Eltern sein ist schwer

So sehr sich Eltern auch auf ihren Nachwuchs freuen: Wenn er dann einmal da ist, beginnt das Drama. Schon nach der Geburt will der Nachwuchs umsorgt werden. Glücklich können die Eltern sein, deren Kinder die ersten Monate „verschlafen“. Doch es geht auch anders. Luckx – das magazin hat recherchiert.

Schreikinder

Aus den Freundes- und Bekanntenkreis lässt sich immer wieder erfahren, wie anstrengend die ersten Wochen und Monate (manchmal auch Jahre!) es mit Kindern sein kann. Sobald sich nach dem Schlaf die Augen aufschlagen, geht das Geschrei nach dem Essen los. So manche Mutter, so mancher Vater kommt da an die Grenze der Leistungsfähigkeit. Die Verzweiflung ist dann groß, wenn andere Eltern vom Durchschlafen berichten. Was habe ich, was haben wir falsch gemacht?, umkreisen Elternköpfe Gedanken an mangelhafter Elternschaft. Doch Eltern können sich halt – meist – entspannt zurücklehnen: Jedes Kind ist anders. Und durch die engmaschige deutsche Kinderuntersuchung fällt es erfahrenen Ärzten auf, wenn dem Kind tatsächlich etwas fehlt. Doch im Prinzip machen fast alle Eltern einen guten Job. Das zeigt eine aktuelle Studie von Yougov. So erhalten Eltern besondere Wertschätzung für ihre Verantwortung, Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. In einer gemeinsamen Umfrage mit dem SINUS-Institut hat YouGov die Deutschen nach ihren Eltern- und Kinder-Beziehungen, nach ihren Erwartungen an sich selbst bei der Kindererziehung sowie nach ihren Einstellungen dazu befragt.

Eltern-Kind-Beziehung

Generell ist das Verhältnis der Deutschen zu ihren Eltern größtenteils positiv: Vier von Fünf (80 Prozent) haben oder hatten ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern. Die Bewertung fällt bei Jüngeren am positivsten aus. Weiterhin empfinden vier von fünf Befragten (79 Prozent) Dankbarkeit für ihre Eltern. Ein vergleichbarer Anteil der Deutschen (77 Prozent) blickt auf eine kindgerechte Entwicklung dank der eigenen Eltern zurück. Jeweils 74 Prozent sagen, dass ihre Eltern immer für sie da waren sowie dass ihre Eltern sie zu dem Menschen gemacht haben, der sie sind. 73 Prozent geben an, dass ihre Eltern ihren moralischen Kompass stark geprägt haben, und praktisch ebenso viele (72 Prozent) sind der Meinung, dass ihre Eltern großartig sind bzw. waren. Dem gegenüber sagen 14 Prozent, dass sie nichts mehr mit ihren Eltern zu tun haben wollen.

Belastungsprobe

Seit mehr als einem Jahr wird das häusliche Zusammenleben durch die Corona-Pandemie beherrscht: Isolation, Homeschooling und Kita nur als Ausweich-Option – die Maßnahmen zum Schutz vor der Coronavirus-Ausbreitung gehen zu Lasten der Eltern. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Deutschen sind der Ansicht, dass die Belastung von Eltern mit (Klein-)Kindern während der Corona-Krise nicht ausreichend von der Politik berücksichtigt wird. Dies sagen Personen mit Kindern im Haushalt (74 Prozent) bzw. Befragte aus Haushalten mit 5 Personen oder mehr (80 Prozent) erwartungsgemäß noch häufiger.

Fast alle Befragten mit Kindern im eigenen Haushalt geben an, ein gutes Vorbild für ihre Kinder sein zu wollen (94 Prozent). Dass sie ihnen die gleichen Werte vermitteln wollen, die ihre Eltern ihnen vermittelt haben, sagen knapp drei Viertel der deutschen Eltern (73 Prozent). Die Hälfte der Eltern (50 Prozent) sagt jedoch auch, dass sie ihre Kinder besser erzieht, als ihre Eltern sie selbst erzogen haben. Dies sagen Befragte zwischen 18 und 29 Jahren am häufigsten (59 Prozent).

Der Rolle des Staates wird bei Härtefällen in der Kindererziehung große Bedeutung beigemessen. So stimmen 81 Prozent aller Befragten zu, dass der Staat, beispielsweise in Form von Jugendämtern oder Familienberatungsstellen, eingreifen dürfen sollte, wenn Eltern nicht in der Lage sind, sich ausreichend um ihre Kinder zu kümmern. Unter Personen mit Kindern im Haushalt und älteren Befragten (60-69 Jahre) ist die Zustimmung mit 84 Prozent etwas größer.

Staatliche Unterstützung

In Politik und Medien werden Familienmodelle mitunter sehr emotional diskutiert. Doch wie steht die Bevölkerung dazu? Über die Äußerung, dass eine gute Eltern-Kind-Beziehung der Grundstein für ein glückliches Leben sei, herrscht hierzulande große Einigkeit: 89 Prozent stimmen dem zu, 60- bis 69-Jährige sogar mit 94 Prozent. Die Bevölkerung steht dabei auch dem nicht-klassischen Familienmodell durchaus positiv gegenüber: Dass es gut sei, dass heutzutage weitere Familienmodelle akzeptiert werden als das klassische Mutter-Vater-Kind-Modell, sagen drei Viertel der Befragten (75 Prozent).

Gleichwohl stimmen 77 Prozent aller Befragten in Deutschland zu, dass für die Entwicklung von Kindern die gemeinsame Erziehung durch Vater und Mutter wichtig sei. Auch bei dieser Aussage lassen sich Differenzen in den Altersgruppen erkennen: Während die 60-69-Jährigen mit 88 Prozent zustimmen, machen unter 18- bis 29-Jährigen nur 67 Prozent diese Angabe.

Das präferierte Familienmodell hängt stark mit der Werteorientierung der Befragten zusammen. Das zeigt die Analyse auf Basis des Gesellschaftsmodells der Sinus-Milieus, das die deutsche Bevölkerung vor dem Hintergrund ihrer Werte und Lebensstile in zehn Gruppen Gleichgesinnter kategorisiert.

Unter den Befragten mit Kindern zeigt der Blick auf die als Elternzeit bezeichnete berufliche Freistellung nach der Geburt, dass Frauen immer noch länger ihre Arbeit unterbrechen als Männer. So sagen 32 Prozent aller Eltern aus, die komplette Elternzeit allein übernommen zu haben, unter Frauen sagen dies 52 Prozent, unter Männern 4 Prozent. Männer sagen wiederum häufiger, den geringen Teil der Elternzeit übernommen zu haben (15 Prozent vs. 1 Prozent der Frauen). Dass sie sich die Elternzeit zu gleichen Teilen geteilt haben, sagen insgesamt nur 6 Prozent der Eltern in Deutschland.

Dies sind Ergebnisse einer repräsentativen Online-Studie der internationalen Data & Analytics Group YouGov in Kooperation mit dem SINUS-Institut, für die 2.029 Personen zwischen 18 und 69 Jahren vom 23. Bis 29. April 2021 befragt wurden.