Bis es brennt

Technik kann manchmal etwas einfach sein. Obwohl, bei den Acker-Königen war das Anlassen wohl immer eine Herausforderung. Bis der moderne Dieselschlepper sie nach und nach verdrängte: Traktoren mit Glühkopfmotor kamen bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in der Landwirtschaft zum Einsatz, wo sie eine preiswerte, praktische Alternative zur Dampfmaschine boten. Die Ausstellung „Glühkopf-Legenden“ auf der Retro Classics in Stuttgart erinnert an die große Zeit der einfachen, aber äußerst robusten Maschinen, die sich in Deutschland noch bis Mitte der Fünfziger gegen eine technisch überlegene Konkurrenz behaupten konnten.

Einfache Technik

Gerade die „rudimentäre Technik“ sei bis heute faszinierend, schwärmt Hubert Flaig vom Verein der Bulldog- und Schlepperfreunde Württemberg e.V., der die Sonderschau organisiert. „Bei den ersten Glühkopf-Motoren gibt es kein Getriebe, keinen Anlasser und keine Zündkerzen. Der Glühkopf wird mit einer Heizlampe bei offener Flamme vorgewärmt. Wenn er nach etwa fünf Minuten die erforderliche Temperatur erreicht hat, öffnet man ein Ventil und spritzt Kraftstoff ein. Durch Pendelbewegungen der Schwungräder gegen den Kompressionswiderstand wird der Motor dann zum Laufen gebracht – zugegeben, etwas umständlich.“

Dafür sind die meist einzylindrigen Veteranen recht anspruchslos: „Die frühen Glühkopf-Traktoren fahren praktisch mit allem, was brennbar ist“, erklärt Flaig. Oft sei dies ein ausschlaggebendes Argument für den Kauf gewesen, denn „es gab ja noch kein Tankstellennetz, und die Qualität der angebotenen Kraftstoffe war zum Teil recht abenteuerlich. Zur Not laufen diese Motoren auch mit Salatöl.“

Vom englischen Grantham aus trat der erstmals von Richard Hornsby & Sons hergestellte Glühkopf-Motor 1891 einen wahren Siegeszug an, in dessen Verlauf er über Schweden, Italien und Frankreich schließlich nach Deutschland gelangte. Unter den auf in Stuttgart gezeigten Exponaten findet sich auch ein Lanz Bulldog HL12 aus den Zwanzigern, dessen Typenbezeichnung vielerorts als Synonym für Ackerschlepper in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen wurde. Wer die urige Technik einmal in Aktion erleben will, sollte eine der drei täglichen Vorführungen am Stand der Bulldog- und Schlepperfreunde in Halle 8 besuchen, bei denen der „Ur-Lanz“ lautstark angeworfen wird.