Kein Einblick

Mit allen möglichen Tricks versuchen Finanzdienstleister an Kundendaten zu kommen. So versucht die Schufa über ein Projekt mit Vodafone bei Telefonneuabschlüssen Durchgriff auf die Kontodaten der Kunden zu bekommen. Immer mehr Protest macht sich nun breit. So protestierten Aktive der Organisationen Campact und Digitalcourage vor der Schufa-Zentrale in Wiesbaden und haben symbolisch „blank gezogen“. Sie protestierten mit Sandwich-Plakaten, auf denen nackte Körper zu sehen waren, gegen Pläne der Wirtschaftsauskunftei Einsicht in private Kontoauszüge zu nehmen. Im Projekt „CheckNow“ will die Schufa mit dem Zugriff auf die Kontoauszüge denjenigen mit einer schlechten Kreditwürdigkeit die Aussicht auf eine erneute Beurteilung versprechen. Mit Botschaften wie „Schufa – mach Dich selber nackig“ oder „Schufa-Spanner stoppen“ machten die Demonstrantinnen und Demonstranten ihrem Ärger Luft. Die Konto-Auskunft wäre zwar freiwillig, aber oft ist ein guter Schufa-Score die Voraussetzung, um Kredit-, Miet- oder Mobilfunkverträge überhaupt abschließen zu können.

Bundesweite Ablehnung

Auch bundesweit lehnen Verbraucherinnen und Verbraucher „CheckNow“ ab. Auf die Frage „Wie bewerten Sie es, dass die Schufa eine bessere Kreditwürdigkeit vergeben will, wenn Personen freiwillig Einblick in ihre privaten Konten gewähren?“ antworteten 68,2 Prozent der Befragten mit Ablehnung. Nur 12,5 Prozent äußerten sich positiv. Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hatte im Auftrag von Campact 2.500 Personen befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren. Den Campact-Appell „Fiese Tricks der Schufa stoppen“ haben inzwischen an die 380.000 Menschen unterzeichnet. NDR/WDR und Süddeutsche Zeitungen hatten die Schufa-Pläne im November 2020 öffentlich gemacht. Luckx – das magazin berichtete hier.

Detlev Sieber von Digitalcourage stellt klar: „Von Freiwilligkeit kann wohl kaum die Rede sein. Die Schufa lockt die Menschen mit dem Versprechen einer besseren Bewertung ihrer Kreditwürdigkeit – und erschleicht sich damit die Zustimmung, auf ihr Konto schauen zu können.“ Damian Ludewig, Kampagnendirektor Campact, sagt: „Die Schufa lebt von den Daten von 68 Millionen Menschen. Doch Kontoauszüge sind Privatsache und müssen es auch bleiben. Das Unternehmen sollte diese Pläne schleunigst begraben.“

In der Civey-Umfrage wurde auch gefragt, unter welcher Bezeichnung die Schufa einzuordnen sei. Darauf wählten 57,7 Prozent der Befragten das „privatwirtschaftliche Aktienunternehmen“, gefolgt von „Behörde“ (25,4 Prozent) und „Stiftung“ (6,4 Prozent). Immerhin 57,7 Prozent geben an zu wissen, wie die Schufa die Kreditwürdigkeit ermittelt. 42,7 verneinten dies. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei 3,5 Prozent.