Jetzt geht’s wieder ins Homeoffice. So möchte es jedenfalls der Bundesarbeitsminister. Doch viele Unternehmen haben bislang ihre Mitarbeiter gar nicht zurück ins Büro geholt. Aus gutem Grund: Je mehr Mitarbeiter im Büro sind desto größer ist die Ansteckungsgefahr. Was dafür und dagegen spricht, hat luckx – das magazin recherchiert.
Remote arbeiten
Die Corona-Pandemie führt zu einer bisher nicht gekannten Veränderung der Arbeitswelt. Wahrscheinlich werden wir in einigen Jahren zurückblickend feststellen, dass diese Veränderungen bedeutender als die Industrialisierung im 18. Jahrhundert war.
Zu Beginn der Pandemie war eine hohe Arbeitslosigkeit prophezeit worden. Das führte dann unter anderem dazu, dass Unternehmen ihre Produktion stark zurückfuhren. Auch wurden Bestellungen im überdurchschnittlichem Maß storniert. Das betraf auch die nun in allen Medien rauf und runter diskutierten aktuellen Chip-Notstände. Doch die Nachfrage nach Arbeitskräften stieg schon nach wenigen Wochen wieder rapide an, weil entgegen den Erwartungen die Markteinbrüche deutlich geringer ausfielen. Auch fanden die Deutschen gefallen am Homeoffice. Das spiegelt sich in einer aktuellen Studie wider. Denn nach nun 18 Monaten Pandemie verliert der Arbeitgeberstandort an Bedeutung. Zwar ist für 52% der Bewerber mitentscheidend in der Jobsuche. Aber fast ein Drittel der Bewerber in Deutschland (32%) finden ihn nicht mehr so bedeutsam wie noch vor der Krise. Das ist ein Ergebnis einer aktuelle Studie der KÖNIGSTEINER Gruppe für die deutschlandweit 1.027 Menschen befragt wurden. Demnach hat der erhöhte Homeoffice-Anteil seit März 2020 das Gewicht der Standortfrage in der Jobsuche etwas verlagert. 47% finden ihn allerdings genauso wichtig wie vor der Krise, wenn sie nach einem neuen Job suchen. Für 13% hat seine Bedeutung sogar zugenommen. 44% würden gerne in Stellenanzeigen mehr über ihn lesen.
Politische Verhältnisse als Standortnachteil
Am liebsten möchten Beschäftigte in Bayern arbeiten, das 48% der Befragten als ihr Wunschziel anpeilen, gefolgt von Baden-Württemberg (34%) und Nordrhein-Westfalen (31%). Sachsen und Sachsen-Anhalt stehen dagegen am Tabellenende der attraktivsten Arbeitsstandorte für deutsche Beschäftigte. Demnach nannten 39% der Befragten Sachsen als unattraktiven Standort und 38% Sachsen-Anhalt. Hauptgrund für die fehlende Anziehungskraft der beiden Bundesländer: Aus Sicht der Teilnehmer haben beide ein negatives Image bezogen auf die politischen Verhältnisse vor Ort. Für Sachsen nennen dies 72% derjenigen, die das Bundesland als unattraktiv empfinden, für Sachsen-Anhalt 63%. Erst danach folgen Gründe wie eine mangelhafte Verkehrsanbindung oder zu wenige attraktive regionale Arbeitgeber.
Im Ranking der anziehendsten Städte liegt der Norden Deutschlands mit Hamburg an der Spitze, gefolgt von der bayerischen Landeshauptstadt München und Berlin. Immerhin: Dresden (8) und Leipzig (7) schaffen es in die Top Ten der deutschen Großstädte. Das Klischee, dass es vor allem junge Menschen eben genau in solche Metropolen zieht, stimmt indes mehrheitlich nicht. Denn gerade einmal 15% der 18- bis 29-Jährigen sehen dort einen voll überzeugenden Standortvorteil. Zum Vergleich: Über alle Altersklassen hinweg liegt der entsprechende Anteil bei 19%. Wichtig dagegen die Nähe zum eigenen Lebensmittelpunkt: 69% ist es besonders wichtig, dass dieser in der direkten Nähe (30-40 Kilometer) des eigenen Wohnortes liegt.
„Wir erkennen sehr deutlich, dass es auf Kandidatenseite keine eindeutige Präferenz für Metropolen auf der einen oder ländlichere Regionen auf der anderen Seite gibt. Trotzdem möchten mögliche Jobwechsler mehr über individuelle Standortvorteile erfahren – nicht umsonst wünscht sich fast jede zweite Bewerberin mehr Informationen dazu in Stellenanzeigen“, so Nils Wagener, Geschäftsführer der KÖNIGSTEINER Gruppe. Dabei ganz hoch im Kurs: Informationen zur Verkehrsanbindung, zu Wohnangeboten am Standort sowie Hinweise zum infrastrukturellen Angebot wie etwa der Gastronomie. Weniger wichtig sind Angaben zum Vereinsleben oder zum Sportangebot vor Ort.
Im Auftrag der KÖNIGSTEINER Gruppe befragte das Kölner Marktforschungsunternehmen respondi bundesweit 1.027 berufstätige Arbeitnehmer in allen Altersstufen. Dabei wurden je zur Hälfte Akademiker und Nichtakademiker befragt. Der Befragungszeitraum lag im September 2021.