Wachstumsmarkt Wasserstoff?

Die Bundesregierung möchte die Verwendung von Wasserstoff stärker in unser Bewusstsein bringen. So soll der Antrieb von Kraftfahrzeugen mit Wasserstoff intensiver als bisher gefördert werden. Doch so richtig kommt das noch nicht in Bewegung. Und bei der aktuellen Wasserstoffproduktion wird Wasserstoff aus Erdgas unter hohem Energieaufwand gewonnen. Das hat mit Nachhaltigkeit, Energiewende und Schutz von Ressourcen wenig bis gar nichts zu tun.

Technologieentwicklung

Mit dem Thema Wasserstoff hat sich luckx – das magazin schon mehrfach beschäftigt wie hier und hier. Denn, so Volkmar Denner Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH: Der Klimaschutz bleibt für die Menschheit überlebenswichtig – er kostet, aber Nichtstun wird noch teurer. Die Politik muss den Weg frei machen für mehr Erfindergeist in den Unternehmen, um mit Technik der Umwelt zu nutzen – ohne dem Wohlstand zu schaden.“ Wichtig ist laut Denner eine breite Technologieoffensive, die nicht nur einen batterieelektrischen Weg zu nachhaltiger Mobilität vorgibt, sondern neben effizienten Verbrennungsmotoren vor allem auch eFuels und Brennstoffzelle berücksichtigt. Der Unternehmenschef forderte für die Zeit nach der Corona-Krise einen mutigen Einstieg in die Wasserstoff-Wirtschaft und in die eFuels-Produktion. Nur so kann seiner Einschätzung nach Europa bis 2050 klimaneutral werden. „Heutige Wasserstoff-Anwendungen müssen raus aus den Reallaboren und rein in die Realwirtschaft“, sagte Denner. Er appellierte an die Politik, die erforderlichen Technologien zu fördern. „So können wir auch ehrgeizige Klimaziele erreichen“, ermutigte Denner.

Brennstoffzellen

Der Klimaschutz beschleunigt den Strukturwandel in vielen Branchen. „In der Automobilindustrie genauso wie in der Gebäudetechnik gewinnt Wasserstoff an Bedeutung“, erklärte Denner. Für den Einsatz in Fahrzeugen bereitet Bosch bereits mit dem Partner Powercell die Industrialisierung des Stacks einer mobilen Brennstoffzelle vor. Die Markteinführung ist für 2022 geplant. Das Unternehmen will sich damit auf einem weiteren Wachstumsmarkt erfolgreich positionieren: Bereits 2030 könnte jedes achte neuzugelassene schwere Nutzfahrzeug mit einer Brennstoffzelle ausgestattet sein. An stationären Brennstoffzellen arbeitet Bosch mit seinem Partner Ceres Power. Diese können zum Beispiel bei der Stromversorgung von Rechenzentren zum Einsatz kommen. Bosch rechnet bereits 2030 mit einem Marktvolumen von mehr als 20 Milliarden Euro für Brennstoffzellen-Kraftwerke.

Antriebs- und Thermotechnik

Elektrische Lösungen im Zeichen des Klimaschutzes werden die bisher dominierende Verbrennertechnik im Auto zunächst nur ergänzen können“, betonte Denner. Deshalb treibt Bosch die Weiterentwicklung der Antriebstechnik technologieoffen voran. Laut der Marktforschung von Bosch werden auch 2030 zwei von drei Neuwagen Diesel oder Benziner sein, mit oder ohne Hybrid. Das Unternehmen investiert daher auch weiterhin in hocheffiziente Verbrennungsmotoren. So stößt der Diesel mit der neuen Abgastechnik von Bosch nahezu kein Stickoxid mehr aus, wie unabhängige Tests bereits gezeigt haben. Auch den Benziner entwickelt Bosch weiter: Mit innermotorischen Maßnahmen und effizienter Abgasnachbehandlung kann der Partikelgrenzwert der Euro-6d-temp-Norm um etwa 70 Prozent unterschritten werden. Bosch setzt sich zudem für erneuerbare Kraftstoffe ein, da auch der bereits vorhandene Fahrzeugbestand einen Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten muss. Sogenannte eFuels, also synthetische Kraftstoffe, die ausschließlich mit erneuerbaren Energien erzeugt werden, können den Verbrenner CO2-neutral machen. Laut Denner wäre es deshalb ein zielführender Ansatz, solche eFuels auf den Flottenverbrauch anzurechnen, anstatt die CO2-Regulierung für die reinen Fahrzeugemissionen weiter zu verschärfen.

Darüber hinaus will Bosch Marktführer in der Elektromobilität werden. Dazu investiert das Unternehmen in seinen Werken Eisenach und Hildesheim in diesem Jahr rund 100 Millionen Euro in die Produktion elektrischer Antriebssysteme. Auch im Bereich Thermotechnik hält die Elektrifizierung beispielsweise bei der Heizungsmodernisierung ihren Einzug. „Wir erwarten eine Dekade der Elektrifizierung im Heizungskeller“, sagte der Bosch-Chef voraus. Vor diesem Hintergrund investiert Bosch zusätzlich 100 Millionen Euro ins Wärmepumpen-Geschäft und will seine Entwicklung ausbauen sowie die Marktanteile verdoppeln.