Können Herzkranke eigentlich Urlaub machen?

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems gehören zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Und – damit verbunden sind die häufigsten Todesfälle. Das dramatische dabei ist, dass diese Erkrankungen nicht nur ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger betrifft. Deshalb müssen Betroffene sehr auf ihren Lebensstil achten. Doch können Herzkranke trotzdem Urlaub machen? Luckx – das magazin hat recherchiert.

Reisen mit Herzkrankheit

Unter dem Begriff Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden sämtliche Krankheiten zusammengefasst, die das Herz-Kreislauf-System betreffen. Dazu zählen alle angeborenen Erkrankungen des Herzens, des Blutkreislaufs und der Gefäße, die nicht durch eine Verletzung erworben wurden. Auch Erkrankungen der Venen und der Lymphgefäße werden als solche bezeichnet. Charakteristisch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist ein schleichender Verlauf sowie eine plötzliches Auftreten der Symptome. Dabei können viele dieser Erkrankungen lebensgefährlich sein. Manche müssen sofort von einen Arzt behandelt werden. Beispiele für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombose, Bluthochdruck (Hypertonie), Perikarditis und diverse Durchblutungsstörungen. Deshalb kann das Reisen mit einem erhöhtem Risiko verbunden sein.

So können Höhe, Kälte oder tropisches Klima Herzpatienten belasten. Trotzdem müssen Menschen mit Herzkrankheiten wie koronare Herzkrankheit (KHK), Herzrhythmusstörungen und Herzklappenerkrankungen in der Regel nicht aufs Reisen verzichten. Wenn viele Ältere und Menschen mit Herzerkrankungen den Spätsommer zum Verreisen nutzen, sollten sie allerdings ein paar Punkte beachten. „Wer herzkrank ist, sollte seine Reise gut planen, um seine Gesundheit nicht zu gefährden“, betont der Herzspezialist und Herzstiftungs-Experte Privatdozent Dr. med. Magnus Baumhäkel. „Grundsätzlich sollten Betroffene immer rechtzeitig mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt Rücksprache halten, ob und wann eine Reise möglich ist oder nicht“, so der niedergelassene Kardiologe und Gefäßspezialist in Saarbrücken. Herzkranke sollten sich bereits rund drei Wochen vor der Reise nochmals untersuchen zu lassen, damit die Stabilität der Erkrankung überprüft und die Medikation eventuell geändert werden kann. „Nur so lassen sich Risiken durch Überbelastungen oder Fehleinschätzungen vermeiden.“ Eine Reise-Checkliste für Herzpatienten zu Punkten wie Krankheitsunterlagen (z. B. letzter OP-, Ultraschall- oder Röntgenbericht) und ausreichende Menge an Medikamenten einpacken sowie einen Medikamentenplan mitführen.

Wie belastbar sind Herzkranke?

Erster Anhaltspunkt, ob eine Reise empfehlenswert ist, ist die Frage nach der Belastbarkeit. Generell gilt: Die körperliche Leistungsfähigkeit sollte nicht wesentlich eingeschränkt sein. Bestimmte Eingriffe und Erkrankungen am Herzen sollten eine bestimmte Zeit zurückliegen, um sicher in den Urlaub fahren zu können:

Eine Aufdehnung der Herzkranzgefäße, das Einsetzen eines implantierbaren Defibrillators oder eines Herzschrittmachers sollte in der Regel 1-2 Wochen vor Reiseantritt zurückliegen. Kurzfristigere Reisen sind möglich, sollten aber mit dem behandelnden Arzt/Kardiologen abgesprochen werden.

Ein Herzinfarkt oder eine Herzoperation sollten 2-4 Wochen zurückliegen.

Bei der Wahl des richtigen Urlaubsziels sollten Herzpatienten den Klima- und Zeitwechsel berücksichtigen. Sehr hohe Temperaturen können ohne Vorsichtsmaßnahmen bei vorbelasteten Menschen beispielsweise einen Kreislaufkollaps oder Herzrhythmusstörungen auslösen Aufenthalte in großen Höhen können den Herzmuskel zu stark belasten und im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt führen. „Tropische und subtropische, arktische und subarktische Klimata sind für Herzpatienten grundsätzlich nicht zu empfehlen, denn sie strengen das Herz-Kreislauf-System zu sehr an. Sinnvoller ist es, eine Klimazone zu wählen, an die der Körper bereits gewöhnt ist“, so Baumhäkel. Optimale Reisezeiten für Herzpatienten sind das Frühjahr und der Herbst.

Besser langsam angehen

Am Urlaubsort sollten Herzpatienten sich langsam eingewöhnen, z. B. in den ersten Tagen auf Bergtouren verzichten oder lange Sonnenbäder vermeiden. Regelmäßige leichte bis mittlere Belastung ist auch im Urlaub wünschenswert, z. B. Wandern oder Radfahren – allerdings nicht in der Mittagssonne. „Wer schwimmen will, sollte das vorab mit dem Arzt besprechen. Denn beim plötzlichen Einsteigen ins kalte Wasser oder beim Ausstieg kann es unter Umständen zu Kreislaufproblemen kommen“, so Baumhäkel. Patienten die Medikamente nehmen, sollten ihre gewohnte Einnahmezeit beibehalten, denn so ist die Gefahr am geringsten, dass das Medikament vergessen wird. Da sich im Urlaub die Essgewohnheiten ändern können, sollten Herzpatienten, die wegen einer künstlichen Herzklappe oder Vorhofflimmern den Gerinnungshemmer Marcumar einnehmen, ihre Gerinnung in kürzeren Abständen kontrollieren.

In bestimmten Fällen wird Menschen mit Herzerkrankungen davon abgeraten, eine Reise anzutreten. Dazu gehören Patientinnen und Patienten mit

Angina pectoris (Brustenge) bei geringen Belastungen wie z. B. Treppensteigen

zunehmender Angina pectoris (Brustenge),

Luftnot bei geringer Belastung wie Gehen zu ebener Erde oder Treppensteigen

zunehmender Luftnot oder zunehmenden Ödemen,

wiederholtem Schwindel

und plötzlichen Bewusstlosigkeiten.