Das „wahre“ Leben

In unserem Leben gibt es eine Vielzahl von Einschnitten, die immer mit besonderen Begriffen belegt werden. In jeder Familie finden sich dazu eigene Wortkreationen. Gerade in jungen Jahren scheinen diese Wörter der Älteren uns entweder Mut oder Angst einzuflößen. Sei es die Geburt, von der wir nicht viel mitbekommen haben; der Start im Kindergarten; der Schulbeginn mit rechnen, schreiben, lesen als auch die weiterführenden Schulen mit ihren verschiedenen Abschlüssen. Uns soll dabei vermittelt werden, dass nun das richtige, das wahre Leben beginnt. Doch, das wahre, das richtige Leben beginnt jeden Morgen mit dem Aufwachen.

Ausbildung

In diesen Wochen ist nun wieder so ein neuer Lebensabschnitt für viele junge Menschen. Die Ausbildung beginnt. Bald gibt es das erste Gehalt und viele, notwendige, eigene Entscheidungen stehen an. Mit diesen Gedanken starten rund eine halbe Million Schulabsolventen in Deutschland in ihre Berufsausbildung. Doch mit der neugewonnenen Freiheit kommen neue Verpflichtungen – auch beim Thema Versicherungen. Wer in der Schulzeit noch bei seinen Eltern versichert war, muss sich nun selbst um seine Versicherungen kümmern. Eine aktuelle Studie von YouGov zeigt: 81 Prozent der jungen Erwachsenen in Deutschland halten Versicherungen zwar für sehr wichtig, doch nur jeder dritte (33 Prozent) 18- bis 24-Jährigen fühlt sich über Versicherungen auch ausreichend informiert.

Krankenversicherung ist Pflichtveranstaltung

Laut der Studie sind junge Erwachsene gerade für die gesetzliche Krankenversicherung besonders sensibilisiert: 59 Prozent der 18- bis 24-Jährigen halten sie für besonders wichtig. Die Krankenversicherungspflicht in Deutschland besteht auch für Auszubildende. Wer in seiner Ausbildung mehr als 450 Euro im Monat verdient, scheidet aus der Familienversicherung aus und ist nicht mehr über seine Eltern mitversichert. Bevor man sich aber für eine Krankenkasse entscheidet, lohnt sich ein genauer Vergleich der verschiedenen Anbieter. Denn die gesetzlichen Krankenkassen unterscheiden sich bei Beratungsangebot, Tarifen und Leistungen deutlich.

Was ist mit der Haftpflicht?

Für die kleinen und großen Missgeschicke im Alltag steht die Privathaftpflicht gerade – deshalb ist sie für junge Erwachsene ein absolutes Muss. Trotzdem gehen im Rahmen der Studie 42 Prozent der 18- bis 24-Jährigen davon aus, dass für sie das Risiko eines Haftpflicht-Schadenfalls gering bis sehr gering ist. Deshalb sollten die Auszubildenden vor dem Abschluss einer Haftpflichtversicherung die Verträge der Eltern prüfen. Denn in der ersten Ausbildung ist der Auszubildende meist noch mitversichert. Ausnahmen bestehen, wenn er (gilt auch für sie) zum Beispiel nicht mehr zuhause wohnt oder älter als 25 Jahre ist. Auch im Fall einer zweiten Ausbildung ist ein Auszubildender nicht mehr über seine Eltern mitversichert. Doch kein Grund zur Sorge – eine Haftpflichtversicherung mit geringer Selbstbeteiligung gibt es bereits ab circa 50 Euro im Jahr.

Berufsunfähigkeitsversicherung

Im Zuge der Umfrage gibt jeder Dritte (32 Prozent) unter 25 Jahren an, dass er sich alles in allem finanziell und persönlich gut abgesichert fühlt. Woran viele junge Erwachsene aber zu Beginn ihrer Karriere noch nicht denken: neben dem eigenen Auto oder dem Smartphone sollte auch sie eigene Arbeitskraft abgesichert werden. Denn statistisch gesehen wird jeder Vierte in Deutschland im Laufe seines Lebens berufsunfähig. Doch gerade einmal 14 Prozent der jungen Erwachsenen geben im Rahmen der Studie an, eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu besitzen.

Dabei ist vielen nicht bekannt, dass man zum Beispiel nicht nur als Dachdecker wegen schwerer Rückenschmerzen oder als Bäcker aufgrund einer plötzlichen Mehlstauballergie ausfallen kann. Auch mentale Probleme sind eine häufige Ursache, die einen zwischenzeitlich davon abhalten, den eigenen Beruf auszuüben. Wer vorübergehend oder langfristig berufsunfähig ist, erhält zwar Unterstützung vom Staat, aber die sogenannte Erwerbsunfähigkeitsrente reicht häufig nicht aus. Die Berufsunfähigkeitsversicherung könnte im Ernstfall zwischen 70 und 80 Prozent des vorherigen Einkommens zahlen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten und gerade das Kleingedruckte und die selbst gemachten Angaben im Versicherungsvertrag sind genau zu prüfen. Denn ob die Versicherung gerade in diesem Versicherungsfall zahlt, steht immer in den Sternen. Drum prüfe . . .

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 1021 Personen zwischen dem 12. und 15.05.2020 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.