Jugendstudie

Nun kommt das Impfprogramm auch für junge Menschen in Schwung. Zwar ist der Schwung noch nicht so, dass sich Normalität einstellen könnte. Doch der Anfang ist gemacht. Denn die Regierungen haben erkannt, dass die nächste Virus-Welle über das Land rollt und dann ist wieder Homeschooling angesagt. Die Party ist dann vorbei. Luckx – das magazin wertet eine Studie weiter aus. Hier geht´s zum ersten Teil.

Politik

Mit Blick auf die Politikgestaltung haben junge Europäer eigene Vorstellungen. 44 Prozent finden, dass die Bekämpfung des Klimawandels Vorrang vor Wirtschaftswachstum haben sollte. Zudem würden sie die Rechte von LGBTQ+ Menschen weiter stärken (59 Prozent) und sind für Maßnahmen, um Einkommensunterschiede zu verringern (49 Prozent). Für eine weitergehende europäische Einigung spricht sich ebenfalls eine Mehrheit aus, wobei die stärkste Zustimmung aus Griechenland, Italien, Spanien und Deutschland kommt. Den Status Quo behalten wollen vor allem junge Menschen in Großbritannien und Frankreich.

Der Grad des politischen Interesses und des Engagements unterscheidet sich im europäischen Vergleich: In Frankreich (20 Prozent interessieren sich „stark oder sehr stark“), Spanien (31 Prozent), Italien (19 Prozent) und Griechenland (31 Prozent) interessieren sich junge Leute weniger stark für Politik als im europäischen Durchschnitt (33 Prozent). Insgesamt interessieren sich 30 Prozent der Befragten in Europa überhaupt nicht oder wenig für Politik. Die Ergebnisse der Jugendstudie zeigen, dass politisches Interesse noch immer stark von individuellen Ressourcen abhängig ist, also Bildung, Wohlstand, aber auch das Geschlecht. So zeigten sich junge Frauen deutlich seltener politisch interessiert (24 Prozent gegenüber 41 Prozent bei jungen Männern). Besonders hoch ist das politische Interesse dann, wenn Eltern regelmäßig wählen gehen (hier interessieren sich 87 Prozent der Befragten für Politik, gegenüber 71 Prozent bei den Elternhäusern mit niedriger Beteiligung), man sich durch Schule und Ausbildung gut auf das Wählen vorbereitet fühlt (42 Prozent gegenüber 30 Prozent) und das politische System insgesamt als fair betrachtet wird.

Politisches Interesse ist einer der wichtigsten Bestimmungsfaktoren für die Wahrscheinlichkeit, sich an Wahlen zu beteiligen. Ein weiterer ist die Verinnerlichung einer Wahlnorm, wenn also „Wählen als Bürgerpflicht“ gesehen wird. Diese Sichtweise ist unter den befragten jungen Menschen weit verbreitet, 87% von ihnen stimmen ihr zu. Und trotzdem beteiligen sich junge Erwachsene in der Regel nur unterdurchschnittlich an Wahlen.

Wahlmüdigkeit

Die Gründe für diese Wahlmüdigkeit sind vielfältig, zu den wichtigsten gehört sicher, dass sich bei den Jungen noch keine Gewöhnung an die Wahlteilnahme einstellen konnte. Als Gegenmittel wird oft die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre diskutiert. Erfahrungen aus Österreich, wo junge Menschen mit 16 Jahren an nationalen Wahlen teilnehmen dürfen, zeigen: Wer bereits mit 16 Jahren wählt, dessen Wahrscheinlichkeit liegt höher, sich auch bei zukünftigen Wahlen zu beteiligen. Auch eröffnet das Wählen mit 16 die Möglichkeit, den ersten Wahlgang stärker in den schulischen Alltag und die Ausbildung zu integrieren und damit inhaltlich zu begleiten, was zu einem besseren politischen Bewusstsein der Jugendlichen führt,“ erklärt Marcus Spittler, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Demokratie und Demokratisierung am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Er hat die Studie wissenschaftlich begleitet.

Dabei ist das Wählen mit 16 Jahren auch bei jungen Europäern kein Selbstläufer. 36 Prozent von ihnen fänden es besser, wenn auf nationaler und europäischer Ebene bereits mit 16 Jahren gewählt werden könnte. Nur in Großbritannien und Deutschland gibt es eine knappe Mehrheit (54 Prozent Deutschland, 56 Prozent Großbritannien) für die Absenkung des Wahlalters, während in den anderen europäischen Ländern das Bild gemischt ist und nur etwa ein knappes Drittel die Absenkung des Wahlalters begrüßt.

Junge Europäer sind grundsätzlich an politischen Themen interessiert. Und die Jugendstudie belegt, dass auch sehr junge Menschen ihre politischen Präferenzen genauso gut wie Erwachsene mit den politischen Programmen der Parteien in Einklang bringen können. Sie haben eigene Vorstellungen und Ideen, welche Prioritäten die Politik setzen sollte. Was oft zu fehlen scheint, ist das Selbstbewusstsein, sich in den politischen Dialog einzubringen. Hier muss politische Bildungsarbeit frühzeitig ansetzen,“ sagte Elke Hlawatschek, Geschäftsführerin der TUI Stiftung, bei der Vorstellung der Studie in Berlin.