Herzrasen

Nun gerät unser Herz nicht nur aus dem Takt wenn wir voller Vorfreude sind. Es kann auch sein, dass eine unerkannte Herzerkrankung die Ursache sein könnte. Deshalb schnell zum Arzt und abklären lassen. Wenn es ein unerkanntes Vorhofflimmern ist, leiden Menschen oftmals sehr an den unangenehmen Anfällen aus dem linken Vorhof ihres Herzens. Das Herz rast dann bis zu einem Puls von bis zu 160 Schlägen pro Minute. „Wie aus dem Nichts kann das Herz bei solchen Flimmeranfällen bis zum Hals schlagen und beginnen zu rasen. Oftmals kommen Druckgefühl im Brustkorb, Luftnot, Schwindel und ein Angstgefühl hinzu“, beschreibt Herzspezialist Prof. Dr. med. Bernd Nowak vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung die Attacken dieser häufigsten Herzrhythmusstörung. Es ist zwar nicht beruhigend, aber fast zwei Millionen Menschen sind in Deutschland davon betroffen. Also kein Einzelfall. So ist schon viel Erfahrung in der Ärzteschaft vorhanden. Umso mehr Erleichterung bei Vorhofflimmerpatienten, wenn die lästigen Anfälle seltener werden oder gar nicht mehr auftreten.

Selbsthilfe

Was viele Betroffene nicht wissen: Sie können selbst viel gegen die unangenehmen Episoden tun. „Für Patienten mit Vorhofflimmern sind Sport und Gewichtsabnahme ganz entscheidend, um ihr Risiko für erneute Vorhofflimmeranfälle dramatisch zu senken“, bestätigt Nowak. So wird Patienten mit Vorhofflimmern ein niedrig bis mäßig dosiertes Ausdauertraining empfohlen, möglichst 20-30 Minuten drei- bis fünfmal pro Woche: beispielsweise flottes Gehen, Joggen, Rudern, Walken, Radfahren, Ergometertraining oder Tanzen. Oder anders formuliert: 60-120 Minuten Ausdauertraining die Woche an drei bis fünf Tagen.

Kraft trainieren

Nun sollten Betroffene nicht unbedingt den Kraftraum aufsuchen. Denn schwere Gewichte sind für Herzpatienten nicht der richtige Anwendungsrahmen. Es geht dabei eher um das Bewegen des eigenen Körpergewichts oder sehr geringe Hanteln von 500 g bis 1500 g. So niedrig dosiertes Krafttraining kann dann Trainingsbestandteil für Patienten mit Vorhofflimmern sein: „Ältere Menschen, die besonders häufig von dieser Rhythmusstörung betroffen sind, riskieren mit Krafttraining weniger Stürze und kommen im Alltag besser zurecht“, berichtet Nowak. Und überhaupt: Sport und Ausdauerbewegungen sind für Patienten mit Vorhofflimmern für eine Verbesserung ihres Herzleidens ebenso entscheidend wie für Patienten mit anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzschwäche, koronare Herzkrankheit und Bluthochdruck. „Allerdings sollte man die Trainingsdosis immer mit dem Arzt ermitteln und abstimmen“, betont der Kardiologe. Vorhofflimmerpatienten, die zum Beispiel Betablocker oder Rhythmusmedikamente einnehmen, müssen mit Einbußen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit aufgrund dieser Herzmedikamente rechnen. Also ist zuerst in einem Belastungstest beim Kardiologen oder Sportmediziner der optimale Trainingspuls zu bestimmen.

Vorteil: Sport und Gewichtsreduktion

Kann ein Vorhofflimmerpatient seine Belastbarkeit um mehr als 50 Watt steigern, was einem schnelleren Gehen entspricht, wird das Risiko für erneutes Vorhofflimmern über eine Fünf-Jahres-Periode um 37 Prozent verringert. „Also ein Rückgang um mehr als ein Drittel“, so Nowak. Nehme man zusätzlich zehn Prozent an Körpergewicht ab und steigere seine Belastbarkeit um mehr als 50 Prozent, lasse sich das Risiko erneuter Vorhofflimmeranfälle sogar um drei Viertel senken. „Der Effekt ist so groß, wie man ihn mit Medikamenten kaum erreichen kann.“ Die positiven Effekte von Ausdauerbewegungen zeigen sich auch bei Patienten nach einer Katheterablation: „Wenn man die Risiken aggressiv behandelt und die Patienten vermehrt trainieren, werden die Langzeitergebnisse der Ablation weiter verbessert“, sagt der Arzt. Wer noch kein Vorhofflimmern hat, kann durch stärkeres regelmäßiges Training der Herzrhythmusstörung vorbeugen und so sein Schlaganfall- und Sterblichkeitsrisiko senken.

Einschränkungen?

Da Vorhofflimmeranfälle ganz plötzlich auftreten und mit Atemnot und Schwächeanfällen einhergehen können, kann etwa Schwimmen im Meer oder in anderen Gewässern gefährlich sein. Auch Klettern oder exponiertes Bergwandern, zum Beispiel über einen Grat, sollte man vermeiden. Patienten, die für die Schlaganfallprophylaxe Gerinnungshemmer einnehmen (Marcumar/Falithrom, Apixaban, Edoxaban, Dabigatran, Rivaroxaban) sollten ein Auge darauf haben, ob ihr Sport verletzungsträchtig ist. Das ist bei Mountainbiking, Snowboarding, bei Ski alpin auf schnellen sehr vollen Pisten oder bei Kampfsportarten wie Boxen, Karate, Jiu-Jitsu usw. der Fall. „Da ist die Gefahr von folgenreichen Blutungen in die Muskeln, in die Gelenke und in die inneren Organe erhöht. Dieses Risiko sollte man nicht eingehen“, so Prof. Nowak.