Es geht auch kleiner

Schlafzimmer, Esszimmer, Hobbyraum, Sauna, Arbeitszimmer und großzügiges Bad sind vielfach die Vorstellungen von Bauherren und Baudamen. Doch geringe Bauflächen, steigende Baupreise, höhere Finanzierung usw. zwingen zu Veränderungen, wie luckx – das magazin recherchierte.

Stadtflucht

Nördlich von Berlin, mitten im Naturpark Barnim, steht auf einer Lichtung zwischen Kiefern, Eichen und Buchen ein schmales Haus, das sich mit seiner grauen Fassade harmonisch in seine Umgebung einfügt. Ursprünglich war das kleine Haus mitten in einem Naturschutzgebiet als Rückzugsort aus dem hektischen und lauten Berlin gedacht. Doch dann kam alles anders: Aus verschiedenen Gründen kündigten Ilka und Tamás Schneemann ihre Altbauwohnung und wagten den mutigen Schritt, mit den beiden Kindern in ein rund 80 Quadratmeter großes Haus zu ziehen.

Nachdem wir das Haus mit dem Fertighaushersteller WeberHaus gebaut hatten, nutzten wir es nur selten”, erinnert sich die Bauherrin.

2Irgendwann fühlte sich die Situation einfach nicht mehr gut an, ein Haus zu beheizen und zu belüften, in dem man nur gelegentlich zu Gast war.” Damit das offen gestaltete Wochenendhaus jedoch für die Familie als Hauptwohnsitz funktionieren konnte, mussten im Erd- und Obergeschoss Wände für die beiden Kinderzimmer eingezogen werden. Glücklicherweise wurden solche Veränderungen schon vorgedacht, was die Umsetzung erheblich vereinfachte. Da der Platz für ein Elternschlafzimmer nicht ausreichte, stellten die Schneemanns ein zusätzliches Tiny House auf das Grundstück. Es dient nicht nur als Elternschlafzimmer, sondern auch als Bürofläche, Hobby-Musikstudio sowie Gästehaus.

Raus aufs Land

Aber zurück auf Anfang: 2014 machte sich das Ehepaar auf die Suche nach einem geeigneten Grundstück und fand ein ruhiges Stückchen Erde nur 28 Kilometer entfernt von Berlin Mitte. Einziger Haken: Es war nicht als Bauland ausgewiesen. Aber zum Glück freute sich die Gemeinde über neue Einwohner und die Bauvoranfrage wurde genehmigt sowie die Trinkwasserleitung extra bis zu Familie Schneemann verlängert. Was die Architektur anging hatten die beiden genaue Vorstellungen. Während der Internet-Recherche stieß Ilka Schneemann schon im Vorfeld auf ein passendes Hauskonzept. Allerdings wurde es seit den 90iger Jahren so nicht mehr angeboten. „Kein Problem”, meinte der Bauberater. „Dann bauen wir Ihnen eben genau so ein Haus nach.” Gesagt, getan! Gemeinsam mit dem Bauberater wurden die eigenen Zeichnungen leicht angepasst und ein paar neue Ideen wie die festen Eckverglasungen eingefügt, die heute diesen wunderschön weitläufigen Blick auf den Wald freigeben. Im Mai 2018 war es dann soweit und das Haus von Familie Schneemann wurde gebaut. Allerdings verlief nicht alles ganz nach Plan: „Direkt der erste Lkw ist im Waldboden stecken geblieben”, erinnert sich Ilka Schneemann und fügt lachend hinzu: “Ein Nachbar musste mit dem Traktor kommen und den Lkw durch den Wald ziehen.” Die restlichen Tage waren dann ein bisschen wie im Zeltlager. „Ich habe jeden Tag für den Montage-Trupp gegrillt. Alle hatten viel Spaß und die Handwerker meinten, bei uns im Wald sei es fast wie im Urlaub”, erzählt Tamás Schneemann.

Außen dunkel, innen hell

Diese Erholung und Idylle genießt die Familie heute sehr. Aber nicht nur die Natur, sondern auch das Eigenheim an sich strahlt Ruhe aus. Der zweigeschossige Baukörper mit einem Erker zeigt sich schlicht und modern und dank der dunklen Fassadengestaltung fügt er sich völlig unaufgeregt in die ländliche Umgebung ein. Anfangs löste jedoch der Wunsch nach einer grauen Fassade Verwunderung aus. Im Hausinnern dominiert die Farbe Weiß, wodurch die Räume größer wirken. Zudem sorgen bewusst ausgewählte Deko-Elemente für Klarheit und große Fensterflächen fluten die Zimmer mit viel Tageslicht. Bei einem kleinen Haus ist es besonders wichtig, dass die Räume nicht mit Dingen überfrachtet werden. Deshalb musste das Ehepaar vor dem Umzug ordentlich aussortieren. „Wir haben uns richtig downgesizt und vier Tage lang unseren Keller ausgemistet, so dass wir mit nur ganz wenigen Kisten eingezogen sind“, erzählt die Bauherrin. Heute fühlen sich Ilka und Tamás Schneemann in ihrem kleinen Haus weniger überfordert und noch weitere Vorteile bringt so ein Minihaus mit sich. Zum Beispiel niedrige Energiekosten. Gerade einmal etwa 1.500 kWh für Warmwasser und Heizung benötigt die vierköpfige Familie im Jahr. „Ziemlich gut“, findet das der Bauherr. Ausschlaggebend hierfür ist die ökologische Gebäudehülle ÖvoNatur Therm mit ihrer hervorragenden Dämmeigenschaft, aber auch ein gesundes Verhältnis zwischen Wärmepumpe und zu beheizender Wohnfläche.

Familienleben im Minihaus

Die Familie hält sich meistens im Erdgeschoss auf. Entweder am Esstisch oder im Kinderzimmer vom dreijährigen Jóska, was gerne als Familienzimmer genutzt wird. Später soll der Raum wieder seine ursprüngliche Funktion als Wohnzimmer erhalten. In das Obergeschoss führt ein urbanes und gerades Fertigteil-Betontreppenelement, das bewusst roh und unverkleidet umgesetzt wurde. Hier befindet sich das Jugendzimmer der 14-jährigen Cosima. Ein Badezimmer sowie eine offene Sofa-Ecke, wo gerne abends Filme über den Beamer geschaut werden, ergänzen das Raumangebot. Passende Möbel für das kleine Haus zu finden, war eine Herausforderung. So ist zum Beispiel das Sofa maßangefertigt. „Im Idealfall sollten die Dinge multifunktional sein und zentimetergenau in die Räume passen”, weiß die Bauherrin. Ihr Traum wäre es, mit einem Innenarchitekten das Haus noch weiter durchzustylen. Tamás Schneemann sagt dazu nur: „Meine Frau ist ziemlich perfektionistisch veranlagt. Ich selbst, aber auch alle, die uns besuchen kommen, sind einfach nur begeistert von ihrer eleganten Art, Räume mit wenigen, aber sehr ausgewählten Dingen zu gestalten.”