Stromerzeugung

Die Energiewende scheint durch den von Russland initiierten Krieg eine Vollbremsung hinzulegen. Jetzt wird nicht nur darüber laut nachgedacht, Kohle- und Erdgaskraftwerke über den bisherigen Zeithorizont weiter in Betrieb zulassen. Auch Kernkraftwerke sollen am Netz bleiben, um den CO2-Ausstoß einzugrenzen. Und nicht nur das: Erdgas und Atomkraft sollen als nachhaltig eingestuft werden.

Wo bleibt die Erinnerung?

1986 explodierte das Kernkraftwerk in Tschernobyl, 2011 führte ein Erdbeben zum Reaktorunfall von Fukushima. Heute, 04. März 2022, beschoss die russische Armee das größte Kernkraftwerk der Ukraine, Saporischschja. Die Auswirkungen auf Menschen und Natur seit dem Atomunfall von 1986 sind immer noch in der hohen Radioaktivität in Pflanzen wie Pilzen festzustellen. Und vor wenigen Tage hat die EU-Kommission Investitionen in Gas- und Atomkraftwerke unter bestimmten Auflagen – trotz massiver Kritik von Wissenschaft, Verbänden und Zivilgesellschaft – in ihrem Taxonomie-Vorschlag als nachhaltig eingestuft und den entsprechenden Rechtsakt angenommen. Er geht sogar noch über den ursprünglichen Entwurf hinaus und lockert Auflagen für fossile Gaskraftwerke. „Weder Atomkraft noch fossile Erdgaskraftwerke sind nachhaltig. Im Gegenteil, sie kosten uns Jahr für Jahr mehr Geld für die atomare Endlagerung oder Klimafolgeschäden“, so die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE), Dr. Simone Peter.

Nun ist bekannt, dass der französische Präsident Macron wiedergewählt werden will und dazu die Stimmen aus dem Umfeld der Kernkraftbefürworter benötigt. Auf sein betreiben hin wurde dieser Rechtsakt umgesetzt. Obwohl, und das ist das Dummdreiste daran, er genau weiß, dass die französischen Kernkraftwerke überaltert und sehr störanfällig sind. Ein kontinuierlicher Betrieb kann seitens der Betreiber nicht gewährleistet werden.

Preisverfall

Das Fatale an der Energieversorgung ist, dass die Netzstabilität das A und O ist. Gibt es zu viel Strom, werden gerade die Erneuerbaren Energien abgeschaltet. Alternativen wie große Energiespeicher sind weiterhin nicht vorhanden. So haben gerade die letzten Wochen gezeigt wir preisgünstig Erneuerbarer Energien gegenüber fossilen und atomaren Energiequellen sind. An Tagen mit starker Sonneneinstrahlung oder Wind sanken die Börsenstrompreise erheblich.

Erneuerbare Energien seien aber nicht nur günstiger und umwelt- und klimafreundlicher, sie wirken auch der starken Importabhängigkeit Deutschlands bei Energierohstoffen entgegen, was in der aktuellen Situation sich deutlich zeigt. „So zeigt der Konflikt mit Russland, dass wir auch geopolitisch und energiewirtschaftlich klug beraten sind, das riesige Potenzial unserer heimischen, bürgernahen Erneuerbaren Energien in allen Sektoren zu nutzen. Das spart nicht nur Milliarden Euro bei den Importen ein, sondern erhöht auch die Versorgungssicherheit. Mit einem Mix aus Photovoltaik, Windenergie, Biogasanlagen, Wasserkraft und Geothermie im Strombereich, in Verbindung mit Speichern und Sektorenkopplung, sowie Solar- und Geothermie sowie Wärmepumpen und Bioenergie im Wärmebereich schaffen wir eine sichere und bürgernahe Energieversorgung, die Wertschöpfung in den Kommunen generiert und uns sicher und sauber mit Energie versorgt. Mit der Studie „Klimaneutrales Stromsystem“ haben wir Lösungsansätze aufgezeigt, die demonstrieren, dass trotz Atomausstieg 2022 und Kohleausstieg 2030 keine weiteren Gaskraftwerke auf Basis fossiler Gase mehr gebraucht werden,“ so Peter weiter.