Bauernproteste setzen sich fort

Trecker rollen durch Berlin. Ziel ist die Politik der Bundesregierung. Demonstriert wird gegen die Vorgaben der EU, die strengere Umweltschutzbedingungen für die Landwirtschaft verordnet hat. Doch das missfällt den bundesdeutschen Bauern. Dass die Stimmungslage der Landwirte sich weiter verschlechtert hat, hat verschiedene Gründe, wie der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, vor der Eröffnung der Grünen Woche ausführte. Demnach hat sich die Stimmungslage der deutschen Landwirte noch weiter verschlechtert. Bereits in den vorangegangenen Erhebungen im März, Juni und September 2019 hatte sich die Stimmungslage in der deutschen Landwirtschaft eingetrübt.

Neben einer schwierigen wirtschaftlichen Lage belegen diese Ergebnisse vor allem eine hochgradige Verunsicherung in der Landwirtschaft. Wir Bauern sind Unternehmer. Jeder, der etwas unternehmen will, braucht verlässliche Rahmenbedingungen, um Zukunftsinvestitionen tätigen zu können. Darauf muss die Politik ausgerichtet werden“, kommentiert Bauernpräsident Rukwied die Zahlen des aktuellen Konjunkturbarometers.

Weniger Investitionen geplant

Die Investitionsplanungen der Landwirte für die kommenden sechs Monate liegen unter dem Vorjahreswert. Nur 33 Prozent der Landwirte wollen in dieser Zeit investieren. Das für die nächsten sechs Monate geplante Investitionsvolumen liegt mit 3,8 Milliarden Euro um 0,5 Milliarden Euro unter dem entsprechenden Vorjahresstand. Rückläufig sind vor allem Investitionen in Wertschöpfung schaffende und Tierwohl fördernde Ställe. Einschließlich Hof- und Stalltechnik sind hierfür im nächsten halben Jahr nur 2,0 Milliarden Euro an Investitionen vorgesehen. Das sind im Jahresvergleich 0,3 Milliarden Euro weniger. Die beabsichtigten Investitionsvolumina in Maschinen und Geräte sowie Erneuerbare Energien dagegen liegen bei einem unveränderten Volumen von zusammen 1,7 Milliarden Euro.

Wenn nur noch jeder dritte Landwirt in die Zukunft investieren will, spiegelt das die äußerst schwierige wirtschaftliche Situation wider,“ so Rukwied zu den Ergebnissen der repräsentativen Umfrage.

Die Liquidität der Betriebe hat sich seit September zwar kaum verändert, fällt aber im Jahresvergleich deutlich schlechter aus. In Futterbaubetrieben und in Betrieben im Osten Deutschlands ist die Liquiditätslage besonders häufig angespannt.

Preisentwicklung

Vor allem die Entwicklung der Schweinepreise hatte in den letzten Monaten einen positiven Einfluss auf die aktuelle Stimmungslage in der Landwirtschaft. Einen dämpfenden Einfluss auf die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Situation hatten dagegen die gestiegenen Futtermittel- und Energiepreise. Vor allem werden die politischen Einflussfaktoren wie die nationale und die Agrarpolitik der EU sowie die Wettbewerbsverhältnisse in der EU deutlich schlechter beurteilt. Diese Einflussfaktoren werden absolut gesehen in etwa so negativ beurteilt wie die Pachtpreise, von denen bislang der negativste Einfluss ausging.

Im Vergleich zum Dezember des Vorjahres werden die Preisentwicklungen bei Getreide, Milch, Rindern und Strom sowie der Einfluss der Agrarpolitik deutlich schlechter beurteilt. Positiven Einfluss auf die Stimmungslage haben im Jahresvergleich die Preisentwicklungen bei Schweinen, Futter- und Düngemitteln.

Ursachensuche nicht einfach

Doch wo liegen nun die Ursachen für die schlechte wirtschaftliche Situation der bundesdeutschen Landwirte? Das ist sicherlich eine umfangreiche Gemengelage, die mit wenigen Punkten nicht zu beschreiben ist. Doch die Fördermittel seitens der Bundesregierung und der Europäischen Union fließen oder sollen nicht mehr in diesem Umfang fließen, wie in der Vergangenheit. Ein Umbau der Landwirtschaft ist das Ziel. Damit sind dramatische Einkommenskürzungen verbunden. Aber sind diese Probleme nicht hausgemacht? Es ist für den normalen Bürger und Konsumenten nicht zu verstehen, warum seine Steuergelder direkt in die Landwirtschaft fließen, um dafür eine Überangebot zu produzieren, was – glauben wir Studien – zu 50% vernichtet wird. Aber Straßen, Schulen und Kindergärten sind marode und müssen dringend saniert werden.

Sicher, diese Sichtweise ist sehr einfach formuliert. Doch die Vertreter der landwirtschaftlichen Organisationen sind zum Handeln aufgefordert. Nur sie können die Angebote für uns Konsumenten machen. Dazu haben sie langjährige Erfahrung und wissen aus vielen Marktstudien, was wir Verbraucher wünschen. So muss das Angebot an die Nachfrage angepasst werden. Denn, wenn ein Tischler rote Stühle produziert, aber blaue gefragt sind, wird er keinen einzigen verkaufen.