Standschaden

Aufgrund der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Lockdown ist der Drang nach Reisefreiheit groß. Das schürte bei vielen den Wunsch nach Wohnwagen und Wohnmobil so richtig an. Da neue Fahrzeuge aufgrund langer Lieferzeiten schwer zu bekommen sind, wird auf dem Gebrauchtfahrzeugmarkt gesucht. Wer dann fündig geworden ist, will am liebsten sofort in die Osterferien starten. Doch manchmal klappt das nicht so, wie luckx – das magazin erfuhr.

Reifen prüfen

Gerade Neueinsteiger kaufen Reisemobil oder Wohnwagen auch schon mal gebraucht. Das wichtige Thema Reifen haben dabei die wenigsten im Blick, was oftmals für alte Hasen genauso gilt. Dabei stellen überalterte oder verschlissene Pneus ein erhebliches Risiko dar.

In Bezug auf die gesetzliche Mindestprofiltiefe gelten für Reisemobile und Wohnwagen die gleichen Regeln wie für andere Kfz und Anhänger. 1,6 mm müssen es sein. Empfehlenswert sind jedoch mindestens 4 mm, damit das Fahrzeug bei starkem Regen nicht aufschwimmt: Stichwort Aquaplaning. Da die meisten Campingfahrzeuge nur wenige Wochen im Jahr bewegt werden, sind überalterte Gummis jedoch ein viel häufigeres Problem. Profiltechnisch mag das alles noch so gut aussehen, wenn sich jedoch die Weichmacher erst aus der Mischung verflüchtigt haben, bricht die Performance deutlich ein. Die Reifen bekommen durch diesen Prozess nicht nur immer mehr Risse, sondern werden auch hart, wodurch viel Grip verloren geht. Im schlimmsten Fall kann sich die Lauffläche lösen, was ein hohes Unfallrisiko birgt. Alte Reifen, Sommerhitze und hohe Zuladung bilden hier oft einen gefährlichen Cocktail. Erschwerend kommt hinzu, dass die Weichmacher bei selten genutzten Fahrzeugen nicht regelmäßig aktiviert werden, da dies nur im Fahrbetrieb geschieht.

Reifenwechsel

Spätestens nach 6 bis 8 Jahren sollte man die Reifen deshalb austauschen. Bei Wohnanhängern mit einer 100-km/h-Zulassung müssen es sogar weniger als 6 Jahre sein, so will es der Gesetzgeber. Doch wie erkennt man das Alter eines Reifens? Die letzten vier Stellen der auf der Flanke angegebenen DOT bezeichnen das Herstellungsdatum. Steht dahinter etwa „1020“, heißt das, die Produktion erfolgte in der 10. Woche 2020. Damit die Pneus während langer Standzeiten möglichst geschont werden, sollten sie mit 0,2 bis 0,3 bar mehr Druck befüllt werden. Ein weiterer Tipp: Reifen per Reifenwiege oder Luftkissen entlasten. Hierdurch werden die sogenannten Standplatten vermieden. Das Ausdrehen der Stütze hingegen bringt hier keinen Vorteil. Sonne, Wind und Wärme sowie ganz besonders das gasförmige Ozon aus der Atmosphäre setzen den Reifen ebenfalls zu. Gerade in sonnigen Gefilden oder bei längeren Standzeiten sollte man sie deshalb nach Möglichkeit abdecken.

Geschwindigkeitsindex

Die Beschriftung der Seitenwand offenbart jedoch noch weitere interessante Informationen. So ist dort auch der sogenannte Speedindex zu finden, der Auskunft über die zulässige Höchstgeschwindigkeit gibt. Bei Anhängern mit 100-km/h-Zulassung sollte dort mindestens der Buchstabe „L“ für 120 km/h stehen, da hier der Gesetzgeber eine gewisse Sicherheitsreserve einfordert. Und auch bei Sommerreifen für Wohnmobile muss der Wert mit der eingetragenen Höchstgeschwindigkeit harmonieren. Die zwei- oder dreistellige Zahl vor dem Speedindex zeigt die Tragfähigkeit des Reifens an. Der Fahrzeugschein bietet dabei Orientierung, welche Traglasten bei der Neubeschaffung benötigt werden. Auf die alten Reifen sollte man sich bei gebrauchten Wohnwagen und Reisemobilen hingegen nur bedingt verlassen, da man nicht ausschließen kann, dass sich hier der Vorbesitzer „vergriffen“ hat. Wer sich nicht absolut sicher ist, fragt am besten den Reifenhändler oder sucht im Internet. Wer einen zu hohen Loadindex wählt, geht zwar kein Risiko ein, muss jedoch aufgrund der steiferen Flanken unter Umständen mit einem etwas herberen Fahrkomfort leben, wenn sich allzu herbe Fahrbahnschläge auf das Zugfahrzeug übertragen.