Gespür bestätigt sich

Schon seit längerer Zeit spüren wir Menschen die steigenden Preise. Und zwar nicht nur an der Zapfsäule, sondern bei Obst und Gemüse, beim Brot an der Käse und Wursttheke. Die Ursachen sind aber nicht der ökologischen Wende geschuldet, wie luckx – das magazin recherchiert.

Inflation

Nun wurde uns über ein Jahr lang erzählt, die steigende Inflation hängt mit der Mehrwertsteuersenkung zusammen, die nun nach der Rücknahme zu einer Preissteigerung führt. Doch auch die dreiprozentige Senkung führte nun nicht gerade zu einer ebenso hohen Verringerung der Preise. Meist war das Gegenteil der Fall. Doch nun sind die Auswirkungen der Inflation in der Bevölkerung angekommen: In einer aktuellen Studie gab mehr als die Hälfte der Befragten an, sich aktuell weniger leisten zu können als im Vergleich zum Vorjahr. Dabei haben 56 Prozent der Unternehmen in Deutschland laut der Umfrage ihre Preise bisher noch nicht angepasst.

Der Studie zufolge fürchten 72 Prozent der befragten Konsumenten die Folgen der Inflation, 26 Prozent sogar sehr. Auch Unternehmen rechnen mit einer deutlichen Steigerung ihrer Kosten. Gleichzeitig hat die aktuelle Inflation bei der Mehrheit der befragten Unternehmen bislang jedoch keinen Einfluss auf die Preisgestaltung: 56 Prozent der befragten Unternehmen haben in den vergangenen Monaten keine Preiserhöhungen vorgenommen. Nur 39 Prozent gaben an, ihre Preise der Inflation bereits angepasst zu haben.

Endkunden können sich weniger leisten

54 Prozent der Konsumenten konnten sich im Jahr 2021 laut der Studie weniger leisten als noch 2020. Besonders stark treffen diese Auswirkungen Geringverdiener: Zwei Drittel der Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.500 Euro hatten demnach weniger Kaufkraft. 19 Prozent der Konsumenten mit einem Haushaltsnettoeinkommen von über 10.000 Euro haben nach eigenen Angaben eher das Gefühl, sich mehr leisten zu können.

Nicht nur die Konsumenten, sondern auch die Unternehmen sehen sich mit der steigenden Inflation konfrontiert. Laut der Studie rechnen 46 Prozent der Unternehmen im Einkauf mit einer Kostensteigerung von mehr als sechs Prozent. „Auf diesen Kostenanstieg werden die meisten Unternehmen früher oder später mit einer Preiserhöhung reagieren“, sagt Tim Brzoska, Senior Partner bei Simon-Kucher & Partners. Dabei gehen laut Studie 41 Prozent der befragten Unternehmen sogar das Risiko ein, Kunden oder Absatzmengen zu verlieren, solange es im Rahmen bleibt. „Preiserhöhungen sind ein sehr sensibles Thema, vor allem bei Unternehmen mit langlaufenden Kundenbeziehungen. In diesen Zeiten ist es wichtig, Preise möglichst flexibel und zeitnah anpassen zu können „, sagt Kornelia Reifenberg, Partner bei Simon-Kucher & Partners. „Gerade jetzt ist also eine gut durchdachte Preis- und Kommunikationsstrategie grundlegend wichtig, damit Unternehmen im Wettbewerb überleben können. Ein differenziertes Vorgehen und die systematische Vorbereitung der Organisation sind dafür essenziell.“

Mehrheit der Unternehmen bisher ohne Preiserhöhung

56 Prozent der befragten Unternehmen verzichteten bisher auf eine inflationsbedingte Preisanpassung. Von diesen Unternehmen geben wiederum knapp zwei Drittel (60 Prozent) an, auch für 2022 keine Preissteigerung zu planen. „Unter der Annahme, dass der allgemeine Kostenanstieg bei Rohstoffen und Löhnen bei allen Unternehmen greift, könnte das viele Unternehmen in ernsthafte wirtschaftliche Bedrängnis bringen“, fürchtet Reifenberg. Demgegenüber stehen 39 Prozent der Unternehmen, die im vergangenen Jahr bereits ihre Preise erhöht haben. Sie haben damit frühzeitig auf die sich ankündigende Inflation reagiert. 64 Prozent davon planen zudem, 2022 ihre Preise erneut anzuheben. Wie lang das nun die Unternehmen aufgrund des kriegerischen Überfalls von Russland auf die Ukraine so bleibt, lässt sich nicht absehen.

Über die Studie: Die Studie wurde im Dezember 2021 von der globalen Strategieberatung Simon-Kucher & Partners über das Forschungsinstitut YouGov durchgeführt. Dabei wurden 617 Unternehmen sowie 2.082 Konsumenten zum Thema Inflation und Preissteigerung befragt.