Werde ich als Rentner arm sein?

Es kann sehr entspannend sein, im Hier und Jetzt zu leben. Sorgen für morgen bleiben außen vor. Nun hat die Pandemie gezeigt, dass diese Lebenseinstellung wahrscheinlich genau der richtige Ansatz ist. Oder? Wie lang uns das Corona-Virus beschäftigen wird, konnten wir von luckx – das magazin auch nicht aus unserer Redaktionsglaskugel ersehen – sonst klappt das immer gut. Doch für eine Erkenntnis benötigen wir keine Glaskugel: Wir Menschen werden immer älter. Und die Diskussion ist darüber entbrannt, wie wir dieses „Ältersein und Älterwerden“ finanzieren sollen. Denn mit unserem bisherigen Rentensystem – Altersrente ab etwa 65 Jahren – gelingt es wahrscheinlich nicht. Durch Politik und Finanzanbietern wird uns vermittelt, dass wir irgendwann unter Altersarmut leiden werden? Luckx – das magazin hat recherchiert.

Informationsdefizite

Anscheinend verstärkt die Corona-Krise den Konflikt, den junge Menschen beim Thema Altersvorsorge haben. Manchen wird deutlich, welche Situation am Ende des Arbeitslebens auftreten könnte. Denn, so wie es heute erscheint, wird die gesetzliche Rente allein im Alter kaum den bisherigen Lebensstandard sichern können. Dies zeigt eine aktuelle GfK-Umfrage unter 18- bis 32-Jährigen. Demnach machen sich 65 Prozent der Befragten Sorgen, als Rentner später selbst arm zu sein. Für mehr als zwei Drittel steht fest, dass die gesetzliche Rente für ihr Leben im Alter nicht ausreichen wird. Hinzu kommt, dass 19,4 Prozent der jungen Menschen angeben, das Thema Altersvorsorge sei ihnen zu komplex – sie wüssten nicht konkret, was zu tun sei.

Dabei gibt mehr als jeder zweite junge Mensch in der Studie an, beim Thema Altersvorsorge grundsätzlich ein Informationsdefizit zu haben. Vielen mangelt es an Orientierung und Beratung: Nach eigenen Angaben fühlen sich rund drei Viertel der Befragten von der Politik und den Medien schlecht informiert. Die große Mehrheit findet ihre Generation generell unzureichend in der Politik beachtet (70,3 Prozent).

So unterschiedlich die Interessen, die politischen Einstellungen, die Lebensumstände – eines eint die 18- bis 32-Jährigen: Sie sorgen zu wenig für ihr Rentenalter vor. Zwar geben 78,6 Prozent der Befragten an, dass ihnen das Thema Altersvorsorge – angesichts zu erwartender Probleme in der gesetzlichen Rentenversicherung – wichtig ist. Allerdings haben 51,5 Prozent der 18- bis 21-Jährigen und auch 36,5 Prozent der 30- bis 32-Jährigen noch nicht angefangen, fürs Alter vorzusorgen. Als Gründe gibt ein Teil der jungen Menschen neben Geldmangel (31,0 Prozent) an, dass man sich für das Thema Altersvorsorge noch zu jung fühlt (19,7 Prozent) oder es sich einfach noch nicht ergeben hat, in die eigene Altersvorsorge zu investieren (19,1 Prozent).

Sicher scheint also zu sein: Die staatliche Rente allein wird zur Wahrung des Lebensstandards in der Zukunft nicht mehr reichen. Die aktuelle Corona-Krise unterstreicht zudem, wie wichtig eine gute finanzielle Absicherung für junge Menschen ist. Doch wie genau die junge Generation vorsorgen soll – dafür braucht sie Unterstützung und Entscheidungshilfen von Politik, Medien und der ganzen Gesellschaft.

Unterstützung erforderlich

Das Thema Finanzen wäre sicherlich ein wichtiges Thema, welches auch schon in der Schule behandelt werden sollte. Doch mit welchen Themen soll sich Schule noch beschäftigen, ist vielerorts zu hören. Und wer soll es vermitteln, wenn schon heute Lehrerinnen und Lehrer mit dem Online-Unterricht überfordert sind. Glücklicherweise haben sich knapp 70 Prozent der jungen Menschen bereits Gedanken zu ihrer Altersvorsorge gemacht. Auf ihrer Suche nach nützlichen Informationen geht nahezu die Hälfte dabei zunächst auf eigene Faust in die Recherche (44,2 Prozent). Als zweite Anlaufstelle werden die Altersvorsorgetipps der eigenen Eltern genannt (41,6 Prozent). Auch werden Freunde zu Rate gezogen (30,4 Prozent). Mehr als jeder Fünfte geht direkt zum Versicherungsexperten (22,4 Prozent). Auch unter Kollegen wird Wissen geteilt (22,3 Prozent). Allerdings geben auch 15,2 Prozent der 18- bis 32-jährigen Menschen an, sich trotz erster Gedanken nicht weiter zur Altersvorsorge informiert zu haben.

Anstoß erhalten sie allerdings auch von außen. Nach einer Umfrage des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) im Herbst 2020 machen sich die Eltern der U-30-Generation noch mehr Sorgen über die drohende Altersarmut ihrer Kinder als diese selbst. Da wundere es nicht, dass es oft die Eltern sind, die ihre Kinder dazu bewegen, sich mit der Altersvorsorge zu beschäftigen, so DIVA-Direktor Prof. Michael Heuser. Seltener beginnen die Millennials laut GfK-Studie aus eigenem Antrieb (17,6 Prozent). Und manchmal sind es Freunde (8,3 Prozent) oder Versicherungsexperten (7,1 Prozent), die den Stein ins Rollen bringen. Über Altersvorsorge wird also viel im Privaten gesprochen, öffentlich zugängliche Informationen und fachliche Beratung fehlen den Befragten jedoch. Denn immerhin hat mehr als die Hälfte der jungen Menschen das Gefühl, nicht ausreichend informiert zu sein.

Corona-Krise ./. Altersvorsorge

Die Corona-Krise verstärkt den Konflikt, den junge Menschen beim Thema Altersvorsorge haben. Zwar geben viele Befragte auf einer Skala von 1 bis 10 an, keine oder nur geringe Einbußen durch die Corona-Krise zu haben: 8,6 Prozent sehen ihre Einbußen jedoch als existenzbedrohend an. 36,6 Prozent aller Befragten haben bereits angespartes Geld für etwas anderes als den ursprünglichen Zweck verwenden müssen. Es gilt also mittelfristig gesehen, die junge Generation darin zu bestärken, sich für ihr Alter finanziell abzusichern. Prof. Heuser vom DIVA: „Corona-Schulden und eine in finanzielle Nöte geratene gesetzliche Rentenversicherung – beides wird vor allem von der Millennials-Generation geschultert werden müssen. Die jungen Leute sind gut beraten, ihre Altersvorsorge frühzeitig und auch selbst in die Hand zu nehmen.“

Die GfK-Studie zum Thema „Altersvorsorge: Gefährdete Generation“ wurde in den Jahren 2017, 2018 und 2020 im Auftrag der Generali Deutschland Lebensversicherung AG unter 1.012 Befragten im Alter von 18 bis 32 Jahren erhoben.