Deckel drauf!

Wenn der Deckel drauf ist, dann kann nichts mehr hoch kommen. So dachten es sich wahrscheinlich die Mütter und Väter des Berliner Mietendeckels. Doch es hat nicht ganz geklappt. Wie immer im Leben gibt es Wege und Möglichkeiten, Beschränkungen zu umgehen. So werden zum Beispiel Mietverträge mit zwei Mieten abgeschlossen: Die günstigere Miete gilt für die Zeit des Deckels; die höhere wird dann vom Vermieter gefordert, wenn der laufende Rechtsstreit die Unrechtmäßigkeit des Mietendeckels ergibt. Warum nehmen Mieterinnen und Mieter so eine Regelung in Kauf? Fehlende Mietwohnungen, nicht nur in der bundesdeutschen Hauptstadt zwingen zu so einer Vertragsgestaltung. Darüber hinaus werden Mietwohnungen in Eigentumswohnung verwandelt. Außerdem ziehen sich Mietwohnungsbauer aus Berlin zurück. Denn deren Befürchtung ist, dass künftig auch Neubauten mit einer Mietbegrenzung belegt werden und es dann zu Verlusten bei der Vermietung kommt. Ein Teufelskreis. Denn Wohnrazum wird bei der zunehmenden Bevölkerung dringend benötigt.

Mietsteigerung

Obwohl in vielen ostdeutschen Regionen Mieter vergleichsweise günstig Wohnraum anmieten können, steigen im Umland Berlins die Preise kräftig. Vielerorts wird die Marke von 10 Euro pro Quadratmeter schon gerissen. Im Landkreis Dahme-Spreewald erhöht sich der Mietpreis gar auf 11 Euro. Das ist mit 17 Prozent der höchste Anstieg einer Analyse von immowelt, für die die Angebotsmieten von Wohnungen (40 bis 120 Quadratmeter) in 76 Stadt- und Landkreisen Ostdeutschlands untersucht wurden.

In Berlin selbst steigen die Mieten auch im ersten Halbjahr 2020 weiter. Der Quadratmeterpreis bei Neuvermietungen erhöht sich um 4 Prozent auf 12,20 Euro. Es gilt zwar der Mietendeckel, der die Preise derzeit eigentlich einfrieren soll. Neubauten mit Baujahr ab 2014 sind von dieser Regulierung allerdings ausgenommen und steigen daher noch stärker, wie eine detaillierte Analyse des Berliner Mietmarkts zeigt.

Das hohe Preisniveau Berlins spüren auch Mieter im Umland: Dort werden nach Berlin die höchsten Angebotsmieten in Ostdeutschland verlangt – und das Niveau steigt weiter. Auf 8 Euro pro Quadratmeter klettern die Mieten in den Landkreisen Teltow-Fläming (+10 Prozent) und Märkisch-Oderland (+7 Prozent). Im Havelland werden im Median 8,50 Euro (+5 Prozent) verlangt. Ähnliche Steigerungsraten gibt es auch in den Landkreisen Oberhavel auf 9,30 Euro (+8 Prozent) und Potsdam-Mittelmark auf 9,40 Euro (+6 Prozent).

Preiskorrektur in Potsdam

Eine Ausnahme im Berliner Einzugsgebiet ist Potsdam, wo nach zuletzt starken Anstiegen eine Preiskorrektur zu beobachten ist: Die Angebotsmieten gehen um 9 Prozent zurück. In der Landeshaupstadt gab es zuletzt einen Bauboom, sodass viele hochpreisige Neubauten auf den Markt kamen. Derzeit scheint das Preisniveau aber ausgereizt, sodass sich die Mieten bei 10 Euro pro Quadratmeter einpendeln.

Etwas preiswerter ist es derzeit noch im Landkreis Oder-Spree, südöstlich von Berlin, mit 7,70 Euro pro Quadratmeter (+3 Prozent). Dort entsteht allerdings derzeit die neue Fabrik des Elektroautoherstellers Tesla. Die über 10.000 neuen Arbeitsplätze dürften den Zuzug und in Folge die Mieten in der Region zwischen Berlin und Eisenhüttenstadt an der polnischen Grenze wohl stärker steigen lassen.

Anstieg in den Städten

Abseits des Berliner Speckgürtels müssen Mieter in Ostdeutschland tendenziell dort die höchsten Preise bei Neuvermietungen zahlen, wo viele Studenten sind. In der Universitätsstadt Jena steigt der Quadratmeterpreis auf 9,20 Euro (+2 Prozent), in Weimar auf 7,50 Euro (+3 Prozent).

Leipzig und Dresden sind populäre Großstädte, die unter anderem ein attraktives Freizeit- und Kulturangebot bieten. Trotz leichter Ansteige sind die Mieten im deutschlandweiten Vergleich für Städte dieser Größe aber noch preiswert: In Leipzig erhöhen sich die Angebotsmieten auf 7 Euro (+4 Prozent), in Dresden erreichen sie nun 7,70 Euro (+3 Prozent). In beiden Städten steigen seit Jahren die Einwohnerzahlen konstant. Unter anderem weil sie mit ihrem Ausbildungs- und Studienangeboten viele junge Neubürger aus dem Umland anziehen, wo in der Folge die Preise stagnieren. Der Landkreis Mittelsachen beispielsweise liegt geographisch genau zwischen Leipzig und Dresden – dort verharren die Mieten bei 5 Euro pro Quadratmeter.

Obwohl Schwerin und Magdeburg Landeshauptstädte und Oberzentren ihrer Bundesländer sind, bleibt das Preisniveau dort konstant: In Schwerin werden unverändert 7,00 Euro pro Quadratmeter verlangt, in Mageburg 6,00 Euro. Auch in Halle an der Saale, der größten Stadt Sachsen-Anhalts, gibt es keine Veränderung: Der Quadratmeter wird für 6,00 Euro angeboten.

Jenseits von Groß- und Universitätsstädten ist der Wohnungsmarkt in weiten Teilen des Ostens durch ein vergleichsweise günstiges Preisniveau geprägt. In diesen oftmals ländlichen Regionen schrumpft die Bevölkerung. Die Nachfrage nach Wohnraum ist begrenzt, oftmals gibt es sogar Leerstand. Das sorgt für niedrige Preise: In 58 von 76 untersuchten Stadt- und Landkreisen in Ostdeutschland ist der Quadratmeterpreis bei Neuvermietungen unter 7 Euro. In über einem Drittel der Regionen bleiben die Angebotsmieten stabil oder sind sogar derzeit leicht rückläufig. Die günstigsten Mietwohnungen werden im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt angeboten: Dort kostet der Quadratmeter unverändert 4,60 Euro.