Traumberuf: Trucker?

Auf Achse. Das war die Kultsendung über Fernfahrer Ende der 70er und den 80er Jahren. Mit Manfred Krug als Franz Meersdonk und Rüdiger Kirschstein als Günther Willers. Sie fahren Terminfracht durch die ganze Welt. So begann der Trailer. Doch was ist aus dem Traumberuf Fernfahrer geworden? Luckx – das magazin sucht nach Antworten.

Heile Welt

Tagelanges Warten an der Grenzübergänge von Ungarn, Verkehrskontrollen, verpasste Fähren, einhalten der Fahrtzeiten. Damit müssen sich heutige Fernfahrer auseinandersetzen. Termindruck besteht weiterhin, aber nicht mehr in Tagen, sondern in Stunden und Minuten. Denn waren die Läger in den Handel- und Produktionsbetrieben immer randvoll gefüllt, so wanderten die Warenbestände im wahrsten Sinne des Wortes auf die Straße. Der Internet-Handel beflügelte diese Art der Lagerhaltung weiter. Dass daraus dann die medial bekannten Versorgungsengpässe in Großbritannien auftreten, ist eine der Folgen. Doch diese Probleme sind durch den Brexit hausgemacht. Wer zum Beispiel keine fremdländischen Arbeitnehmer mehr haben möchte, sollte vorher klären, ob die Wirtschaft nach solchen Entscheidungen weiter funktionieren kann. Da sind die Inselbewohner etwas zu kurz gesprungen und im Wasser gelandet, was ihnen nun bis zum Hals steht.

Aber auch die coronabedingten Probleme mit globalen Lieferketten haben die Bedeutung von Berufskraftfahrern und -fahrerinnen für eine funktionierende Wirtschaft ins Bewusstsein gerückt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, fallen in Deutschland die Bruttoverdienste für Fachkräfte im Gütertransport jedoch verhältnismäßig gering aus: 2020 erhielten sie in Vollzeit durchschnittlich 14,21 Euro die Stunde. Angelernte Kräfte, also beispielsweise Lkw-Fahrende ohne entsprechenden Ausbildungsabschluss, erhielten im Schnitt 12,91 Euro. Zum Vergleich: In der Wirtschaft insgesamt lag der durchschnittliche Stundenverdienst für Fachkräfte bei 19,97 Euro brutto, für Angelernte bei 16,02 Euro.

Einkommen

Auf den Monat gesehen ergibt das einen Durchschnittsverdienst für Fachkräfte wie ausgebildete Berufskraftfahrerinnen und -fahrer von 2 623 Euro brutto – das waren gut 660 Euro weniger als Beschäftigte mit einer vergleichbaren Ausbildung und Berufserfahrung in der Wirtschaft insgesamt verdienten (3 286 Euro). Angelernte Kräfte verdienten durchschnittlich 2 313 Euro brutto im Monat. In der Wirtschaft insgesamt lag der Durchschnittsverdienst für diese Leistungsgruppe fast 300 Euro höher (2 611 Euro monatlich).

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit hat 2020 in Deutschland 937 000 Fachkräfte im Bereich Fahrzeugführung im Straßenverkehr erfasst, zu dem neben Berufskraftfahrenden auch Bus- sowie Kurierfahrer und -fahrerinnen gehören. Das waren etwa 1 % weniger als im Vorjahr. Diese Berufe werden demnach fast ausschließlich von Männern ausgeübt (Anteil 94 %). Ein größerer Teil dürfte in den nächsten Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden: Ein Drittel (33 %) war mindestens 55 Jahre alt. Demgegenüber ist die Zahl der Einsteigerinnen und Einsteiger unter 25 Jahren recht gering: Sie machten mit 33 400 nur knapp 4 % aus.

Doch wie kann es nun weitergehen mit dem Traumberuf Trucker? Sicherlich ist ein Ansatz, die Entlohnung anzupassen. Doch das muss dann europaweit geschehen oder es müssen Fahrbeschränkungen für zum Beispiel osteuropäische Fahrer und Speditionen erlassen werden. Denn diese fahren wochenlang ohne Heimatkontakt für noch viel geringere Löhne.

Aber auch die Infrastruktur ist dringend der Realität anzupassen. Kostenfreies Duschen und ausreichende Toiletten, genügend Nachtparkplätze sind einige der Forderung der Fahrerverbände. Die LKW-Hersteller reagieren schon und planen teilweise den Einbau von Toiletten und Duschen in ihren Fahrzeugen. Es sind aber auch politische Entscheidungen zutreffen. Einige Staatsführer befinden sich mit ihrem Gedankengut noch im Mittelalter oder ihrer totalitären Einstellung nicht in der heutigen Zeit. Extrem lange Wartezeiten an den Grenzen darf es in Europa nicht mehr geben.

Zur Studie

Die Ergebnisse zur Entwicklung der Bruttomonatsverdienste basieren auf der Vierteljährlichen Verdiensterhebung. Für die Analyse der Verdienste werden Leistungsgruppen gebildet, die eine grobe Abstufung der Arbeitnehmertätigkeiten nach dem Qualifikationsprofil des Arbeitsplatzes darstellen.