Immer wieder werden Bau- und Kaufwillige von Vermittler- als auch Bankenseite dazu regelrecht gedrängt, möglichst schnell die Finanzierung abzuschließen. Denn sonst, wenn nicht schnell gehandelt wird, lässt sich der niedrige Zinssatz nicht halten. Sicherlich ist das in dem einen oder anderen Fall richtig. Doch wenn wir uns die Konditionen der vergangenen Monate anschauen, findet eher eine seitwärts Bewegung in der Zinsentwicklung statt. Und wie eine Experten-Umfrage vom Baufinanzierer Interhyp zeigt, ist auch im Kontext der Corona-Auswirkungen auf Halbjahres- und Jahressicht keine nachhaltige Zinswende zu erwarten.
Entwicklung im Mai 2020
Immobilienkäufer und Eigenheimbesitzer mit Finanzierungsbedarf finden im Zuge der Corona-Krise weiterhin günstige Zinsen bei Immobilienkrediten vor. Die Konditionen für zehnjährige Darlehen liegen aktuell unter einem Prozent. Gerade die Unsicherheit in der Corona-Krise sowie die Aktivitäten der Europäischen Zentralbank mit Anleihekäufe und niedrige Leitzinsen sprechen auch für Privatpersonen für ein günstiges Finanzierungsumfeld. Die monatlich im Rahmen des Interhyp-Bauzins-Trendbarometers befragten zehn deutschen Kreditinstitute prognostizieren in den nächsten Wochen und auf Jahressicht mehrheitlich eine Seitwärtsbewegung. Eine Trendwende hin zu hohen Zinsen gilt als unwahrscheinlich.
Aktuelle Konditionen
Die Zinsen für Immobilienkredite haben sich im April und Mai seitwärts bewegt. Die Konditionen für Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung liegen aktuell bei rund 0,8 bis 0,9 Prozent pro Jahr. Der im März begonnene Zinsanstieg hat sich damit zunächst nicht fortgesetzt. Kredite mit längeren Zinsbindungen von 15 Jahren haben sich im April von 1,1 Prozent auf rund 1,2 Prozent in der Tendenz etwas verteuert.
Die Experten erwarten angesichts der Pandemieauswirkungen mehrheitlich einen deutlichen Konjunktureinbruch beziehungsweise eine Rezession. Die massiv eingetrübten Wirtschaftsaussichten, der Ölpreisverfall und der im April von den Notenbanken bestätigte geldpolitische Kurs aus Anleiheankäufen und niedrigen Leitzinsen halten die Kapitalmarktrenditen nach Ansicht der Experten anhaltend auf einem historisch niedrigen Niveau. Inwieweit das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts Auswirkungen auf den milliardenschweren Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB hat, bleibt abzuwarten. Erst im Jahresverlauf wird sich zeigen, ob vor allem die Staatshilfen den Konsum und die Inflation ankurbeln – und damit auch die Bauzinsen leicht steigen können. Die Mehrheit der Befragten erwartet jedoch aktuell sowohl kurzfristig als auch auf Halbjahres- und Jahressicht eher ein gleichbleibendes Zinsniveau.