Der Braunschweiger Löwe weint nicht. Er steht standhaft vor der Burg Dankwarderode auf dem Domplatz und schaut zuversichtlich in die Zukunft. Darüber hinaus ist er auf allen Straßen der Welt unterwegs: früher auf Büssing-Fahrzeugen, heute klebt er an jedem MAN-LKW und -Bus. Doch in diesem Kriminalroman weinen Löwen große Tränen, wie luckx – das magazin las.
Die Macht der Kunst
Ohne Herzog Heinrich, der Löwe, würde München immer noch ein Dorf an der Isar sein. Dieser Heinrich brachte den Münchner u.a. das Bierbrauen bei. Doch das ist lange her. Auch in diesem Roman geht es um Geschichte. Doch dazu später.
Street-Art versteht sich als eine Art stiller Protest. Die anonymen Künstler rufen die Menschen dazu auf, einen Moment innezuhalten und das Werk auf sich wirken zu lassen. Nur wer aufmerksam genug hinschaut, erkennt mehr Wahrheit als er glaubt. So erzählt auch das Kunstwerk des weinenden Elefanten im Kriminalroman „Wenn Löwen weinen“ von Mick Schulz eine stille Geschichte. Nach seiner Vollendung an der Mauer der Kellermann Bank wird der Künstler Steinherz tot aufgefunden. Die nach Braunschweig zurückgekehrte Kriminalhauptkommissarin Hella Budda übernimmt zusammen mit ihren Kollegen den Fall. Doch dies scheint schwerer als gedacht. Neben den Konflikten innerhalb des Ermittlerteams erschweren auch das Doppelleben von Steinherz, die Reihe an Tatverdächtigen und die verwobenen Lebensgeschichten die Ermittlungen und lassen immer mehr Antworten offen. Schnell haben ihre Kollegen den angeblichen Täter im Visier, doch Hella ist anderer Meinung. Sie deckt Zusammenhänge zwischen Kunst und Finanzwelt auf, die in ein grausames Kapitel deutscher Vergangenheit führen.
Krimi mit ausgefallenem Hintergrund
Dieser Regionalkrimi ist einem Thema deutscher Geschichte gewidmet, das vor über 100 Jahren begann und dessen Spuren bis in die heutige Zeit reicht. Mit dem Mord kommt ein Stein ins Rollen, der im Verlauf der Auflösung verschiedene Richtungen einnimmt und damit die Spannung bis zum Schluss hochhält. Die Polizeiarbeit eines Kommissariats wird dargestellt. Die Konflikte in der Zusammenarbeit zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern sind glaubwürdig beschrieben. Hella Budde, als ermittelnde Kommissarin, hat sich ihren neuen Job in ihrer alten Heimatstadt sicherlich einfacher vorgestellt. Trotz aller Konfrontationen folgt sie unbeirrt ihrem Gefühl, das sie letztendlich auf die richtige Spur bringt. Der Leser kann von Beginn an mit Hella auf die Tätersuche gehen und sie bis zum Abschluss der Ermittlungen begleiten.
Der Autor
Seit er sein erstes Buch las – natürlich „Robinson Crusoe“ von Daniel Defoe – begeistert sich Autor Mick Schulz für Literatur. Eigentlich sei er ohnehin für das Erzählen geboren, wie er augenzwinkernd meint, er musste es nur erst für sich entdecken. Seitdem schreibt er Romane und das sehr erfolgreich. Besonders reizt ihn die Psychologie seiner Figuren, die er gern in einen zeitgeschichtlichen Zusammenhang stellt. Vorzugsweise spielen seine mitreißenden Plots in Brennpunkten der deutschen Geschichte, die seine Leser auf diese Weise von einer anderen Seite erleben können. Vor allem in seinen Krimis greift er gern brisante Themen auf. Schulz lebt und arbeitet seit Jahren in seiner Wahlheimat, dem Oberharz.
Wenn Löwen weinen, von Mick Schulz, 250 Seiten, erschienen bei Gemeiner.