ausreichend“ und fünf Prozent für „nicht ausreichend“. Im April 2021 – zu einem Zeitpunkt, als die Infektionszahlen erneut stiegen in Deutschland – bewerteten dagegen mehr als der Hälfte der befragten 16- bis 26-jährigen Deutschen die Maßnahmen für nicht ausreichend (54 Prozent). Lediglich 16 Prozent der Befragten bewertete sie als „angemessen“. Dem Pandemie-Management der Europäischen Union stellt die Mehrheit der jungen Europäer:innen ein bestenfalls mittelmäßiges Zeugnis aus (40 Prozent „mittelmäßig“). 31 Prozent bewerten es als „schlecht“ und nur 16 Prozent mit „gut“. Drängendste Probleme: Umweltschutz, Wirtschafts- und Gesundheitspolitik

Die Gesundheitspolitik gehört erstmals seit dem Start der Jugendstudie im Jahr 2017 zu den drängendsten Problemen der EU. 28 Prozent aller Befragten in den sieben europäischen Ländern betrachten das Thema als besonders drängend. Angesichts der andauernden Pandemie ist das wenig überraschend. Wie schon im vergangenen Jahr führt der Umwelt- und Klimaschutz diese Liste an (41 Prozent aller Befragten), vor der Wirtschafts- und Finanzpolitik (32 Prozent) sowie Migration und Asyl (31 Prozent). Für die jungen Deutschen ist im europäischen Vergleich der Klimaschutz besonders wichtig: Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) gab an, es sei das herausragende politische Problem in der EU. Danach folgt Migration und Asyl mit 33 Prozent, anschließend Gesundheitspolitik mit 32 Prozent. Zudem wird von den jungen Deutschen das Thema Digitalisierung als besonders drängend für die EU (21 Prozent, der europäische Durchschnitt liegt bei sieben Prozent) und im eigenen Land betrachtet (30 Prozent).

Wird fortgesetzt.

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