Das Tempolimit ist vom Tisch, oder? Im Koalitionsvertrag konnte ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen keine Verankerung finden. Doch nun kommt die nächste Krise um die Ecke. Anlass für eine neue Diskussionsrunde? Vielleicht. Die Redakteure von luckx – das magazin sind viel auf Achse. Mit der Bahn und mit dem Auto. Oder mit dem Bus.
Tempo machen
Wer auf bundesdeutschen Straßen unterwegs ist, begibt sich ständig in Lebensgefahr. Ob Sonntagsfahrer, LKW-Fahrer unter Zeitdruck oder Arbeitnehmer auf dem Weg zur Arbeit – oder nach Hause. Fahrfehler sind mit 89 Prozent die häufigste Unfallursache. Fahrzeugmängel fallen mit ein Prozent fast kaum auf; Tüv, Dekra und allen anderen sei Dank. Die meisten Unfälle passieren aufgrund der hohen Fahrzeugdichte in den Städten. Wen wundert´s. Gerade einmal 7 Prozent sind auf Autobahnen passiert. Auch die Unfällen mit Todesfolge sind auch Autobahnen relativ gering. Leitplanken und vielen anderen Einrichtungen helfen dabei. Doch trotzdem herrscht in Deutschland eine nicht endende Diskussion um ein starres und generelles Tempolimit auf Autobahnen. Selbst klare demokratische Abstimmungsergebnisse halten einige Verbände und Parteien nicht davon ab, dieses Thema immer wieder auf die Agenda zu bringen. Und dabei wird jeder möglich Grund als Rechtfertigung herbeigezogen. Auch wenn das überhaupt keinen Sinn macht. Autofahrer lehnen mehrheitlich eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen ab.
Bundestagswahl im September 2021
Das Tempolimit ist vom Tisch – so wurde es im Koalitionsvertrag vereinbart. Zuvor wurden schon bei Bundestags- (2019) und Bundesratsabstimmung (2020) ebenfalls klar gegen ein Tempolimit gestimmt. Trotzdem werden Vereine wie die DUH, Gewerkschaften, die evangelische Kirche und sogar Automobilclubs wie der ACE und VCD nicht müde, die Diskussion immer wieder anzufachen. Denn mit allen Mitteln möchten sie ein Tempolimit erzwingen. Auch aus Regierungsreihen seitens der Grünen und Teilen der SPD ist die Forderung nach einem Tempolimit immer wieder im Gespräch.
Viele in den Medien präsentierten Umfragen suggerieren, eine Mehrheit der Deutschen würde sich für ein Tempolimit aussprechen. Fragt man allerdings Autofahrer in Deutschland, also diejenigen, die von einem Tempolimit betroffen wären, erhält man eine ganz andere Antwort. Der Automobilclub Mobil in Deutschland e.V. kommt in einer repräsentativen Studie 2021 zum Ergebnis, dass sich 52 Prozent der Autofahrer klar gegen ein Tempolimit stellen. 46 Prozent befürworten eine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen.
Wo sind die Alternativen zum Auto?
Nun folgt in wenigen Wochen ein 9 Euro Ticket für Busse und Bahn – im Regionalverkehr. Sicherlich kann das für einige eine tolle Erfahrung sein, den öffentlichen Personen Nahverkehr zu erleben. Leider beschränkt auf drei Sommermonate. Wer da keinen Urlaub hat, kann in der Ferienzeit wenigsten einigermaßen die Öffis nutzen. Doch Eltern sollten einmal mit ihren Sprößlingen den morgendlichen Schulbus nutzen, um selbst ihr Bild mit den Erfahrungen zu füllen. Dann verstehen sie, warum der Nachwuchs lieber zu Fuß geht oder mit dem Rad den Schulweg in Angriff nimmt.
Ach ja, über 80 Prozent der bundesdeutschen Arbeitnehmer nutzen den PKW um zur Arbeitsstätte zu gelangen. Darüber hinaus fahren über 90 Prozent mit dem eigenen oder gemieteten Fahrzeug in den Urlaub. Sicherlich würden sie eine entspanntere Reiseform nutzen, wenn es sie gäbe. Autozüge wurden abgeschafft, weil zu teuer. Sowohl für die Bahn, aber insbesondere für die Reisenden.
Vielleicht wird der eine oder andere politisch Verantwortliche im Nahverkehr seine Erfahrungen sammeln und in die Diskussion einbringen. Davon könnte die Flächenländer wie Niedersachsen prima profitieren. Denn die Verkehrsinfrastruktur in den Stadtstaaten wie Bremen, Hamburg und Berlin als auch das Ruhrgebiet sind tolle Beispiele, wie so etwas funktioniert. Doch bis wann wird so es bundesweit umgesetzt?
Preisnachlässe beim Kraftstoff
Neben dem 9 Euro Ticket soll es 14 Cent Preisnachlass für Diesel und 40 Cent für Benzin geben; ebenfalls auf drei Monate beschränkt. Sicherlich eine gute Entscheidung. Doch über 30 Prozent der PKW haben einen Diesel-Motor an Bord. Bei den LKWs lässt sich kein anderer Antrieb – außer von Versuchsfahrzeuge – finden. Wer nun denkt: endliche saubere Luft in den Städten, wird enttäuscht. Denn die heutigen Dieselfahrzeuge emittieren saubere Abgase als sie über den Luftfilter an Frischluft ansaugen. Über diesen Umweg wird es dann vielleicht gelingen.
Doch diese politische Entscheidung hat sicherlich noch einen viel weiterreichend Grund, als wir uns vorstellen können: gefördert werden soll damit das städtische Einkaufsverhalten. Weg vom online-Shop – hin zum Einzelhandel. Okay, das ist wohl sehr weit hergeholt. Denn der Online-Handel wird aus Bequemlichkeit und höherer Angebotsvielfalt eher zu- als abnehmen. Aber die Transporteure werden ihren Dienst nicht anbieten können, weil sie mit jeder Fahrt und jedem Paket Geld verlieren. Eine spannende Entwicklung erwartet uns.