Unser Herz schlägt ohne Unterbrechung ein Leben lang. Es ist der Motor unseres Leben. Zwar braucht er kein Ölwechsel. Trotzdem sollte dieser vier Zylinder gut gepflegt werden. Wie so etwas funktionieren kann, hat luckx – das magazin recherchiert.
Herzrhythmus
Eigentlich läuft das Herz immer im selben Takt. Manchmal etwas schneller, wenn wir Sport treiben oder arbeiten. Und nachts sollte es eigentlich zur Ruhe kommen und etwas weniger schlagen. Eigentlich. Doch es kann hin und wieder zu Vorhofflimmern kommen. Vorhofflimmern ist eine ernst zu nehmende Herzrhythmusstörung, die unbehandelt zur lebensbedrohlichen Gefahr werden und zum Schlaganfall führen kann. Doch es gibt wirksame Maßnahmen, mit denen jeder etwas gegen eine Erkrankung an Vorhofflimmern tun oder den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. Eine der wichtigsten ist ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Lebensstiländerungen wie eine Gewichtsreduktion oder das Intensivieren der sportlichen Aktivität das Risiko an Vorhofflimmern zu erkranken senken können. Besonders lohnt sich Ausdauerbewegung. Sie hilft nicht nur, einer Erkrankung vorzubeugen, sondern auch die Symptome bei bereits bestehendem Vorhofflimmern zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verbessern. So lässt sich mit Hilfe sportlicher Aktivität nach einer Verödungstherapie des Vorhofflimmerns (Katheterablation) die Prognose verbessern. „Regelmäßige körperliche Aktivität und ein Normalgewicht sind ganz besonders wichtig, um kardiovaskuläre Risikokrankheiten in die Zange zu nehmen, die Vorhofflimmern begünstigen oder verursachen, allen voran Bluthochdruck, gefolgt von koronarer Herzkrankheit, Diabetes mellitus und dem Schlafapnoesyndrom. Mit Bewegung lässt sich sehr effektiv starkes Übergewicht vermeiden, das Bluthochdruck und Vorhofflimmern begünstigt“, betont der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Bluthochdruck als der häufigste Verursacher liegt bei 60 Prozent aller Vorhofflimmerpatienten vor.“
Lebensstiländerungen
Weitere wichtige Lebensstilmaßnahmen zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind herzgesunde Ernährung (Mittelmeerküche), Rauchstopp und Stressabbau. Mit Bewegung kann ich mich vor Vorhofflimmern schützen. Deshalb raten Experten Erwachsenen und älteren Menschen über 65 Jahren zu einem Ausdauertraining von 150 bis 300 Minuten die Woche bei moderater Belastung (z. B. flottes Gehen, Joggen, Radfahren, Schwimmen, Ergometertraining). Dabei folgen sie den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die auch für Vorhofflimmerpatienten gelten. Optional kann der Trainingsumfang auch 75 bis 150 Minuten pro Woche betragen, wobei hier die ausdauerorientierten Bewegungen beim Laufen, Radfahren oder schnellen Schwimmen etwas anstrengender sein sollten. „Vorhofflimmerpatienten sollten ihre Trainingsdosis immer mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt besprechen“, rät Prof. Voigtländer, Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses Frankfurt am Main. Denn bei Patienten, die z. B. Betablocker oder Rhythmusmedikamente einnehmen, die die körperliche Leistungsfähigkeit senken, müsse zuerst der optimale Trainingspuls angepasst werden.
Wer Sport zur Vorbeugung einsetzen möchte, sollte beim Trainingsumfang bedenken, dass bei moderater Ausdauerbelastung das Vorhofflimmerrisiko signifikant sinkt, wohingegen es bei häufiger intensiver Belastung eventuell steigen könnte. „Für Ausdauersport gilt die Faustregel: Bei sechs Stunden oder mehr an intensivem Ausdauertraining pro Woche kann bei Männern das Vorhofflimmerrisiko steigen“, erklärt Dr. med. Jonas Zacher, Diplom-Sportwissenschaftler und Sportmediziner mit Schwerpunkt Sportkardiologie am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Sporthochschule Köln. Er bringt den Aspekt der richtigen Balance so auf den Punkt: „Sport kann dreierlei zugleich sein: Risikofaktor, Schutzfaktor und Therapeutikum.“ Allerdings betont Dr. Zacher: Auch bei hohen Trainingsumfängen überwiegen in der Regel die Vorteile für das Herz-Kreislaufsystem das möglicherweise etwas erhöhte Vorhofflimmerrisiko.
Ausdauer- und Krafttraining
Mittlerweile zeigen einige wissenschaftliche Studien, dass körperliches Training eine sinnvolle Behandlungskomponente für Patienten mit Vorhofflimmern ist. „Die Häufigkeit und die subjektiv erlebte Intensität von Vorhofflimmerepisoden lassen sich mithilfe des körperlichen Trainings reduzieren und Fitness wie Lebensqualität steigern“, betont Dr. Zacher. Die Deutsche Herzstiftung weist zur Orientierung auf die WHO-Empfehlungen hin, deren Erfüllung „mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zielbereich der Schutzwirkung gegen Vorhofflimmern liegen dürfte“, so Zacher. Die WHO propagiert dabei eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining. Zusätzlich zur Ausdauerbewegung sollte man an zwei Tagen der Woche zum Kräftigen der Muskulatur mit einem leichten Hanteltraining oder funktionsgymnastischen Übungen aktiv sein. Älteren ab 65 Jahren werden an drei Tagen pro Woche zusätzlich Gleichgewichts- und Koordinationsübungen zur Sturzprävention empfohlen.
Frauen, die die WHO-Empfehlungen erfüllen oder übertreffen, reduzieren ihr Vorhofflimmerrisiko um etwa 10 %, Männer um ca. 5 %, ergab eine Arbeit in „Heart Rhythm“. Umgekehrt erhöht ein inaktiver Lebensstil ohne jeglichen Sport das Risiko für Vorhofflimmern bei Frauen wie Männern um das 2,5-Fache. Eine regelmäßige moderate körperliche Aktivität hingegen reduziert das Risiko, Vorhofflimmern zu erleiden. Verglichen mit inaktiven Menschen war bei Frauen das Vorhofflimmerrisiko um ca. 10 %, bei Männern sogar um ca. 20 % niedriger.
Bewegung als Therapiekomponente
Welche Rolle spielt Ausdauerbewegung in der Therapie von Vorhofflimmern? Mit Hilfe eines optimierten Lebensstils inklusive körperlichen Trainings lässt sich die Häufigkeit von Vorhofflimmern reduzieren. Das zeigte sich etwa in Rehaprogrammen mit einem Fokus auf ein moderates Ausdauertraining. So konnte ein sechsmonatiges Ausdauertraining bei Rehapatienten die Vorhofflimmerlast, also die Anzahl und Dauer der Anfälle, deutlich verringern. „Die damit zu erzielenden Effekte waren mindestens so erfolgreich wie die medikamentösen oder interventionellen Therapieoptionen“, betont Dr. Zacher. „Die Patienten haben das Training gut vertragen.“
Als Fazit bleibt mit Blick auf die Studienlage festzuhalten, dass körperliches Training eine sinnvolle Behandlungskomponente ist. Patienten mit Vorhofflimmern sollten im Rahmen ihrer Therapie körperliches Training erfahren. Allerdings ist Sport ein Risikofaktor für Männer, die jahrelang Ausdauertraining auf dem Niveau von Leistungssportlern betreiben. Männer profitieren hinsichtlich des Vorhofflimmerrisikos am meisten von einem Ausdauertraining zwischen 1,5 und vier Stunden pro Woche, Frauen können Sport nach Lust und Laune ausüben, der Umfang des Trainings sollte sich an den WHO-Empfehlungen orientieren, „darf aber auch gerne darüber hinaus gehen“, sagt Dr. Zacher.