Einsame Landschaften

Weite Täler, hohe Bäume, schneebedeckte Berge, reißende Flüsse: das alles lässt sich beim Wandern erleben. Insbesondere dort, wo die Natur noch weitestgehend unberührt ist wie in Skandinavien. Dort „oben“ finden auch viele Outdoor-Enthusiasten das ideale Terrain um Produkte zu entwickeln und gleich vor Ort zu probieren. So werden Zelte, Bekleidung, Rucksäcke und Schlafsäcke unter extremen Bedingungen getestet, um dann den Wandersmann und der Wandersfrau ein Leben lang zu begleiten. Nun kommen die meisten Wanderer nicht in extreme Situationen. Doch es ist schon sehr beruhigend, wenn zum Beispiel die Hose nicht bei der ersten Wanderung die Nähte verliert und der Spaß im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke bleibt. Das Qualität und Haltbarkeit wichtig sind lässt sich schon daran ablesen, dass über 14 Millionen Deutsche einmal pro Monat zum Wandern unterwegs sind.

Wandern ist Bewegung

Das geschieht sicherlich einerseits um mit Freunden, Bekannten und der Familie eine schöne Zeit zu erleben. Andererseits bewegen sich viele Menschen sehr gern. Denn sie wissen, körperliche Inaktivität macht krank. Aber nicht nur körperlich Inaktivität macht krank. Wir verbringen weniger Zeit im Freien als jemals zuvor. Eine breit angelegte Studie in den USA belegt, dass Menschen der westlichen Welt sich zu 87% ihrer Zeit in Häusern, Büros, Läden usw. aufhalten. Dabei wissen wir, wie wichtig Bewegung für uns ist. Das zeigen auch folgende wissenschaftlichen Studienergebnisse:

Nicht nur führt Bewegungsmangel zu einer Abnahme von Muskelvolumen und -stärke. Längere Phasen der Inaktivität führen auch zu ähnlichen Veränderungen im Gehirn. So weiß man mittlerweile, dass Bewegungsmangel mit Persönlichkeitsveränderungen einhergehen kann. Geringe physische Aktivität kann zu einem Rückgang an Offenheit, Extraversion und Verträglichkeit führen (das sind drei Faktoren der „Big Five” der Persönlichkeit).

Wandern steigert Wohlbefinden

Studien belegen ebenso, dass der Aufenthalt in der Natur langanhaltende und messbare Auswirkungen auf unsere Lebenszufriedenheit hat. Wandern, das wirksame Breitband-Antidepressivum: Das Risiko, im Laufe, im an einer schweren Depression (MDD) zu erkranken, liegt im Westen bei ca. 15%. Die WHO bezeichnet dies als eines der größten Risiken für unsere Gesundheit und Wohlergehen. Eine groß angelegte Untersuchung ergab, dass der Schutzeffekt gegen eine MDD schon bei einer körperlichen Aktivität auf niedrigem Niveau zu beobachten war: eine Stunde einer milden körperlichen Aktivität, z.B. ein Spaziergang pro Woche könnte ca. 12% künftiger Depressionsfälle verhindern.

Gehen fördert die Kreativität: Dieser Effekt ist vor allem im Freien zu beobachten. Auch hier zeigen viele Studien, dass das Gehen den „Freien Fluss der Ideen eröffnet”. Gehen ist somit ein ideales Mittel, um in den „Flow” zu kommen, was den Wechsel zwischen verschiedenen Bewußtseinszuständen fördert und damit die kreative Kognition ermöglicht.

Gehen und andere Formen sauerstoffabhängiger Aktivität können sich nachhaltig auf Lernen und Gedächtnis auswirken. Der Grund ist, dass dadurch die Menge des Wachstumsfaktors BDNF (brain-derived neurotrophic factor), eine Art molekularer Dünger, der im Gehirn produziert wird, gesteigert wird. Das fördert nachweislich auch beim Erwachsenen die Produktion neuer Gehirnzellen, die für Lernen und Gedächtnis zuständig sind. Zudem sorgt BDNF dafür, dass das Gehirn resilienter gegen Alterung aber auch Schädigungen durch Traumata und Infektionen ist.

Erfahrungen

Es sind aber nicht nur wissenschaftliche Studien, die deutlich machen, wie bedeutend das Gehen und Wandern für uns ist. Viele Erfahrungsberichte von Schriftstellern, Künstlern und Philosophen legen beredtes Zeugnis dafür ab. „Ich laufe mir jeden Tag das tägliche Wohlbefinden an und entlaufe so jeder Krankheit. Ich habe mir so meine besten Gedanken angelaufen, und ich kenne keinen, der so schwer wäre, dass man ihm beim Gehen nicht loswürde”, schrieb der dänische Philosoph Sören Kierkegard vor anderthalb Jahrhunderten. Aber das haben wir alle auch selbst schon erlebt: während der Wanderung kommen wir auf neue Ideen und danach sind wir körperlich erschöpft aber zufrieden und glücklich.

Bekleidungstipp

Damit das Wandern auch bei Hitze, Regen und Wind gut klappt ein paar Tipps für tolle Wanderstunden in Sommer und Herbst. Knickerbocker erleben eine Renaissance. Diese Über-Knie-langen-Hosen gibt es seit rund 200 Jahren. Aus Holland stammende Einwanderer in die USA trugen wadenlange „Schlumpenhosen“, die Knickerbocker genannt wurden. In der Folgezeit erlangten die Überknie-Hosen auch beim Sport, wie zum Beispiel beim Fahrradfahren, Wandern und Bergsteigen, große Popularität, weil sie bequem und vielseitig waren.