Krisen-Katastrophe

Der Tourismus leidet wohl am stärksten unter der Corona-Pandemie. Auch wenn viele Branche das Vorkrisenniveau schon wieder erreicht oder sogar überschritten haben, sind die Beherbergungsbetrieb weiterhin stark betroffen. Dazu kommt noch ein weiteres Problem: Personal ist schon seit Jahren schwer zu finden. Corona hat das Problem verstärkt. Luckx – das magazin hat recherchiert.

Verlierer der Krise?

Unbestritten ist die aktuell vorherrschende Delta-Variante des Covid-19 Virus die bisher ansteckendste Version. Zwar wurde das immer wieder über die Medien kommuniziert. Doch viele sind der Meinung, die bisherige Impfung schützt. Sicherlich ist es so. Doch noch immer gibt es zu viele Ungeimpfte. Darüber verbreitet sich das Virus verstärkt aus und wird auch auf die Geimpften übertragen. Aber auch Sorglosigkeit und die Nichtbeachtung von Mahnungen über die Gefährlichkeit des Virus führen weiterhin zur extremen Verbreitung. Deshalb ist es nicht auszuschließen, dass es wieder zu deutlichen Einschränkungen kommen könnte. Auch wenn keiner es will.

Die Leidtragenden sind dann wieder wir alle. Auch das zaghafte Pflänzchen Urlaub, was in diesem Sommer die ersten Blüten zeigte, ist wieder stärker davon betroffen. So werden weiterhin neben den Fluggesellschaften Hotels zu den Haupt-Leidtragenden der Corona-Krise gehören. Einbrüche um fast 75% lassen die Zukunft des Gastgewerbes düster wirken. Mehr als Desinfektionsmittelspender sind nun vor allem intelligente Lüftungskonzepte gefragt, um Gästen einen virensicheren Aufenthalt zu garantieren. Dann kann der zunehmende Aufwärtstrend Grund für vorsichtigen Optimismus werden.

Die großen Verlierer der Krise

Das Frühjahr 2020 werden Hoteliers nicht so schnell vergessen. In Deutschland durften Privatreisende praktisch zwei Monate lang (von Mitte März bis Mitte Mai, je nach Bundesland) nicht in Hotels übernachten, bereits vor dem offiziellen Verbot erlebten knapp drei Viertel der Unternehmen aus dem Hotel- und Gastgewerbe einen schmerzhaften Einbruch ihrer Umsätze, hat Statista ermittelt.

Im Mai 2020 lag die Zahl der Übernachtungen um fast 75 % unter dem Vorjahreswert, insbesondere Reisende aus dem Ausland verbrachten um gut 90 % weniger Nächte in deutschen Hotels als im Mai 2019. Auch wenn die Reiseaktivitäten, besonders im Inland, sich wieder stabilisierten, bleibt das Gastgewerbe überdurchschnittlich betroffen: Entgangene Umsätze lassen sich, anders als beispielsweise im Einzelhandel, nicht nachholen, lukrative Veranstaltungen wie Unternehmens- und Familienfeiern konnten nur in kleinstem Rahmen, wenn überhaupt, stattfinden. Ob, wann und in welcher Größenordnungen Geschäftsreisen, eine wichtige Säule für das Geschäft vieler Hotels, wieder stattfinden können, steht keinesfalls fest. In einer Umfrage unter deutschen Konzernen zeigte sich breite Einigkeit in dem Bestreben, zukünftig vermehrt auf virtuelle Treffen zu setzen.

Um die Gäste aus privatem und beruflichem Umfeld zurück in die Hotels zu holen, folgten die Beherbergungsbetriebe der gesetzlichen Verpflichtung zur Erstellung eines Hygienekonzepts motiviert. Darin spielen allerdings Abstand und Handdesinfektion die Hauptrolle: Sie schlagen sich in Einbahnregelungen für Laufwege zum Büffet und zur Toilette nieder, lassen einst opulente Frühstücksbüffets zu freudlosen Ein-Mann-Aufschnittplatten unter Frischhaltefolie schrumpfen und fordern Schichtbetrieb im Speisesaal.

Hotelsektor in Deutschland nach wie vor attraktiv

Die vorsichtigen Lockerungen in Deutschland haben allerdings zusammen mit verantwortungsbewussten Hygienekonzepten dazu geführt, dass sich bereits wieder ein klarer Aufwärtstrend zeigt. „Vor allem erprobte Konzepte an Top-Standorten mit langfristigen Mietverträgen werden … weiterhin auf eine breite Investorennachfragen treffen“, fasst Alexander Trobitz, Head of Hotel Services der BNP Paribas zusammen. Das zeige sich in den starken Transaktionszahlen von Berlin, München, Hamburg und Frankfurt. Dass der Hotelsektor in Deutschland nach wie vor attraktiv ist, dafür spricht auch der Markteintritt der niederländischen Hotelmarke citizenM gerade jetzt: „Es war schon seit längerem absehbar, dass Deutschland als wirtschaftlich stärkstes Land Europas und begehrtes Reiseziel einer unserer nächsten Hotel-Standorte sein würde”, begründet Klaas van Lookeren Campagne, CEO bei citizenM, seine Expansionsstrategie in den deutschen Markt. Für Optimismus ist es nie zu spät, vor allem, wenn durch kluges Management eine stabile Basis gelegt wird.